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Re: [ox] Fragen der Frankfurter Rundschau an Oekonux



Stefan Merten wrote:

Anbei seine Anfrage. Ich freue mich auf diesen Thread :-) .

Ohje, ob wir da "uberhaupt ein paar homogene Antworten zustande
bringen (d.h. consens) ? :-)

Ok, anbei ein paar Ideen zu Antworten...

Freie Software wie Linux gewinnt immer mehr an Bedeutung. Alle großen
IT-Multis haben auch den "Pinguin" im Programm. Zunehmend setzen
IT-Nutzer - Unternehmen, Ämter, Privatleute - Freie Software ein.

FRAGEN: Wohin führt der Erfolg?

1. Führt er zur Integration in die Marktwirtschaft, wird Freie
   Software kommerzialisiert?

   * Sparen die auf Gewinne zielenden Firmen wie IBM oder Sun
     Entwicklungskosten, indem sie die Leistungen von
     Freie-Software-Entwicklern verwenden?

Ja, sonst w"urden sie FS nicht unterst"utzen.

   * Scharf formuliert: Hilft die Freie-Software-Gemeinde dem
     Kapitalismus?

FS hilft der Gesellschaft. IT-Unternehmen aller Art k"onnen von FS
profitieren. Daraus w"urde ich nicht schliessen, dass FS den
Kapitalismus stabilisiert.

   * Oder zumindest dem Teil der IT-Branche und Anwender, der sich vom
     Microsoft-Monopol verabschieden möchte?

Auch Microsoft-Benutzer profitieren zumindest implizit von FS. MS benutzt jede Menge Komponenten, die urspr"unglich als Freie Software
entwickelt wurden.

   * Besteht die Gefahr, dass wenn die Wirtschaft die
     Entwicklungsziele setzt, die "Kultur" der Freie Software kaputt
     geht?

Die Frage scheint mir f"ur FS nicht relevant zu sein: niemand einzelnes
kann die Entwicklungsziele von FS setzen. Entwickelt wird, was gebraucht
wird.

2. Oder kann die Art und Weise, wie Freie Software entsteht, einen Weg in
   eine  neue Ökonomie weisen?

   * Helfen IBM und Co, auch wenn sie es nicht wollen, dabei sogar?

Auf alle F"alle. Jeder, der FS Entwicklung unterst"utzt, katalysiert die
kooperative Entwicklung von Software, d.h. den freien Zugang zu dem
darin ausgedr"uckten Wissen. In der 'alten "Okonomie' w"urde eine
Kooperation dieser Art, d.h. der freie Austausch von Informationen, eher
unterdr"uckt werden (z.B. Patente).

   * Ist Kommerzialisierung von Linux "gut"?

Nicht Linux wird kommerzialisiert, sondern einzelne Distributionen. Das
ist getreu der GPL: jeder kann GPL-Software verkaufen, solange er
niemandem die Freiheit nimmt, den code selbst zu verteilen /
modifizieren etc.

   * Wie könnte der Weg zu einer alternativen Ökonomie aussehen?

   * Welche Rolle spielt das Internet dabei?

das Internet ist, wie Eben Moglen sagt, eine 'social condition', d.h.
ein sozialer Kontext hoher Vernetzung, in dem der Austausch von
Information besonders effizient funktioniert.

Dazu genauer:

A. Software ist zwar extrem wichtig für die Wirtschaft, aber sie ist
   nicht alles. Auf welchen Gebieten lassen sich
   Freie-Software-Prinzipien noch anwenden?

   * Gibt es Beispiele dafür, die über freie Musik, Texte und ähnliche
     "immaterielle" Produkte hinausgehen?

Wissenschaft, also alles was Wissen schaft, wird vom freien Austausch
profitieren.

   * Wie stehen die Chancen für "Hardware" vom Auto bis zum Joghurt?

B. Wenn es einen solchen Weg in eine andere Ökonomie gibt, wie kann
   man sich den vorstellen?

   * Geht das quasi von selbst, weil die Industriegesellschaft sich
     zur Informationsgesellschaft wandelt, oder muss der Weg
     "organisiert" werden?

   * Sind Projekte wie Oekonux mehr als ein Experimentierfeld oder
     eine Spielwiese für eine privilegierte Minderheit von Experten?

C. Wie können mehr Menschen zum Mitmachen gewonnen werden?

   * Was kann der Einzelne tun?

   * Wo liegen die größten Hürden für eine andere Wirtschaft, beim
     Markt, der Politik, den Leuten?

   * Es hat den Anschein, dass es eine Art Rollback gibt: Kampf gegen
     Musiktauschbörsen im Internet, Versuch, Softwarepatente in der EU
     einzuführen, Vorwürfe von SCO gegen Open Source. Wie ernst ist
     das für die Oekonux-Perspektive zu nehmen?

Gruss,
		Stefan (S)




________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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