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[ox] Soziale Netze



Jürgen Kuri 
http://www.heise.de/ct/04/06/120/

Soziale Netze 

Die Möglichkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren, von ihnen Feedback zu 
erhalten und gemeinsam ein Netzwerk aufzubauen, sind wichtige Kriterien für 
soziale Software. Entscheidend ist jedoch, dass soziale Software Bottom-Up 
funktioniert, im Unterschied zum Beispiel zu klassischen 
Projektmanagementsystemen. Die Wikipedia-Gemeinschaft macht es schon länger 
vor: Jeder Surfer, der Lust verspürt, an der Online-Enzyklopädie 
mitzuarbeiten, kann sich einen Account anlegen und losschreiben. Wikipedia 
umfasst mittlerweile mehr als 500 000 Artikel in mehr als 50 Sprachen. 

Wer ein ähnliches Projekt aufsetzen will, muss nur die frei erhältliche 
Wiki-Software auf einem Server installieren, Gleichgesinnte einladen und 
loslegen. Es muss ja nicht gleich eine ganze Enzyklopädie sein; Wikis können 
auch eine beliebige Informationssammlung beherbergen (z. B. zu Linux unter 
http://linuxwiki.de/FrontPage ) oder als Lernmittel dienen 
(http://wiki.doebe.li/bin/view/Beat/WikiInSchool). Auch die Blogger-Gemeinde 
spinnt fleißig soziale Netze. Die Einfachheit, mit der sich via 
RSS-Syndikation und Backlinks Verweise zwischen Weblogs bilden lassen, führt 
fast zwangsläufig zu Verwebungen. 

Eurekster, eine Suchmaschine, nutzt soziale Netzwerke, um seinen Nutzern 
erstmals persönliche Suchergebnisse zu präsentieren. Anwender müssen sich 
zunächst anmelden, wobei sie auch gleich Freunde einladen können. Klickt der 
Anwender (oder einer seiner Freunde) auf Ergebnisse einer Suche, so merkt 
sich der Dienst die betreffenden Seiten. Sucht ein Mitglied des Netzwerks zu 
einem späteren Zeitpunkt nochmals mit derselben oder einer ähnlichen Abfrage, 
so präsentiert die Suchmaschine die in der Vergangenheit als am nützlichsten 
erkannten an den ersten Stellen. 

Soziale Netzwerk-Dienste entstehen an jeder Ecke des Internet. Friendster, das 
Vorbild für Orkut, will private Kontakte vermitteln, LinkedIn und Ryze wollen 
helfen, Geschäftskontakte herzustellen. Dazu stellt zum Beispiel Ryze einen 
Kalender, ein Forum, Homepages für die Selbstpräsentation der Mitglieder 
sowie eine Art Messenger bereit. Das Projekt "Friend of a Friend" (FOAF, 
http://rdfweb.org/) möchte dann wieder eine offene Alternative zu diesen 
proprietären Diensten schaffen. Es versteht sich als Teil der 
Semantic-Web-Bestrebungen, das maschinenlesbare Homepages zum Ziel hat. In 
diesem Rahmen entwickelt das Projekt eine XML-Spezifikation, mit der 
Homepage-Autoren typische Inhalte privater Homepages formalisieren können: 
"Ich heiße ...", "Mich interessiert ...", "Ich wohne in ...", "Ich bin auf 
diesen Fotos abgebildet ..." et cetera. Suchmaschinen können diese 
Informationen dann für eine gezielte Recherche nutzen. Der FOAF-a-matic 
erzeugt aus einem Web-Formular automatisch die FOAF-Beschreibung. Bei so viel 
Aut(omat)ismus fehlt eigentlich nur noch eine Software, die automatisch 
Homepage-Besitzer mit gleichen Interessen sucht und sie miteinander 
verkuppelt. 

Solche Initiativen von unten sind Anzeichen, dass die Spaltpilze, die das 
Sicherheitsbedürfnis der Anwender und die Angst der Medienindustrie vor 
schrumpfenden Umsätzen dem "fünften Element" beifügen, auf Widerstand stoßen. 
Die harsche Kritik, die an einzelnen Elementen wie Digital Rights Management, 
Trusted Computing oder den Angriffen auf den Datenschutz auftaucht, lassen 
die allgemeine Verfügbarkeit von Information und Wissen der Welt durch die 
moderne IT-Technik trotz aller Gegentendenzen in greifbare Nähe rücken. 
Evernet und elektronische Wissensallmende können der IT-Branche einen 
ungeahnten Aufschwung und den Nutzern eine langfristige Bereicherung bieten. 
(jk) 

Literatur
[1] Are You Ready for Social Software?, einführender Artikel zum Thema 
http://www.darwinmag.com/read/050103/social.html

[2] Many2many, Gruppen-Weblog über soziale Software 
http://www.corante.com/many/

[3] thesocialsoftwareweblog, Weblog über soziale Software
http://socialsoftware.weblogsinc.com/entry/2127913924623224/
 
[4] Cai Ziegler, Deus ex Machina, Das Web soll lernen, sich und uns zu 
verstehen, c't 6/02, S. 132 

[5] Gundolf S. Freyermuth, Die Besteigung des Mount Evernet, Vom Internet zum 
allgegenwärtigen Evernet, c't 6/01, S. 158 



 
 
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Organisation: projekt oekonux.de



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