[ox] open source biotech
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- Date: Tue, 15 Feb 2005 17:15:17 +0100
http://www.heise.de/newsticker/meldung/56340 :
Erstes Open-Source-Werkzeug der Biotechnologie
Das Wort "Durchbruch" wird in Berichten über Forschungsergebnisse oft
und gern überstrapaziert. Im Fall der australischen Pflanzengenetiker um
Richard Jefferson ist Aufhorchen indes angebracht. Die Forscher der
privaten Organisation Cambia haben gleich mehrere Bakterien zu neuen
"Transportern", so genannten Genfähren, umgestaltet. Mit ihrer Hilfe
lassen sich neue Erbanlagen in zahlreiche verschiedene Pflanzen
übertragen -- etwa, um sie gegen Schädlinge zu wappnen, gegen Salz und
Kälte -- oder ihnen bessere Erträge zu entlocken.
Zwar lässt sich diese Aufgabe seit rund 25 Jahren mit dem weithin
eingesetzten Agrobakterium tumefaciens erledigen. Wenn mit dessen Hilfe
jedoch ein kommerzielles Produkt entsteht, müssen Patente und
Lizenzgebühren großer Biotechnologie-Firmen beachtet und bezahlt werden.
Die neuen, in Australien hergestellten Genfähren hingegen bilden das
weltweit erste "Open Source"-Werkzeug der Biotechnologie, erklären ihre
Schöpfer, die ihr System von BIOS-Lizenzen im Fachjournal "Nature"
vorstellen . "Open Source" nutzt nicht nur demjenigen, der neue
Genfähren von den australischen Forschern bestellt. Wer die Bakterien
effizienter macht, gibt das Ergebnis offen weiter und lässt damit andere
profitieren.
Es fällt lediglich eine kleine Gebühr an, um die Änderungen für alle
Beteiligten sichtbar in einer zuverlässigen Datenbank zugänglich zu
machen -- und auch diese muss nur von jenen aufgebracht werden, die es
sich leisten können, heißt es in den BIOS-Vorschriften (Biological
Innovation for Open Society). Dieses Lizenzmodell soll den Zugang zu
Techniken und deren Weiterentwicklung ermöglichen, ohne dass sich einer
der Teilnehmer ein Monopol darauf sichern kann.
Agrobakterien gelten als die einzigen bekannten Organismen, die von
Natur aus ihre Wirtspflanzen gentechnisch verändern. Sie dringen meist
über kleine Verletzungen in die Pflanzen ein. Dort übertragen sie einen
kleinen Teil ihrer Erbsubstanz DNA in die Pflanzenzelle. Diese wird
dadurch veranlasst, Nährstoffe für das Bakterium zu produzieren. Um
Pflanzen gentechnisch zu verändern, stecken die Forscher die gewünschten
Gene in die Bakterien und lassen sie von ihnen in die Pflanzen
schleusen. Hergestellt wurden die neuen Bakterien im Labor der privaten
Non-Profit-Forschungsorganisation Cambia. Das Wort bedeutet im
spanischen und italienischen "Wechsel". In "Nature" beschreiben die
Forscher um Richard Jefferson nun, wie sie die neuen Genfähren
hergestellt haben.
Die Hauptarbeit bestand darin, die für die Infektion von Pflanzen
wichtigen Gene aus dem Agrobakterium herauszulösen und auf die anderen
Mikroorganismen zu übertragen. Sie erzeugten drei neue Genfähren, die
künftig unter dem Namen "TransBacter" firmieren. "Diese Resultate werden
ohne Zweifel Auswirkungen für Pflanzenforschung und Biotechnologie
haben", urteilt Stanton Gelvin von der Purdue Universität in West
Lafayette (US-Staat Indiana) in einem begleitenden "Nature"-Kommentar.
(Thilo Resenhoeft, dpa) / (pmz/c't)
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