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Re: [ox] Re: Universalismus



Hi Christoph!

Hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen, dass ich gerne aufkläre.

Yesterday Christoph Reuss wrote:
Der Universalismus ist ein Denksystem, in
dem das im Verlaufe der westlichen Geschichte - insbesondere
Aufklärung - entstandene Wertesystem als "natürlich" (die
  ^^^^^^^^^^
Anführungszeichen sind von mir - einE UniversalistIn würde sie
vermutlich weg lassen) angesehen und zum Heilsbringer für die gesamte
Welt erklärt wird. Keine Spur also von historischer Einbettung o.ä.

Die Aufklärung war - ich schätze darüber sind wir uns einig - eine
Denkrichtung, die insbesondere Religion - bzw. um es mit Hardt/Negri
zu sagen: Transzendentes - ablehnt. Daraus kann in letzter Konsequenz
nur folgen, dass es keine Ideologie geben kann, die eine irgendwie
geartete "natürliche" und damit unhinterfragbare Geltung hat.

Indem der Universalismus die Inhalte der Aufklärung in der
europäischen Variante als "natürlich" fabuliert, stellt er die
Aufklärung in diesem Punkt also quasi mit sich selbst auf den Kopf. Es
handelt sich also um eine anti-aufklärerische Tendenz - auch wenn sie
auf einer bestimmten historischen Form von Aufklärung aufsetzt.

Universalismus ist die Rechtfertigungsideologie des weißen Mannes, die
das "Gott will es!" abgelöst hat. Der Universalismus ist letztlich die
kulturalisierte Variante von Rassismus und dient nach wie vor als
ideologische Grundlage, mit der z.B. George W. mal eben den Irak
  ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
niederbombt
^^^^^^^^^^^

Naja, also zwischen der Aufklärung und George W. Bush liegen jawohl Welten

Das habe ich meine ich gesagt.

-- man könnte sie quasi schon als Gegenpole zueinander bezeichnen.  ;-)
Bush ist noch tief im "Gott will es!" steckengeblieben (oder schlicht
"Halliburton will es!"...), und für seine Barbareien im Irak ist
nun wirklich kein Universalismus erforderlich, noch hinreichend...

Das Stadium, dass der Rückzug der Aufklärung mittlerweile erreicht
hat, lässt eine so relativ ausgefeilte Rechtfertigungsideologie wie
den Universalismus in der Tat immer obsoleter erscheinen. Dass
heutzutage Weltmächte von FundamentalistInnen regiert werden können,
zeigt m.E. wie weit die Aufklärung schon wieder zurück gewichen ist.
Es wird wirklich Zeit für eine neue Gesellschaftsform...

oder mit der die Bundeswehr endlich wieder in aller Welt
Leute tot schießen darf, etc. pp.   ^^^^^^

Der hier scheinbar gezogene Vergleich mit der Wehrmacht ist schon
deshalb unzutreffend, weil die Bundeswehr in Afghanistan etc.
lediglich die Rolle einer Proxy-Armee hat (damit weniger Bodybags
nach USA heimfliegen, das macht doch so schlechte Presse für Bush).

Da unterschätzt du die Entwicklung, die in den Jahren seit dem
DDR-Anschluss in Deutschland stattgefunden hat. Vor dem Anschluss wäre
das, was heute an der Tagesordnung ist, *völlig undenkbar* gewesen.
Und wenn der zuständige Minister schon "Es wird Tote geben" ankündigt,
dann dürften die nächsten Schritte nicht mehr weit sein.

Also was genau soll jetzt der Universalismus, inbesondere die Aufklärung,
mit der Abschlachterei aus Geldgier zu tun haben...?  Schlimmer noch:
Ist die GPL-Gesellschaft etwa anti-aufklärerisch?  Und: wäre Linux und
das Internet ohne Aufklärung überhaupt entstanden?

Die GPL-Gesellschaft kann m.E. nur als eine positive Aufhebung der
Aufklärung gedacht werden. Dazu gehört, dass jegliche Ideologien
verpönt sind. Momentan erleben wir - leider - die negative Aufhebung
der Aufklärung :-/ ...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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