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Re: [ox] Die sinkenden Grenzkosten der Information



Erich Turnwald-Kurtz schreibt
 Donnerstag, 13. Oktober 2005 at 1:20 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:


Das liegt aber wiederum an unserer Fixierung auf 
die kapitalistische Ökonomie, die so viel Kreativität in die Erfindung
von 
Wegen gesteckt hat dem produktiven Teil der Gesellschaft das Geld
abzunehmen 
und in den Taschen weniger aufzuakkumulieren, daß wir jetzt in einer 
Situation sind wo dieses Geld für die Erledigung der gesellschaftlich 
sinnvollen Arbeiten fehlt.

Hallo Erich, Stefan Mtk, alle!

Lieber Erich, an dem Punkt solltest Du vielleicht auch die Möglichkeit 
zulassen, daß es eben so ist wie Marx sagt, daß es einen notwendigen
Zusammenhang gibt, demzufolge die Wertform des gesellschaftlichen 
Arbeitsprodukts der Menschen, die Geldform ihres gesellschaftlichen 
Verkehrs und die Kapitalform des Geldes zusammenhängen.

es gibt dazu sehr ausgiebige Argumentationen...

z.B.

http://www.nadeshda.org/foren/cl.weltanschauung.sozialismus/p10s13a20.html

http://www.ca-ira.net//Leseproben/Rakowitz_Warenproduktion.htm

Vielleicht ist es eben genau umgekehrt: vielleicht leiden wir an den
immer weiter steigernden Kosten des Geldsystems.

Ich denke mir, wir sollten diese Debatte einfach aus Oekonux 
ausklammern und uns hier auf eine einzige Frage konzentrieren:

wie kriegen wir es hin, daß der geldfreie Modus des Wissen-Teilens
zum dominanten Modus in der Gesellschaft wird?

Und an diesem Punkt bedarf es eben gerade nicht des Aufweises 
eines funktionbierenden alternativen Geldsystms. 

Es genügt der pragmatische Gesichtspunkt: wie kriegen wir 
zumindest solange materialle Unterstützung zu Wege, bis der
neue Modus wirklichen Reichtum schafft. Die Chance einer 
alternativen Produktionswelt ist da, aber jemand muß sie wahr-
nehmen. Dieser "Jemand" kann nur eine Koalition aus ver-
schiedenen dran interessierten Kräften sein. Arbeitslose
gehören dazu, aber auch Unternehmen, Producer-Netzwerke
wenn Du so willst, NGOs überhaupt, staatliche Stellen usf.

Hier haben einige argumentiert, daß es naiv wäre zu glauben 
daß das ohne Gegnerschaft abginge.

Es ist aber ebenso naiv zu glauben daß das System so wie es
jetzt läuft weiterfunktioniert.

Es stellt sich also die Entscheidung für Auswege. Es gibt verschiedenste
Auswege, die im System bereits versucht werden:

- tittytainment
- workfare, verstärkter Arbeitszwang durch prekarisierung
- verlagerung auf den sektor persönlicher dienste für
"Arbeitsplatzbesitzer"

Wenn Du so willst stehen wir in naturwüchsiger "Konkurrenz" zu 
solchen Entwicklungen. Die sind m.E. nicht naturgesetzlich, wie
Stefan Matteikat anzudeuten scheint, wenn er den Vergleich mit
der gescheiterten Oktoberrevolution bemüht.

Es geht mir nicht darum, sozusagen "flächig" einen Wandel herbei-
führen zu wollen, für den die Voraussetzungen nicht gegeben sind.

Es geht um Keimformen, diesmal im Plural. Es geht um Arrangements
die im "Alten" ihre Funktionsfähigkeit (sprich gelingende Versorgung
und zugleich hohes kulturniveau) unter Beweis stellen und so zugleich
"Neues" signalisieren.

Freie Software ist ein Teil dieses Musters, kann aber unmöglich das 
ganze Muster sein. Das ist die Crux der Oekonux-debatte. Einige
wollen die ergänzenden Teile des Musters finden. Andere machen sich 
drüber lustig.

Frithjof Bergmann hat meines Erachtens einen wichtigen anderen Teil 
des Musters gefunden. Es handelt sich um "High tech Self - providing"
was eben auch eine ökonomische Gelegenheit für ganze Abteilungen
der kapitalistischen ökonomie darstellt. Ich kann einfach die Borniertheit
nicht fassen, mit der Stefan Mn die Dialektik von fortgeschrittenen 
Industrien (Tool-Builder) und Dezentralisierung wegdiskutiert. Anyway.
Es gibt genug Leute die sie sehen. Und auch den Zusammenhang mit
freiem Wissen als Existenzbedingung einer Wiedererweiterung des
Eigenarbeitsraums.

Der Staat hat die Chance dieses Element in seine Wirtschaftspolitik
aufzunehmen oder nicht. M.E. ist das eine Frage von essentieller 
Wichtigkeit.

Franz

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Kontakt: projekt oekonux.de



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