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Re: nochmal Gebrauchswert | war: [ox] Werthaltigkeit von Informationsg...



On Thu, 25 Sep 2003, Casimir Purzelbaum wrote:

* Ref.: «Re: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern»
*        Franz Nahrada 	(2003-09-19  22:29)

Hallo allerseits!

 > Stefan Meretz writes ad Holger Weiss:
 >>> Deine obige Aussage suggeriert ja letzteres, der
 >>> Nuetzlichkeitsaspekt sei allgemeiner als der Gebrauchwertaspekt. Hmmm.
 >>
 >> Ja, ich würde hier eine begriffliche Differenzierung vorschlagen, weil es 
 >> eine qualitative Unterscheidung in der realhistorischen Entwicklung gibt: 
 >> vom "bloß nützlichen Ding" zum "Gebrauchswert". Ein Gebrauchswert 
 >> bezeichnet den Nützlichkeitsaspekt der Ware. Aber nicht jedes nützlich 
 >> Ding in der Geschichte hat GW. Z.B. auch FS. Freie Software ist einfach 
 >> "nur nützlich" und frei von TW _und_ GW.
 > 
 > [...]
 > Der Warencharakter macht sich an Nützlichkeit fest. Die Differenzierung
 > "GW vs. nützlich" ist m.E. logisch und sachlich unsinnig.

Das würde ich so allgemein nicht sagen.


A long time ago (2 years now?) Franz N. convinced me that Gebrauchswert is
an aspect of the commodity, while nutzlichkeit is general. The
nutzlichkeit of a commodity may be tiny, but if it has enough to be sold,
then it has Gebrauchswert.

One commodity may have more Gebrauchswert than another, without being more
nutzlich. Clothes in this year's fashion, compared with clothes in last
year's colours, for example. The colour affects the saleability, and so
the exchange value, without affecting the usefulness in any rational
sense.

On the other hand, knowledge (eg. the binomial theorem) has great
nutzlichkeit but no Gebrauchswert. 'Linix ist wertlos' so also 'Linux
ist gebrauchswertlos (aber nutzlich)'.

This is related to Holger Weiss's distinction between 'Gesellschaft'
and concrete Gesellschaftsform.

I'm surely not talking for Franz, but that was my understanding of what
he meant, and it made sense to me... 

Graham

Wie schonmal angedeutet, wurde mit "Wert" (!) einer Sache früher u.a.
ausgedrückt, daß sie für einen bestimmten Gebrauch geeignet sei. Der
Begriff, der also früher dem Wort Wert innewohnte, hängt heute am Wort
Gebrauchswert. Ob ein Ding *nützlich* ist, sagt nichts über seine
Eignung zu einem *bestimmten Gebrauch* aus. Nützlichkeit ist also ein
wesentlich abstrakterer Begriff als Gebrauchswert. (Ich würde sogar
noch weiter gehen und behaupten, daß der Gebrauchswert einer Sache die
Eignung für den *vorgesehenen* Gebrauch beschreibt... -- ein
Kriterium, was für seine Nützlichkeit völlig irrelevant ist.¹)

Historisch und logisch gesehen ist also nicht "der Gebrauchswert der
Schatten des Werts", sondern vielmehr ist der "Wert" (im heutigen
Verständnis) der Schatten des Gebrauchswerts²! Daß dieser Schatten
sich derart in den Vordergrund gedrängt hat, daß er nun den GW selbst
in den Schatten stellt, charakterisiert aber nur die kapitalistische
Gesellschaft. Somit gilt folgendes nur für den beschränkten
kapitalistischen Begriff vom Gebrauchswert:


 > Richtig ist vielmehr:
 > Der GW-Begriff beweist durch seine Inhaltsleere, daß es der
 > warenprooduzierenden Gesellschaft auf den spezifisch nützlichen Charakter
 > der Ware nicht besonders ankommt. [...]
 > Der GW-Begriff zeigt an sich selbst daß gesellschaftliche Produktion
 > keinen bestimmten, vernünftigen Zweck realisiert sondern eben den Zweck
 > Wert. Der "GW" ist so der "Schatten" des Werts. 

Daraus, daß es einen spezifisch kapitalistischen Gebrauchswert-Begriff
gibt, kann man aber nicht ableiten, daß "Gebrauchswert" selbst ein
spezifisch kapitalistischer Begriff sei.

 > Er ist eben für sich gar nicht anders bestimmbar als durch
              ^^^^^^^^^^
 > abstrakte Nützlichkeit - für wen und für was auch immer, Hauptsache
 > der Kunde zahlt. 

*"Für sich"* ist der Gebrauchswert -- der Name deutet es an -- gar
nicht anders bestimmbar als durch die konkrete Brauchbarkeit eines
Dingses. *Für die Verwertung* hingegen ist allein dessen abstrakte
"Nützlichkeit" entscheidend. (Da erscheint der GW auf einmal nur noch
als Schatten seines Schattens.)

 > [...]  Dabei ist allerdings gerade die GPL Klausel
 > die jede spezifische Nutzungsbeschränkung ausschließt (kann auch in
 > Atomkraftwerken eingesetzt werden etc.) sowas wie eine
 > Universalisierung, Radikalisierung des GW-Standpunktes und noch
 > nicht seine Überwindung. 

Die Beschränktheit des GW-Standpunktes *im allgemeinen* habe ich noch
nicht verstanden.  (Ist vielleicht deutlich geworden ;-) Kannst Du das
nochmal erläutern?

Danke & Gruß,
Casi.

- -- -

[¹] Damit wird auch die Unterscheidung von der *zufälligen*
	Nützlichkeit von Dingen, bspw. von Gegenständen aus der Natur
	usw., klarer.  (Während sich "Nützlichkeit" allgemein die
	Beziehung des Menschen zur Umgebung ausdrückt, ist "Gebrauchswert"
	in erster Linie sozusagen eine Kategorie der "materiellen
	Kommunikation" der Menschen.)
 
[²] ... nicht aber der Nützlichkeit.
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Organisation: projekt oekonux.de



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