[ox] Korngroessendilemma und OHA
- From: Hans-Gert Gräbe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Mon, 15 Nov 2004 12:16:03 +0100
Hallo Stefan Mn u.a. an der Diskussion Interessierte (etwa Stefan Ma)!
Ich schicke meine Antwort an die Liste, obwohl ich dort, wie gesagt, aus
Zeitgründen nicht mitlese. Wenn also jemensch Wert darauf legt, dass ich
(s)eine Replik(en) auch zur Kenntnis nehme, dann bitte (auch) per PM an
mich.
Nach den Diskussionen der letzten Wochen ist es vielleicht sinnvoll,
zunächst das Umfeld des Korngrößendilemmas in einer leicht geschärften
Variante noch einmal darzustellen. Ich beginne dismal "hinten", also
beim Bifurkationspunkt, dessen Existenz wohl von allen an der bisherigen
Diskussion beteiligten Seiten akzeptiert wird. Dieser Bifurkationspunkt
menschlicher Vergesellschaftung ist durch wenigstens die folgenden
Phänomene gekennzeichnet:
1) Übergang von in vorkapitalistischen Zeiten _vorherrschender_
Subsistenzwirtschaft mit Hauptfokus auf Eigenversorgung hin zu einer
Tauschwirtschaft mit Hauptfokus auf einer deutlich höheren
Spezialisierung auch in für die physische Existenz der Menschen
wensentlichen Bereichen der Versorgung. Die physische Reproduktion der
Individuen wird damit abhängig vom Funktionieren entsprechender
ökonomisch-sozialer Netzwerke (und erst das baut den Druck auf, wirklich
"für den Markt" zu produzieren).
2) eine sich aus irgendwelchen Gründen anscheindend praktisch
vollziehende "Motivationsumkehr" vom "außen nach innen" zum "innen nach
außen" (Spehr: "Regeln selbst definieren", Merten: "Selbstentfaltung",
Niemann: "soziale Gesellschaft").
Während der erste Punkt relativ klar liegt, bleibt der zweite so
formuliert recht vage und ist im Verständnis weiter zu schärfen (was
wohl im Kern das Anliegen aller Akteure dieser Debatte ist).
Die erste Frage ist, ob beide Punkte überhaupt was miteinander zu tun
haben, d.h. Phänomen 2 auch am Bifurkationspunkt einsetzt oder erst mit
der Überwindung des Kapitalismus. Dazu eine Überlegung über Zeithorizonte:
a) Subsistenzwirtschaft hat eine mehrtausendjährige Geschichte, der sich
am Bifurkationspunkt vollziehende Wechsel ist also sehr tiefgreifend
(nach meiner - hier argumentativ nicht weiter untersetzten - Überzeugung
bis weit in psychsische Dimensionen der Individuen hinein).
b) Die üblichen Krisenprozesse des Kap. (Wiederholrate: 5..10 Jahre),
aber auch die technologischen Umwälzungen (Kondratjew-Wellen,
Wiederholrate 50..60 Jahre) sind nach meinem Verständnis gegenüber der
hier betrachteten Dimension untergeordnete Phänomene. Nehmen wir
geometrische Progression der Skalenlängen an (mit etwa Faktor 6), so
wäre die nächste Skala bei einer Wiederholrate von etwa 300..400 Jahren
zu suchen. Heutige Umbrüche scheinen _auch_ diese Dimension zu haben.
Hier müsste man genauer hinschauen, aber ich behaupte, dass eine
Betrachtung _allein_ auf diesen Skalen dem Verständnis der am
Bifurkationspunkt ablaufenden Umbrüche nicht gerecht wird.
c) Die nächste Skala hätte eine mittlere Länge von etwa 2000 Jahren. Die
Bedeutsamkeit dieser Skalenlänge wird in verschiedenen Denkansätzen und
-traditionen thematisiert (Popper: geschlossene/offene Gesellschaft - er
geht eplizit in seiner Argumentation bis zu Aristoteles und Plato
zurück; Engels: Reich des Zwangs/Reich der Freiheit; Toffler: Dritte
Welle; Wernadski, de Jardin: Noosphäre; selbst die christiliche
Mythologie der Wiederkehr Jesu hat genau diese Skalenlänge).
Ich gehe davon aus, dass sich die heutigen Umbrüche nur unter
Einbeziehung auch _dieser_ Dimension einigermaßen konsistent begreifen
lassen. Auf dieser Skala sind aber 1) und 2) gut als zwei Reifestadien
einer neuen Form zu interpretieren und die 300 Jahre Kapitalismus als
die pubertäre Form einer neuen Weise menschlicher Vergesellschaftung, in
der es nun hohe Zeit ist, nicht nur das Verhältnis zur Natur einer
kritisch-rationalistischen (den Begriff verwende ich hier im Sinne der
Frankfurter Schule) Betrachtung und Gestaltung zu unterziehen, sondern
auch das Verhältnis der Menschen zueinander von der Ebene des "Meinens"
auf die des "Nachdenkens" zu heben. Dieser Ansatz wurde (und wird) im
Übrigen von der Frankfurter Schule der kritischen Theorie intensiv
"durchdekliniert" und ist in ihrem kategorischen Imperativ "...dass
Auschwitz nicht wieder geschehe" verdichtet, wie ich gerade Gelegenheit
hatte nachzulesen.
Der Bifurkationspunkt auf _dieser_ Skala ist seinerseits nur im
Kontinuum der nächsthöheren Skala zu verstehen. Und dieses Kontinuum
wird nach meinem Verständnis aufgespannt von der ständig
fortschreitenden Spezialisierung im Rahmen der ständig weiter wachsenden
"Macht der Agentien", die Menschen individuell und kollektiv im Rahmen
ihrer Auseinandersetzung und Gestaltung ihrer (natürlichen und sozialen)
Umweltbedingungen in Bewegung setzen. Die Ursache für den Bruch der
Formen auf _dieser_ Ebene bezeichne ich als das Korngrößendilemma.
So, Stefan, das wollte ich vorab doch noch mal loswerden, ehe ich auf
deine mail im Einzelnen eingehe.
HGG: Die Macht der Agentien,
welche du in Bewegung setzt, hat also eine deutlich größere Reichweite
als der Bereich, in dem du selbst Zwecke setzen, d.h. planvoll und
selbstbestimmt agieren kannst.
SMn: Um beim Terrorismus zu bleiben: Wenn ich das Ventil der VX-Flasche
öffne, dann hat der daraus strömende Tod eine Reichweite, die in die
Zwecksetzungsbereiche anderer nachhaltig eingreift.
Nicht nur in die Zwecksetzungsbereiche, sondern in die Lebensumstände
selbst. Ein Terrorakt ist etwas Symbolisches, mit dem - sagen wir mal -
mediale Aufmerksamkeit erreicht werden soll. Die Verhältnisse aber, in
die der Terrorakt ein Loch reißt, sind so intensiv verwoben, dass die
Folgen ganz gravierend und unmittelbar sind: Eine Mutti ist getötet
worden, die gerade ihr Kind aus dem Kindergarten holen wollte, nun muss
die Erzieherin warten, obwohl sie eigentlich nach ihrer Mutter sehen
muss, die pünktlich ihre Medizin nehmen muss, weil sonst ... Das wird
dann zynisch als "Kollateralschaden" bezeichnet. Du kannst nach diesem
Wort googeln, wenn du weitere Beispiele zur Illustration brauchst.
Der Terrorist ignoriert all dies _bewusst_. Aber wir können gar nicht
anders als viele Aspekte unseres heutigen Tuns kultiviert an eine wie
auvh immer zu definierende "Allgemeinheit" zu übergeben. Das ist der
rationale und m.E. auch in einem OHA-Kontext oder dessen
"Verbesserungen" (ich habe immer noch nicht begriffen, ob du OHA - etwa
als "Nachhaltiges OHA-System" - auch positiv besetzt) nicht
hintergehbare Kern von "Entfremdung".
Das Beispiel mit dem Terror ist allerdings sehr überladen und deshalb
für unsere Diskussion wenig geeignet. Ich werde es nicht weiter verfolgen.
Andernorts sprichst du von kommandobasiert, hier steht "Was der Chef
sagt, das wird gemacht." Ja, du siehst Zwecksetzungsmechanismen, die
über die individuelle Ebene hinaus gehen, offensichtlich immer nur als
Kommandosysteme. Insbesondere zeichnest du die KommandoempfängerInnen
als ungefragte, aber ausführende Masse - so eine Art RoboterInnen.
Nun, genau so, als "dressierter Gorilla", wird auch noch im Fordismus
der Lohnarbeiter reflektiert. Hier muss natürlich die analytische
Differenz zwischen personalisierten und entpersonalisierten
Herrschaftsformen berücksichtigt werden, die Spehr in seinem Alien-Buch
sauber herausgearbeitet hat mit Breakpoint etwa 1945. Wenn sich daran
heute was geändert haben sollte, dann muss das genauer gefasst werden.
Denn dass "Was der Chef sagt, das wird gemacht" auch heute _auch_ gilt
wirst du sicher nicht ernsthaft in Frage stellen. Und der Ruf der Massen
"Arbeit her!" (der u.a. jeden Montag lautstark unter meinem Fenster auf
dem Leipziger Augustusplatz skandiert wird) ist doch im Kern der Ruf
"Chef her!"
Diesem Bild würde ich für ein nachhaltiges OHA-System fundamental
widersprechen. Die Herrschafts- / Organisationfunktion, die von den
ZwecksetzerInnen ausgeht, ist nicht einfach unabhängig von der Gruppe,
für die *organisatorische* Zwecke gesetzt werden sollen. Das ist bei
dem von dir skizzierten Kommandosystemen so, wo die Kommandos mit
Gewalt durchgesetzt werden. Solche Systeme haben nach meiner
Einschätzung aber eine historisch kurze Lebensdauer.
Der Grund dafür ist, dass die in der Herrschafts- /
Organisationfunktion gebündelte Macht von den ZwecksetzerInnen
mißbraucht wird in dem Sinne, dass sie für vom *generellen* Zweck der
Gruppe entfremdeten Zielen eingesetzt wird. Wenn eine ClanführerIn
z.B. den Reichtum des Clans vor allem in die eigene Tasche
wirtschaftet anstatt ihn via organisatorischer Möglichkeiten dem Clan
zwecks Mehrung des allgemeinen Lebensstandards - d.h. dem generellen
Zweck der Gruppe - zu Gute kommen zu lassen, dann ist dies eine
Entfremdung.
Und diese Entfremdung nehmen die Menschen nicht endlos hin. Je größer
die Entfremdung wird, desto größer wird das Aufbegehren dagegen und
desto größer werden die Machtmittel, um dieses Aufbegehren im Zaum zu
halten. Mit Kommandosystem ist das gar nicht so schlecht beschrieben,
da hier der Gewaltapparat gegen das Aufbegehren schon im Wort
mitschwingt.
In einem nachhaltigen OHA-System stimmen die Menschen aber tendenziell
der Herrschafts- / Organisationfunktion zu. Nicht weil sie geil auf
Unterwerfung sind, sondern weil sie sie als *für sich* nützlich
erkennen können, weil sie spüren, dass es ihrer Entfaltung dient. Das
ist genau dann der Fall, wenn der Entfremdungsgrad der Herrschafts- /
Organisationfunktion gering ist. In einem solchen System gibt es auch
keine Kommandos, sondern die Herrschafts- / Organisationfunktion
bemüht sich um Aushandlungsprozesse, die zu einem Konsens tendieren.
Das beschreibst du sehr gut. Genau die Dynamik des Übergangs von der
einen zur anderen Form (bei Spehr Alienismus -> Maquis) wollen wir alle
besser verstehen. Was du hier beschreibst findest du in exzellenter
Logik in Holzkamps "Individuum und Organisation",
http://www.kritische-psychologie.de/texte/kh1980a.html
HGG: Dieses Problem, nämlich in diesem klassischen Ansatz für
gesamtgesellschaftlich relevante Entscheidungen über eine Struktur
verfügen zu müssen, die in der Reichweite ihrer Entscheidungsmächtigkeit
mit der Reichweite der Wirkmächtigkeit einer vernetzten Macht der
Agentien mithalten kann, bezeichne ich als Korngrößendilemma. Das geht
seit wenigstens 300..500 Jahren nicht mehr und Markt ist eine sehr
radikale Antwort. Das ist m.E. auch die entscheidende zivilisatorische
Errungenschaft von Marktwirtschaft. Heute brauchen wir aber mehr.
SMn: In meinem Bild sind ZwecksetzerInnen und Ausführende nicht mehr
konzeptionell voneinander getrennt, sondern wir haben es mit einer Art
Arbeitsteilung innerhalb einer Gruppe zu tun.
Das ist mE. erst Ergebnis eines Prozesses mit eben dieser Skala von
300..400 Jahren. Zunächst sind sie getrennt in Unternehmer und Arbeiter,
und das ist vielleicht ein Relikt aus vorkapitalistischen Zeiten,
welches in die "pubertäre" Phase mit übernommen wird. Heute gehen die
beiden Seiten zunehmend zusammen und die Probleme, die KMU's und
engagierte Arbeiter bewegen (macht was ihr wollt, aber seid profitabel),
sind sich ziemlich ähnlich geworden. Bis hin zur Verschmelzung im
Konstrukt der Ich-AG.
Allerdings hast du irgendwie einen sehr statischen Blick auf die Dinge,
in welcher du primär die Endpunkte einer Entwicklung siehst, obwohl es
doch gerade um die Dynamik geht.
HGG: Ich gehe dabei von einem Minimalitätsprinzip aus, das m.E. der
Vergesellschaftung individueller Arbeit auch jenseits des Kapitalismus
eigen sein wird, weil Verschwendung etwas ist, das sich die Natur auch
anderswo nur dann leistet, wenn ein neuer Raum explorativ besetzt werden
soll bzw. muss.
Also wenn irgendwer nicht "muss", dann die Natur ;-).
Oh, der Zwang entsteht auch für die Natur durch sich ändernde
Rahmenbedingungen.
> Und wenn
irgendwer verschwendet, dann wieder die Natur. Ich wundere mich schon,
dass FranzN nicht längst mit dem Apfel auf der Matte steht und ihn als
ein frühes Überflussprodukt preist - mithin Verschwendung pur.
Die Natur ist minimalistisch nur dort, wo es Begrenzungen gibt.
Minimalismus oder Sparsamkeit ist ein Weg mit Begrenzungen umzugehen.
Gibt es keine Begrenzungen, dann geht *gerade die Natur* in die
Vollen.
Sorry, dem kann ich als Mathematiker nur entgegenhalten, dass sich so
gut wie alle quantifizierbaren Naturgesetze aus dem
Euler-Lagrange-Prinzip der minimalen Wirkung ergeben. Du stellst ein
Funktional der Abhängigkeiten auf und suchst die Stelle minimalen
Aufwands. Dann hast du das in der Natur vorkommende Verhalten.
HGG: Von einigen Details abgesehen bedeutet das, dass derjenige die Arbeit macht, der das
am besten kann.
Nicht unter Bedingungen der Selbstentfaltung.
BTW ist da auch der Kapitalismus ausgesprochen verschwenderisch. Die
Doppelarbeit, die durch die Verdrängungskonkurrenz und - ja! -
Betriebsgeheimnisse und andere Arten "geistigen Eigentums"
erforderlich wird, spottet jeder Beschreibung.
Das ist ja einer der Mängel, die abgeschafft werden könnten, wenn man es
wie in der Wissenschaft macht und (zumindest) die Denkleistungen
freizügig verfügbar hält. "Stehen auf den Schultern von Riesen"
Ich würde zustimmen, dass sich auf der Ebene der Produktwahl
wahrscheinlich wenige Produkte von Selbstentfaltung für viele heraus
kristallisieren werden. Einfach weil es Qualitätsunterschiede gibt.
Das hat aber gar nichts mit Verdrängung zu tun, weil ich weiter an
meinem Super-Editor basteln kann, der in wenigen Jahren ganz bestimmt
alles hinweg schwemmen wird.
Quatsch. Alle deine _guten_ Ideen sind längst von der Allgemeinheit
aufgesogen. Es sei denn, du hältst sie geheim. Einzig der (extrem
seltene, gleichwohl nicht zu unterschätzende) Effekt des verkannten
Genies spricht dafür, dich basteln zu lassen. Wenigstens eine Weile. Und
es dir dann auch nicht zu verbieten, sondern "so zu machen", dass du es
selbst lässt. Oder wenigstens nicht all deine Kraft in dieses einzige
Unterfangen steckst. Aber so monodimensional wird die Welt dann sowieso
nicht mehr gestrickt sein.
Entweder bist du ein guter Editorenschreiber und in der Community der
Editorenschreiber anerkannt oder die fehlende Anerkennung wir dir den
Spaß an der Sache schlicht verleiden. So dass im
gesamtgesellschaftlichen Sinne doch die fähigsten Editorenschreiber die
Editoren schreiben (und weiter entwickeln) werden, ergo "dass derjenige
die Arbeit macht, der das am besten kann."
Die Vereinzelung, die hinter deinem Selbstentfaltungsverständnis
irgendwie hervorlugt, wird es so wie heute ja auch nicht mehr geben,
wenn über alle Belange (in den jeweils kompetenten Kreisen) viel
intensiver als heute kommuniziert wird.
HGG: Wenn der Zustand erreicht ist, dann wirst du selbst sehr
schnell aus einem Bereich, der dir nur Frust bereitet (weil andere
dauernd besser sind als du), rausgehen.
SMn: Wenn das ein Grund dafür ist, dass ich eine Sache nicht mehr mache,
dann sollte ich am besten in Bett liegen bleiben. Nein, es wird immer
jemensch geben, der das besser kann als ich, was ich gerade mache.
Eine schöne Chance etwas zu lernen - nicht aber, damit aufzuhören :-) .
Vielleicht _kann_ er es besser, aber macht (noch) lieber was anderes?
Außerdem unterschätzt du hier die hohe Spannbreite unterschiedlicher
Kompetenzen, die sich einfach als kombinatorischer Konjunktions-Effekt
ergibt: 10 Merkmale auf einer mehr als trivialen zweistufigen Skala
(kanns, kanns nicht) UND-verknüpft gibt 2^10 Möglichkeiten. Davon sind
allein die \binomial{10}{5}=252 "mittleren" aus je genau 5-mal "ja"
paarweise nicht vergleichbar, weil jede(r) eine andere Kombination kann.
Anderenorts (8.10.) hattest du es mit SMa übers "Dilettieren":
SMa: Das heißt aber, um das Ideal von Marx und Engels - in der Frühe das Schwein
schlachten, nach dem Mittag Gitarren bauen und abends Pfeife rauchend
die neuesten Marx-Interpretationen analysieren - verwirklichen zu können
(oder, wie es bei oekonux ja auch heißt: den universellen
Menschen), muß man gewissermaßen die Voraussetzungen zum munteren Dilettieren
schaffen.
SMn: Marx legt die Latte da sehr hoch ;-) . Aber ja: Die Voraussetzungen
zum Lernen - was ich mal als die positive Alternative zum Dilettieren
betrachten würde - sollten so weit irgend möglich gegeben sein.
Transparenz ist hier auch ein wichtiges Stichwort.
Die Vergötterung der "Experten" ist Teil des Aliensystems. Die oben
beschriebene Variationsbreite der Kombinationsmöglichkeiten von
Wissensbausteinen lässt das "Dilettieren" in einem vollkommen anderem
Licht erscheinen. Und wenn man die Bemerkung der Frankfurter Schule noch
daneben legt, dass im Kapitalismus eigentlich nur produktive Intelligenz
gefragt ist (also der Macher) und kaum kritische Intelligenz (Adorno im
Kontext des Meinens und Denkens: "Mann muss in dieser Gesellschaft
vielleicht schlau sein, um erfolgreich zu sein, wirklich nachdenken muss
man nicht."), dann kann die Losung eigentlich nur lauten: Lasst uns
Dilettieren (was wir hier ja auch fleißig tun). Allerdings bitte nicht
Dilettieren im Sinne des "Meinens", sondern schon mit dem Anspruch
kritischer Theorie.
Soviel für heute. Viele Grüße, Hans-Gert
--
Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
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