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Re: [ox] Regulation in der GPL-Gesellschaft



Hi Frederic et al!

Last month (46 days ago) Frederic Thiesse wrote:
Gefragt war - wie auch schon hier auf der Liste häufiger -: "Ja, wie
ist denn das, wenn sich in der vollautomatisierten GPL-Gesellschaft
jedeR ihr Auto ziehen kann und dann damit die Umwelt zerstört." Ich
hatte diesmal - und das scheint mir ein neuer Gedanke - auf die
Freie-Software-Bewegung verwiesen, die in solchen Fällen wohl einen
Freien Standard aufstellen würde.

Der Freie Standard hätte den Vorteil, dass er

* sachlich-stofflich begründet ist,

* dies ggf. an Hand der Diskussion zu dem Standard nachvollziehbar
  bliebe,

* also mit Einsicht gerechnet werden könnte,

* im Zweifelsfall es Wege gäbe, den Standard zu ändern.

wmm, was soll das jetzt für eine antwort sein, die auf eine
vergleichweise simple frage nur eine reihe formaler aspekte
aufzählt?

Na ja, laut Subject ging es ja um die Frage der Regulation. Da finde
ich das schon eine richtige Antwort.

Nebenbei: was unterscheidet denn grundsätzlich einen
derartigen "freien Standard" von irgendeinem gesetz, welches
heutzutage  per volksabstimmung, durch ein vom volk gewähltes
parlament o.ä. verabschiedet würde?

Das ist genau die Preisfrage! In meinem Verständnis ist das Gemeinsame
daran, dass es sich um OHA-Phänomene handelt. Ich würde also in der
Tat keinen *grundsätzlichen* Unterschied sehen.

Aber die Details und deren Konsequenzen für eine emanzipatorische
Vision scheinen mir doch recht erheblich. Im Wesentlichen würde ich
sagen: So wie Freie Standards entstehen, ist da weniger Entfremdung
von den sachlich-stofflichen Aspekten des jeweiligen Problems drin.

Ich meine, die Art und Weise wie z.B. in Deutschland - also gewähltes
Parlament - Gesetze zu Stande kommen hat ja nicht viel mit
sachlich-stofflichen Aspekten zu tun. Parteienprofilierung und
Bedienen von Kapitalinteressen dürfte hier der deutlich
entscheidendere Aspekt sein. Eigentlich erstaunlich, wie sehr mensch
sich von den Dingen entfremden kann und nicht sofort alles zusammen
bricht. Bleibt also viel Raum, es besser zu machen ;-) .

inhaltlich ist damit die eigentliche frage nicht ansatzweise
beantwortet: wie kann bzw. soll eine regelung zur verteilung von
gütern aussehen, bei denen die zur produktion notwendigen
ressourcen nicht unbegrenzt zur verfügung stehen?

Ja, wie? War ja nur mal so ein Gedanke in die Runde geworfen und kein
fertiges Gebäude. Aber bei Oekonux wachsen aus solchen Gedanken über
die Zeit neue Gebäude :-) .

...und was damit zusammenhängt: warum sollte eine solche
regelung in irgendeiner weise ökonomisch sinnvoller / moralisch
gerechter / ... sein als der status quo?

Sinnvoller wegen des stofflich-sachlichen Bezugs. Wobei konkret die
Frage Umweltverbrauch sich immer in einem Spannungsfeld zwischen
widerstrebenden Interessen bewegt. Noch dazu ist Technologie ein
wichtiger Parameter, der das Feld ständig verändern kann.

Von Gerechtigkeit mag ich nicht mehr so gerne sprechen, weil ich das
zunehmend für eine industriegesellschaftliche Vokabel halte. Von Moral
schon gar nicht. Emanzipatorisch sinnvoller wäre es z.B. auf Grund der
höheren Einflussmöglichkeiten.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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