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[ox] heise online: SCO vs. Linux: /* Der Beweis und seine Folgen */



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Benni <benni obda.de>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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SCO vs. Linux: /* Der Beweis und seine Folgen */



 Linux, einst nur zum Spaß von Linus Torvalds programmiert, ist auf dem
besten Weg zu einer universalen Ressource zu werden, zu einer Allmende, wie
es Wasser, Luft und das Straßennetz sind. Seit Jahrhunderten nutzen Firmen
diese Ressourcen aus, um billiger zu produzieren. Für die meisten IT-Firmen
ist Linux hochwillkommen, weil es eine öffentliche IT-Infrastuktur zulässt,
die auf allseits anerkannte, nicht privatisierbare Softwarekomponenten
beruht. Gegen diesen Trend hat sich die Firma SCO das Ziel gesetzt[1],
Linux zu privatisieren und die GPL auszuhebeln, die die Funktion der
Allmende festschreibt. Die SCO Group[2] sieht sich als Rechtsnachfolger der
Unix-Entwicklung, aus der sich die Linux-Programmierer bedient haben, und
geht gegen Firmen wie IBM vor, die Linux unterstützen, ohne Gebühren an SCO
zu zahlen. 

 Dabei ist IBM nur der zahlungskräftigste Gegner von SCO, das grundsätzlich
alle Firmen mit einer Unix-Vorgeschichte im Visier hat. So zeigte SCO-Chef
Darl McBride auf einer Keynote zur Eröffnung des SCO-Forums[3] in Las Vegas
eine Reihe von Beispielen, die die illegale Verwendung von Unix Code unter
Linux beweisen sollten. Die von dem c't-Reporter Erich Bonnert gemachten
Fotos wurden inzwischen vom Linux-Evangelisten Bruce Perens[4] und anderen
Code-Experten wie Greg Lehey[5] untersucht. Danach kommen sie zu dem
Schluss[6], dass es sich bei dem gezeigten Code um Zeilen handelt, die sich
bis auf Unix Version 3 zurückführen lassen. Damit gehören sie zu dem Teil
des Unix-Stammbaumes, der vom "Erstbesitzer" AT&T bereits mit einer
BSD-Lizenz freigegeben wurde, die das Verändern und Übernehmen von Code
gestattet. Diese Lizenz wurde von der Firma Caldera als Rechtsnachfolger
von AT&T im Januar 2002[7] erneuert. Caldera wurde später in SCO umbenannt,
nachdem die alteingesessene Unix-Firma SCO aufgekauft wurde. Des weiteren
macht der Programmierer Greg Lehey[8] darauf aufmerksam, dass die
Linux-Version des inkriminierten Codes-Stückes von einem etwas anderen
Zweig des Unix-Stammbaums stammt, nämlich von der Irix-Variante, deren
Rechte bei der Firma Silicon Graphics liegen.

 Nach der Logik von SCO ist diese Varianz unerheblich und könnte allenfalls
Stoff liefern, auch diese Firma zu verklagen, die sich wie IBM der
Linux-Entwicklung[9] gegenüber aufgeschlossen verhält. Ob sich die Logik
von SCO überhaupt halten lässt, bezweifelt auch der Jura-Professor Eben
Moglen in einer Analyse[10], die er für die Free Software Foundation
angefertigt hat. Dabei bezieht sich Moglen auf einen Satz des Rechtsanwalts
Mark Heise aus der Kanzlei, die SCO in dem Verfahren mit IBM vertritt. Mark
Heise hatte in der letzten Woche die Ansicht geäußert, dass die GPL
insgesamt ungültig sei[11], weil sie mehr als eine Sicherheitskopie einer
Software gestatte. Diese Argumentation bezeichnet Eben Moglen nun als
frivol, weil kaum eines Rechtsanwaltes würdig, der mit ihr vor Gericht
bestehen möchte. Die Argumentation, nach der Mehrfachkopien illegal seien,
weil sie gegen das amerikanische Copyright-Gesetz verstoßen würden, würde
nach Moglen eine ganze Anzahl kommerzieller Software-Lizenzen treffen.
Gerade der vom Juristen Mark Heise in Anspruch genommene Abschnitt 117 des
US Copyright Act kann nach Moglen für das genaue Gegenteil herangezogen
werden, da er es ausdrücklich gestattet, dass Kopien von Computersoftware
ohne Lizenz angefertigt werden dürfen, ohne die Zahl der Kopien zu nennen.
Selbst das Verändern von nicht lizenziertem Code sei unter bestimmten
Umständen legal, so Moglen. Auf die Frage, ob die von SCO formulierte
Zulassung einer einzigen Kopie nicht das weiter reichende Recht eines
Urhebers beschneidet, das Kopieren von Code zu erlauben, geht Moglen in
seiner Stellungnahme nicht ein.

 Siehe dazu auch den Bericht vom SCO-Forum mit den von SCO inkriminierten
Code- und Kommentar-Schnipseln:  SCO sagt der Open Source den Existenzkampf
an[12]	(Detlef Borchers) / (jk[13]/c't)

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 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-20.08.03-000/

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 [2] http://www.sco.com
 [3] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-19.08.03-000/
 [4] http://perens.com
 [5] http://www.lemis.com/grog/SCO/code-comparison.html
 [6] http://perens.com/Articles/SCOCopiedCode.html
 [7] ftp://ftp.tribug.org/pub/tuhs/Caldera-license.pdf
 [8] http://www.lemis.com/grog/index.html
 [9] http://www.sgi.com/linux/
 [10] http://www.fsf.org/philosophy/sco/sco-preemption.html
 [11] http://www.heise.de/newsticker/data/hps-14.08.03-000/
 [12] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-19.08.03-000/
 [13] jk ct.heise.de

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