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Re: [ox] Fragen der Frankfurter Rundschau an Oekonux



Hallo Stefan,

An diesem Punkt würde ich gerne mehr wissen.
...
Zahlenmäßig (Köpfe zählen) hast du
sicher Recht. Von dem gerechnet, was dabei nutzbares rauskommt, aber
nicht. Mindestens 50% des Outputs in FLOSS Bereich kommt derzeit von
Entwicklern, die für Ihre Arbeit sehr wohl bezahlt werden, weil sie
bei SuSE, RedHat, IBM, Sun oder sonstwo angestellt sind. 

Nun legst du hier Messlatten an, die keiner verifizieren kann. Was ist
denn "nutzbar"? Wenn ich 2000+ Pakete auf einer SuSE Professional oder
was-weiß-ich-wieviele Debian-Pakete habe: Sind deiner Meinung nach 50%
von Leuten geschrieben, die genau dafür bezahlt wurden? Oder sind die
anderen 50% in deinen Augen einfach nicht nutzbar?

in allem was an Software für professionelle Nutzung gebraucht wird, ich
nenne das mal den Kern  (nicht mit Kernel verwechseln!), haben die Großen
ihre Finger drin. Wer braucht schon 2000 Pakete? Den fünften Editor und
das sechste DNS oder Mail-System? Ich will nicht abstreiten, dass es
seinen Zweck hat und auch globale Vorteile, dass es sowas gibt. Bestimmt
1500 Pakete von diesen 2000 sind wohl kaum zum Kern zu zählen (nicht mit
Kernel verwechseln!). 

Allerdings tendiere ich auch dazu, quasi die Gesamtarbeitszeit dessen
zu rechnen, was (z.B.) ich heute so benutze. Das ist ja oft schon
älter (woraus SCO jetzt bekanntlich versucht Honig zu saugen). Dennoch
habe ich nicht das Gefühl, dass an den vielen, vielen Paketen 50%+
bezahlte Leute arbeiten. Deswegen meine Nachfrage: Kannst du das
irgendwie belegen? Diese Frage interessiert mich schon lange. Der
FLOSS-Survey gibt das jedenfalls nicht her:

Nein, an den 2000+ Paketen nicht. Aber die zentralen Linux-Kernel-Hacker
sind bekanntermaßen fast alle bei RedHat, SuSE (jetzt Novell) oder auch
Citrix angestellt. GNOME wird zum großen Teil von XIMIAN (jetzt Novell)
und auch Sun entwickelt. 95% der OpenOffice Programmierer sind bei Sun
angestelltm wenn auch die OOo Gesamt-Community (mit Übersetzer,
Doku-Schreibern etc.) bunter ist.

Beim GNU-System selbst weiss ich es nicht sicher, aber wenn man so in die
Repositories guckt, auch wieder haufenweise SuSE, RedHat, IBM etc. pp.

Bei Mozilla waren die meisten Entwickler bis vor kurzem noch von
Netcape/AOL angestellt, große Teile auch von Sun.

Interessieren würde es mich z.B. im Bezug auf GDB, weil der im Vergleich
zu MS-Dev als Debugger so grottenschlecht ist, dass es echt ein Handicap
für die Entwicklung von FLOSS Software ist. Ich hoffe, dem nimmt sich mal
jemand professionell an, damit der auch in großen Programmen und mit
Threads ordentlich funktioniert. Ja, ja, ich weiss, ist ja OpenSource,
könnte ich ja selber machen. Aber das ist genau der Punkt, kann ich nicht,
weil mir das spezielle KnowHow genauso fehlt, wie die Zeit dazu.


	http://floss1.infonomics.nl/stats.php?id=9

Da gehen aber auch diese 1500 Pakete ein, die mal dieser und mal jeder
braucht, die man aber kaum zum Kernsystem zählen kann. Und ohne dieses
Kernsystem wäre keine FLOSS Software-Umgebung nutzbar. Zudem ist das
wieder ein "Head-Count", keien "INput.Count" (eingesetzte Zeit) oder bar
"Output-Count" (nutzbare Ergebnisse). Und selbst dort meldete etwa
dieselbe Anzahl, dass sie in irgend einer Weise für ihr FLOSS Engagement
bezahlt werden, wie diejenigen, die nicht dafür bezahlt werden. Rechne
doch mal die verschiedenen "Yes" Antworten dort zusammen! (Kommt nur eh
irgendwie mehr als 100% raus, wenn man alle zusammenrechnet.) Mindestens
diese sollte man da wohl mitrechnen:

Yes, directly: I am paid for developing OS/FS.15.58%
Yes, directly: I am paid for supporting OS/FS. 11.81%
Yes, directly: I am paid for administrating OS/FS. 18.31%
Yes, indirectly: but I also develop OS/FS in my work 12.74%

Diese Aussage ist so falsch, wie sie nur sein
kann.

Da bin ich nicht so sicher. Ich arbeite seit Jahren in einem
Forschungsinstitut - und von der Wissenschaft sollte mensch ja meinen,
dass sie Freier Software nahe steht. Aus meinen Erfahrungen heraus ist
das aber überhaupt nicht der Fall. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es
einen deutlich wahrnehmbaren Unterschied zwischen einem proprietären
Klima und einem Freien. Hast du andere Erfahrungen? Wie steht es mit
anderen Leuten, die Freie und proprietäre Software-Entwicklung kennen?

Ich habe beiderlei Erfahrungen, arbeite seit 13 Jahren an StarOffice und
seit 3 Jahren an OpenOffice.org. Klar, ist die Entwicklung anders
geworden, aber gleichzeitig sind wir ja auch von Sun übernommen worden.
Und ich meine, größere Teile der Veränderungen der Konzerzugehörigiekt als
der OSS Entwicklung zuschreiben zu müssen. Und diese nichtmal im negativen
Sinn.

Wenn ihr eure Augen dem genenüber verschließt, geht ihr von falschen
Voraussetzungen aus. 

Nun, in solchen Dingen gibt es sicher kein "wir".

Damit meinte ich natürlich diejenigen, deren Antwort auf die Frage "Sparen
Konzerne mit FLOSS Entwicklungskosten" völlig undifferenziert mit "ja"
antworteten. Und wenn das "ja" kommentiert wurde, dann eher in der
Hinsicht, dass die Konzerne Entwicklungsarbeiten "kostengünstig an die
Community auslagern", was das undifferenzierte "ja" noch falscher macht.

ich will keinesfalls die Arbeit der wirklich freiwilligen unbezahlten
Entwickler schmälern. Einzig und allein geht es mir darum, dass erkannt
wird, wieviel die verhassten Konzerne zu FLOSS beisteuern - und dabei ich
bin selbst ein Gegner des "Corporatism", sowie von Gesellschaftsformen
Corp., AG etc.

Alles Gute wünscht
	Michael

-- 
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