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[ox] Schnipsel 6/6



Liebe Liste,

so, das ist erst mal für einige Zeit wieder die letzte
Schnipselsammlung von mir.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Aus: Linux-Magazin 8/03, Seite 23

Linux im bayerischen Wahlkampf

Nach der Entscheidung der Stadtverwaltung München, im Laufe der
nächsten Jahre von Windows auf Linux zu migrieren, werden Open Source
und Linux immer mehr zu einem politischen Thema in der bayerischen
Landeshauptstadt - sogar auf Wahlplakaten, in Bayern stehen im Herbst
die nächsten Landtagswahlen an.

Vor allem einzelne SPD-Politiker sehen Linux als eine Möglichkeit, im
CSU-dominierten Bayern an Profil zu gewinnen. "Mehr Linux - mehr
Freiheit" ließ die Landtagsabgeordnete Monica Lochner-Fischer in
einigen Stadtteilen Münchens plakatieren und Microsoft fühlte sich
prompt "politisch angegriffen". Gegenüberdem Magazin "Focus" sagte
Firmensprecher Hans-Jürgen Croissant: "Das ist, als würde man hier
plakatieren: "Kauft mehr Daimler Chrysler." Lochner-Fischer ist von
Beruf Programmiererin und hat bereits 1986 den "Sozialdemokratischen
Computerclub" gegründet. Derzeit befasst sie sich vor allem mit
haushaltspolitischen und Gleichstellungsfragen.

Die CSU führt in der Zwischenzeit eine Doppelstrategie. CSU-Stadträte
hatten die geplante Linux-Umstellung kritisiert und gerieten in den
Verdacht, sich als Erfüllungsgehilfen Microsofts einspannen zu lassen.
Die von der Stadt gefasste Entscheidung soll jetzt auf Betreiben der
CSU von der Regierung des Bezirks Oberbayern überprüft werden. Laut
Auskunft von Frau Lochner-Fischer geht das aber nur, wenn bereits eine
Ausschreibung erfolgt ist. Das ist in München nicht der Fall.

Um das Thema Linux nicht komplett der SPD zu überlassen, hat das
Bayerische Finanzministerium unter Kurt Faltlhauser (CSU) bekannt
gegeben, dass die Bayerischen Vermessungsämter bereits jetzt komplett
auf Linux umgestiegen seien, und zwar im Rahmen eines Pilotprojekts.
"Damit ist die Vermessungsverwaltung die erste Staatsverwaltung in
Deutschland, die sich für ihre Vermessungsämter vollständig für den
Aufbau einer auf Linux basierten IT-Infrastruktur entschieden hat", so
ließ der Minister mitteilen. Das Amt hat etwa 80 Server und rund 3000
Clients im Einsatz. Die Mitarbeiter werden sich wohl nicht groß
umgewöhnen müssen: Bisher kam vor allem Solaris zum Einsatz.

Ein Kostenvergleich des Amtes zeigt, dass bei den dortigen Bedingungen
die Linux-Variante dramatisch günstiger ist als eine
Microsoft-Infrastruktur. Die kumulierten Kosten nach fünf Jahren
würden demnach etwa 17 Millionen Euro für die Microsoft-Variante,
jedoch nur rund 8 Millionen für Linux/Open Source betragen.

Eine weitere Behörde, deren Umstellung geplant ist, ist der Bayerische
Oberste Rechnungshof. Der hatte schon im letzten Jahr aus
Kostengründen mehr Open Source in der Verwaltung gefordert und geht
nun mit gutem Beispiel voran. (uwo)

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Aus: c't 17/03, Seite 27

Tim Gerber

Klage-Mauern

Karlsruhe soll Bertelsmann vor dem Napster-Prozess schützen

*Im Schadensersatzprozess wegen der einstigen Napster-Beteiligung hat
Bertelsmann in den USA Klageabweisung beantragt. Am deutschen
Hauptsitz in Gütersloh will der internationale Konzern jedoch die
US-Klage gar nicht erst annehmen und das Bundesverfassungsgericht soll
die Zustellung verhindern.*

Der Medienriese Bertelsmann sieht sich wegen seiner früheren
Beteiligung an der Musiktauschbörse Napster seit einigen Wochen mit
einer Schadensersatzforderung in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar
konfrontiert. In Deutschland darf Bertelsmann die Klageschrift in dem
vor dem Bundesgericht in New York geführten Prozess jedoch vorerst
nicht offiziell zugestellt werden, entschied das
Bundesverfassungsgericht (BVerfG)in einer Eilentscheidung Ende Juli.
Die Zustellung hätte gemäß Rechtshilfeabkommen mit den USA durch das
Oberlandesgericht Düsseldorf erfolgen sollen. Bertelsmann hatte zuvor
die Annahme des Schriftstücks verweigert und gegen die amtliche
Zustellung Beschwerde beim BVerfG eingelegt. Durch den Prozess in den
USA, hinter dem unter anderem die Bertelsmann-Rivalen EMI und
Universal stehen, sieht sich der Konzern in grundgesetzwidriger Weise
in seiner Gewerbefreiheit (Art. 12 GG) und seinem Eigentum (Art. 14GG)
beeinträchtigt.

Ganz ausschließen wollen auch die Verfassungsrichter nicht, dass das
Verfahren in den USA gegen rechtsstaatliche Grundsätze verstoßen
könnte. Zwar hatte das BVerfG in einer früheren Entscheidung
festgestellt, dass die im amerikanischen Zivilrecht üblichen "punitive
damages" (Strafschadensersatz) nicht "unzumutbar" seien[1], würden
jedoch "Verfahren vor staatlichen Gerichten in einer offenkundig
missbräuchlichen Art und Weise genutzt, um mit publizistischem Druck
und dem Risiko einer Verurteilung einen Marktteilnehmer gefügig zu
machen, könnte dies deutsches Verfassungsrecht verletzen".

Auf den Gang des New Yorker Verfahrens hat der Vorgang in Deutschland
kaum Auswirkungen. Dort wurde die Klage bereits an die
Bertelsmann-Vertretung und die amerikanischen Tochtergesellschaften
rechtswirksam zugestellt und Bertelsmann hat inzwischen reagiert: Das
Urheberrecht biete keinerlei Grundlage für derartige
Schadensersatzansprüche. Schließlich habe man der mittlerweile
eingestellten Musiktauschbörse lediglich Darlehen gewährt, obendrein
mit dem ausdrücklichen Ziel, Napster mittels Lizenzierung zu
legalisieren, begründeten die Bertelsmann-Anwälte ihren
Klageabweisungsantrag. Mit der Beschwerde vor dem deutschen
Verfassungsgericht wollen die Bertelsmänner wohl vor allem für den
Fall einer Verurteilung in den USA vorbeugen. Erklärt Karlsruhe das
US-Verfahren für rechtsstaatswidrig, so könnten deutsche Gerichte kaum
ein daraus resultierendes Urteil vollstrecken helfen.

Allerdings dürfte ein solcher Spruch aus Karlsruhe auch Auswirkungen
auf das Rechtshilfeabkommen insgesamt haben. Die US-Botschaft hat den
Vorgang bereits nach Washington gemeldet. Eine Reaktion von dort war
bis Redaktionsschluss allerdings nicht zu erhalten.Auch das Berliner
Justizministerium will der Fall zurzeit nicht kommentieren, aber: "Wir
beobachten den Vorgang sehr genau", sagte ein Sprecher der c't. (tig)

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Aus: c't 17/03, Seite 30

Zehn Jahre Debian

Selbstorganisation gegen das Chaos

http://www.heise.de/ct/03/17/030/

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Aus: Linux-Magazin 9/03, Seite 11

Zach Welch forkt Gentoo

Der ehemalige Gentoo-Entwickler Zach Welch hat mit der Gründung der
Zynot Foundation Ende Juni dieses Jahres einen Fork der
Gentoo-Distribution eingeleitet, er spaltet damit die
Entwicklergemeinde. Für Welch ist diese Abspaltung vom Gentoo-Projekt
nach eigenen Angaben die letzte Möglichkeit, um den ständigen
Differenzen zwischen ihm und den Koordinatoren aus dem Weg zu gehen.

Auf der Website der Zynot Foundation begründete er seine Entscheidung.
Er sei immer wieder in Interessenkonflikt mit dem Gentoo-Maintainer
Daniel Robbins geraten, heißt es dort. Viele Entwickler seien offenbar
mit seinen Plänen nicht zufrieden gewesen, um Gentoo herum eine
Business-Struktur vor allem im Embedded-Bereich zu errichten. Die
beiden Parteien diskutierten immer wieder über Welchs Absichten, aber
schließlich wurde er als Entwickler von dem Projekt ausgeschlossen.
Später lockerten sich die Fronten, aber Robbins und Welch vertrauten
sich schon nicht mehr. Nach weiteren Zwischenfällen wandte Zach Welch
sich von Gentoo ab und nutzte den Code als Basis für sein eigenes
Projekt Zynot.

Zynot will eine Distribution für den Embedded- und den
Enterprise-Bereich schaffen. Welch strebt dabei an, im Gegensatz zu
Gentoo, eine Entwicklerhierarchie ähnlich dem Debian-Projekt zu
schaffen. Robbins steuert momentan noch die Entwicklung selbst. Bei
Zynot soll es eine Hierarchie mit einem von den Entwicklern gewählten
Vorstand,einer Satzung und einem Gesellschaftsvertrag geben. Roadmaps
werden Firmen den Zugang zum Projekt erleichtern. Auf lange Sicht
strebt Welch die Zertifizierung nach ISO 9001 an.

Die gemeinnützige Zynot-Stiftung tritt in Zukunft als Hüterin des
Sourcecodes, der Warenzeichen und des gesamten geistigen Eigentums
auf. Es gibt noch keine Releases, außerdem ist derzeit noch unklar, ob
die Distribution einmal Zynot heißen wird. Die Stiftung soll sich
durch Spenden und Mitgliederbeiträge finanzieren. Mit diesem Geld will
Welch Manager, Entwickler und weitere Mitarbeiter anstellen. Die
Konzentration auf ein Business-Modell soll so weit gehen, dass
Entwicklerfür bestimmte Beiträge zum Projekt bezahlt werden.
[http://www.zynot.org] und [http://www.gentoo.org/]

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Aus: Linux-Magazin 9/03, Seite 17

Linux leichter als gedacht

Für viele IT-Verantwortliche in Firmen und Behörden stellt sich jetzt
die Frage: Linux auf dem Desktop - ja oder nein? Vorgefasste Meinungen
wie: Das kryptische Linux ist Windows-Anwendern nicht zuzumuten!
konnten bislang weder bewiesen noch widerlegt werden.

Diese Informationslücke mit verlässlichem Material zu füllen, bemüht
sich nun die Berliner Relevantive AG. Die auf das Thema Usability
spezialisierte Agentur untersuchte über insgesamt 10 Wochen das
Vorgehen von 60 PC-Benutzern beim Lösen bestimmter Büroaufgaben. Alle
kannten zwar Windows, hatten aber noch nie mit Linux gearbeitet. Auf
den PCs lief ein auf Übersichtlichkeit getrimmtes KDE 3.1.2 auf SuSE
Linux 8.2 Professional. Eine 20-köpfige Kontrollgruppe musste die
gleichen Aufgaben unter Windows XP erledigen. Sie hatte keine
XP-Kenntnisse, wussten aber mit älteren Windows-Versionen umzugehen.

Die Ergebnisse der Testreihen werden am 30. Juli unter
[http://www.relevantive.de/Linux.html] unter einer freien Lizenz
veröffentlicht. Am Rande des Linuxtags erfuhr das Linux-Magazin aber
schon erste Ergebnisse, und siehe da, Linux ist anwenderfreundlicher
als gedacht: So meinten zum Abschluss der Tests 77 Prozent der
Linux-Neuanwender, nach spätestens einer Woche ihr von Windows
gewohntes Kompetenzniveau bei der Computerbedienung auch unter Linux
erreichen zu können. Bei der Kontrollgruppe unter XP waren es 85
Prozent.

Die Autoren der Studie wollen aus den Ergebnissen ein
"Linux-Usability-Howto" destillieren. Erste Ergebnisse haben übrigens
schon Eingang in die Entwicklungsversionen von KDE gefunden.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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