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[ox] Filesharing-Text



Hallo Liste,

Ich hab einen Text über Filesharing geschrieben, der eigendlich so
einleuchtend klarmacht, das Filesharing "gut" ist, dass es mir ein wenig
unheimlich ist. Also bevor ich ihn veröffentliche, wollte ich ihn hier
mal posten. Vielleicht fehlt ja noch was, oder ist doch unlogisch.

Wenn ja, mal was zu schreiben.

PS: Hoffentlich darf man hier sowas posten. Wenn nicht, Beitrag
ignorieren.

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Zur Beendigung der lächerlichen Filesharing-Debatte

Die Frage, ob KazaaLite[1] und Co. böse sind oder gut, ist eigendlich
überflüssig. Der Markt hat sich längst dafür entschieden, und die
Politik hat einfach nicht die Werkzeuge in der Hand um etwas dagegen zu
unternehmen. Auch die Sabotageversuche der Industrie haben sich
verlaufen. Filesharing ist nicht aufzuhalten, selbst durch einen
Terroranschlag auf UUNET 701 nicht.

Trotzdem wird die Ausbreitung noch kurzfristig ein wenig eingedämmt
durch Anti-Raubkopien-Innitiativen und scheinheilige Moralapostel. Diese
versuchen den Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden, was bei
besonders dummen unter denen sogar manchmal klappt. Dieser Artikel soll
zeigen, dass diese Leute unrecht haben, und das Raubkopieren gut ist.

Musikalische Innovation braucht den Wert nicht, um zu existieren

Gegner der Filesharing- oder Peer-to-Peer-Netzwerke sind oftmals der
Meinung, ohne Entlohnung gebe es auch keine künstlerische Innovation.
Mal davon abgesehen, dass kommerzielle Musik sowieso nicht besonders
innovativ ist, ist dieser Einwand leicht zu entkräften.

Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es ein Bedürfnis nach einem
Ausdruck der eigenen Persöhnlichkeit, von Ideen, usw. gibt. Moderne
Belege dafür sind die derzeit massenhaft aus dem Boden sprießenden
Netz-Labels(z.B. [2], [3]). Hier bekommen Künstler ähnlich wie bei
"Hardware-Labels" die Chance geboten, ein Publikum zu erreichen,
allerdings ohne dafür entlohnt zu werden. Wer mal einer der Seiten einen
Besuch abstattet, wird sehen, dass hier durchweg good quality music
geboten wird. Vielleicht kann sich ein Musikkonsument sogar
ausschließlich von Monotonik "ernähren", es gibt Leute, die das
behaupten[4].

Natürlich ist das nicht alles, also einfach mal nen bisschen googeln,
das ganze Netz ist voll solcher Inhalte, es besteht quasi daraus, oder
zumindest kann man sich den Rest sparen.

Musik etc. aneignen schafft nicht Armut sondern Reichtum

Das am häufigsten gehörte Argument gegen Filesharing ist, das
Filesharing Musiker verarmen lasse. Komischerweise stört sich niemand an
der potentiellen Armut der Vertriebsleute, wo doch diese in der
traditionellen Musikindustrie unersetzlich sind, mit dem
Internetzeitalter aber überflüssig werden. Denn bei peer-to-peer
vertreibt sich die Musik von selbst. Mit "Produzenten" sind im folgenden
also immer beide Gruppen gemeint.

Nimmt man an, ein Lied sei durchschnittlich einen Euro wert, würden die
ganzen Leute, die dafür sorgen, dass eine CD in die Läden kommt, pro
Lied, dass nicht gekauft wird um diesen Betrag ärmer.

Allerdings stehen Hardware-Labels zueinander in Konkurenz. Weil sie
Angst haben, der schärfste Konkurent könnte sie mit einer gewaltigen
Werbekampagne aus dem Weg räumen, müssen sie ihrerseits große Teile des
Euros in Werbung und geschicktes Managment investieren, um Kapital zu
akkumulieren. Marx nennt das das "automatische Subjekt", und der kann es
auch sehr gut erklären. Interessierte seien auf ihn verweisen. Der Teil
des Euros der übrigbleibt, geht jedenfalls den Künstlern/der Industrie
also verloren. Man kann also folgende Tabelle aufstellen.


				Produzenten					Konsumenten

traditioneller Vertrieb 	1 - n							1
				n = Geld für Kapitalakkumulation	Haben das Lied für 1 Euro
													
FileSharing			/							1 + 1
				Haben gar nichts			Haben das Lied und den Euro

Die oben gezeigte Tabelle geht aber davon aus, dass beim FileSharing die
gleiche Anzahl Lieder runtergeladen wird, die sonst verkauft würde. Das
ist aber natürlich nicht der Fall. Arme Menschen in unterentwickelten
Regionen der Welt würden beispielsweise gar keine Musik kaufen. Und
selbst Leute, die Musik kaufen würden, werden sicher viel mehr Musik
konsumieren, wenn diese nichts kostet. Den Euro behalten aber nur die
potentiellen Käufer. Also ist die folgende Tabelle sicher richtiger.

				Produzenten					Konsumenten

traditioneller Vertrieb		1 - n						1

FileSharing			/						1 + 1 * x = 1 + x
											mit x = r / g
										r = runtergeladene Lieder
										g = früher gekaufte Lieder

Niemand weiß genau, wie groß x ist, aber es ist sicherlich um ein
vielfaches größer als 1 - n. Wer Musik und natürlich auch andere
Mediendateien runterlädt schafft also gesellschaftlichen Reichtum. Es
ist eine Schande, Filesharer und sogenannte Raubkopierer zu
kriminalisieren, nur um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen. Eher
sollte man versuchen, auch für andere Güter solche Vertriebswege zu
fördern, von denen dann auch die Musiker etwas hätten, eine schöne
Aufgabe übrigens für die Leute, denen ständig langweilig ist.

[1] http://www.kazaalite.tk
[2] http://www.monotonik.com(House/Ambient)
	Empfehlung: S.T. und Grandma
[3] http://www.thinnerism.org(Dub/Dancehall)
[4] Interview mit (Platzhalter)
http://link-aus-de:bug, wenn online.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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