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Re: [ox] Re: Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hallo Stefan, Stephan und all diejenigen, die (vielleicht noch)
schweigend mitlesen,

Stefan Merten wrote:
Viel Zustimmung und wenige Anmerkungen. ... 

Zumindest für dich und mich scheint das schon mal eine wichtige Lesart
des Begriffs Wissens zu sein.

Dennoch hat es gute Gründe, warum verschiedentlich (u.a. von StefanMz) Wissen
als eine gesellschaftliche Kategorie bezeichnet wird.

Dies hatte ich in einer früheren Mail ja auch schon erwähnt. Wir
können also heute den Begriff Wissen schon mal differenzieren in

* individuelles Wissen
* gesellschaftliches Wissen

Das ist doch schon mal ein Ergebnis der Debatte :-) .

Und SE:
El Casi hat ja durchaus zurecht angemahnt, dass niemand sich
anmaßen sollte, den Listenteilnehmern das denken abzunehmen. Allerdings geht
eine "10-Punkte-Liste über Essentials eines Informationsbegriffs" ja gerade in
die Entgegengesetzte Richtung: Es ist eine Setzung, die aus der Perspektive
eines unwissenden Dritten erst mal recht Willkürlich ist. Wir wollen hier aber
doch sicherlich keinen "Oekonux-Katechismus", den alle dann brav auswendig zu
lernen haben, oder? Mir jedenfalls geht es zunächst einmal vor allem um einen
systematischen Weg dorthin, dass wir - die Liste - gemeinsam einen Level
erreichen, auf dem wir nicht weiterhin prächtig aneinander vorbeireden, auf
dem wir dann vielmehr gemeinsam in der Lage sind logisch konsistentes von
inkonsistentem, sinnvolles von sinnlosem, Zielführendes von schlichter
Konfusion zu trennen. DANN sind wir sicherlich auch gemeinsam in der Lage,
hinsichtlich des Sinns und Unsinns der einzelnen Punkte der
Fuchs-Kittowskis'schen Heilslehre einen gemeinsamen Nenner zu erreichen. Wenn
dann am Ende eines methodisch stringent gegangenen Weges alle der Meinung
sind, dass diese 10 Punkte tatsächlich die Essentials sind, für die du sie
hältst, dann soll’s mir auch recht sein. 

Vielleicht sollten wir an der Stelle erst mal die Suche nach gemeinsamen
Begrifflichkeiten beenden und schlicht konstatieren, dass es hier auf
der Liste zwei grundlegend verschiedene semantische Untersetzungen der
Begriffe "Information" und "Wissen" gibt. Es wäre also korrekterweise
von "Information im Sinne von HGG" (für den die "Punkte der
Fuchs-Kittowskis'schen Heilslehre" sowie die kritischen Bemerkungen zum
Stichwort "Informationismus" von Capurro, nachzulesen im Wiki, wichtige
Wegmarkierungen sind) und "Information im Sinne von SMn" (irgendwas in
Richtung "Daten, die einen Unterschied machen" - Stefan kann das sicher
genauer erklären) zu sprechen, wenn man sich auf Begriffsbildungen, um
die hier gerungen wird, bezieht. Wo genau "Information im Sinne von SE"
einzuordnen ist kann ich schwer beurteilen, aber (Stichworte: Capurros
eklektizistischer Zugang, Fuchs-Kittowskis'sche Heilslehre) wohl
deutlich näher an "Information iSv SMn". Wie weit es dasselbe ist werdet
ihr sicher klären können.

Dasselbe gilt noch mehr für den Wissensbegriff, wobei "Wissen iSv HGG"
grob als "Erfahrungsschatz der Menschheit" ein inhärent
gesellschaftlicher Begriff ist, während "Wissen iSv SMn" zentral
"individuelles Wissen" darstellt und "gesellschaftliches Wissen" nur ein
eher abstrakter und inhaltsleerer abgeleiteter Begriff ist.

Bei irgendeinem Wort Wissensgesellschaft müsste also angegeben werden,
um welche Sorte Wissen es sich handelt. ...

Da müsst man zunächst angeben, auf welchen Wissensbegriff sich bezogen
wird. Dass Begriffe wie "Wissensgesellschaft" und
"Wissenssozialisierung" (die Präzisierung aus einer der letzten Mails
aufnehmend) natürliche Konstrukte in einer Begriffswelt sind, die um
"Wissen iSv HGG" aufgebaut ist, kannst du etwa in meinem mawi-Paper
nachlesen.

Dass ich erwarte, dass in *meinen* Argumentationen *meine* Begriffe in
*meiner* Semantik verstanden werden, betone ich hier sicherheitshalber
noch einmal, auch wenn das m.E. eine Selbstverständlichkeit ist (wenn
auch vielleicht nur für den "weißen Mann" HGG - seis drum).

Sie aus meinem Kontext zu reißen, in deinen zu verpflanzen und zu rufen:
"Ha, taugt nix" halte ich für wenig produktiv.

SMn: Mein ursprünglicher Impuls war, dass eine "individuelle
Wissensgesellschaft" nicht vernünftig ist, da er nicht gegen frühere
Gesellschaftsformen abgrenzt. Aber auch bei einer "gesellschaftlichen
Wissensgesellschaft" bin ich da noch sehr skeptisch. Jedenfalls wenn
ich nicht die Position des weißen Mannes einnehme und meinen gerade
entdeckten Bauchnabel für den Nabel der Welt halte.

So viel mal für heute. HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
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