Re: [ox] Veranstaltungen am LinuxTag
- From: Martin Schulze <joey infodrom.org>
- Date: Sat, 2 Aug 2003 11:33:15 +0200
Barbara Gruen wrote:
Stefan Merten <smerten oekonux.de> schrieb am Mon, Jul 07, 2003 at 11:25:10PM [PHONE NUMBER REMOVED]
Hi Liste,
> Referent: Martin "Joey" Schulze, Debian
> Sa, 12.07.2003, 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr.
Eindrücke unter der Fragestellung: Wie funktioniert das, 1000 Frei- und
Eigenwillige in konstruktiver Projektarbeit zu koordinieren?
Betroffen von der doch recht straffen Organisationsstruktur sind
natürlich nicht nur Programmierer, sondern als ebenso wichtiger Teil des
Projektes die Leute, die die Dokumentationen und Übersetzungen
schreiben. Die Anwender schließlich können nur gebeten werden, sich
durch Bugreports an dem Projekt zu beteiligen.
1) Klare und begrenzte Verantwortlichkeiten,
wobei der Fall, dass ein Mensch für 100 Pakete verantwortlich ist, als
Ausnahme geknnzeichnet wurde.
I.d.R. kümmert sich jeder um die Pakete, an und mit denen er auch selber
gearbeitet hat.
2) Festes Regelwerk, das viele Frage- und Diskussionsmöglichkeiten gar
nicht erst aufkommen lässt. Das betrifft den überwiegend technischen
Teil des Procedere, das ein Paket durchlaufen muss, bevor es accepted
und aufgenommen wird. Da gibt es keine Diskussionen mehr, dem hat sich der
Mitarbeiter unterzuordnen.
3) Schaffung von Raum für das Wesentliche
durch Arbeitsteilung und Automatisierung, z.B. das Übersetzen eines Paketes
für die verschiedenen Plattformen geschieht fast vollautomatisch.
Auch die Übersetzer/Dokumentare werden automatisch benachrichtigt, wann es
wo was zu tun gibt - und das "Wie" regelt überwiegend wieder das bereits
vorhandene Regelwerk.
Fazit: menschliche Urteilskraft und Kreativität soll sich auf die Bereiche
konzentrieren können, wo sie tatsächlich unersetzlich ist.
4) Diskussionen um (technische) Neuerungen, Änderungen, Verbesserungen
führen entweder irgendwann zu einem Konsens - dann werden die Änderungen
durchgeführt. Oder es ist kein Konsens möglich. Dann bleibt alles, wie
es ist - schließlich kann man keinen Freiwilligen zwingen. Die Erfahrung
habe auch gelehrt, dass Mehrheitsbeschlüsse, denen sich ein Entwickler
unterzuordnen hat, letztlich kontraproduktiv sind: ein murrender
Programmierer programmiert dann eben nicht ;)
5) Wer bestimmt das Framework, die festen Regeln?
In technischen Dingen: Autorität einiger anerkannter Leute sowie
Konsensverfahren.
In politischen/ideologischen Fragen: Wahl, Abstimmung.
Diese Antwort habe ich zunächst nicht weiter hinterfragt und wüsste nun gerne
von Oekonux-Debianlern: wie funktioniert das?
von Oekonux-Debianlern: wie funktioniert das? Ab wann ist etwas eine
technische Frage - z.B. Beispiel Rolle von BSD und seiner Lizenz ...
Wann wirkt ein Machtwort und von wem? Und wann wird
zur Abstimmung geschritten - und wie? Wie erpressbar ist die ganze
Organisation, wenn nun partout eine Gruppe etwas durchsetzen möchte?
Wie hoch ist die Fluktuation?
Fragen einer nur zum Mail verwalten Debian nutzenden Anwenderin.
Kannst Du konkrete Fragen stellen und ein Cc an mich schicken, da ich
die Ökonux-Liste nur *sehr* unregelmäßig lese und Deine Mail auch nur
durch Forward von Florian mitbekommen habe.
Ab wann ist etwas eine technische Frage - z.B. Beispiel Rolle von
BSD und seiner Lizenz ...
Alles, was die Technik betrifft, ist eine technische Frage.
Beispiele:
- Wo soll Datei foo hin?
- Muß ich ein Bibliothekspaket in libfoo und libfoo-dev aufteilen?
- Darf ich Dokumentation komprimieren?
- Können wir nicht CUPS als default-Printservice nehmen?
Fragen zu Lizenzen sind keine technische Fragen, sie werden daher auf
debian-legal diskutiert.
Wann wirkt ein Machtwort und von wem?
Ein Machtwort wird dann ausgesprochen, wenn kein Konsens möglich ist.
Damit stößt Du ziemlich viele Leute vor den Kopf. Sie werden das
Machtwort daher nicht akzeptieren.
Machtwort: Wir wollen einen grafischen Installer.
Schön, dann schreib den mal schön. Viel Spaß.
Ohne Konsens werde die Leute der Entscheidung nicht folgen.
Stattdessen werden konkurrierende Systeme entwickelt und die
Unterstützung findet nicht im gewünschten Maße statt.
Ein Projektleiter darf daher nicht diktatorisch regieren, sondern muß
sanft leiten.
Und wann wird zur Abstimmung geschritten - und wie?
Über wichtige Dinge, die das Projekt betreffen wird gewählt. Siehe:
http://www.debian.org/devel/constitution
http://vote.debian.org/
Wie erpressbar ist die ganze Organisation, wenn nun partout eine
Gruppe etwas durchsetzen möchte?
Erpreßbar? Inwiefern? Wenn eine Gruppe etwas durchsetzen will, soll
sie es doch tun. Debian ist frei und es steht ihnen frei, einen Fork
zu machen (siehe Stormix, Progeny, Libranet, Gibraltar, Lindows,
Xandros, Knoppix etc.)
Wie hoch ist die Fluktuation?
Worin?
Entwickler: ziemlich viele kommen hinzu, wenige verlassen das Projekt
(meist aus persönlichen Gründen, z.B. plötzlich mit Frau + Kind)
Pakete: ziemlich viele kommen hinzu, wenige werden gelöscht.
Fragen einer nur zum Mail verwalten Debian nutzenden Anwenderin.
Immerhin. :)
Gruesse,
Joey
--
If nothing changes, everything will remain the same. -- Barne's Law
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de