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Re: [ox] Die sinkenden Grenzkosten der Information



Am Mittwoch, 12. Oktober 2005 22:47 schrieb Christoph Reuss:
Franz Nahrada schrieb:
Und jetzt macht sich der
schmerzliche, unglaubliche Skandal fühlbar daß unsere Lebenszeit so knapp
ist und die freie Kopierbarkeit prima facie unseren "Konkurrenten" nutzt,
denn Schrott läßt sich leichter kopieren als Sinnvolles, das muß man
anpassen. Natürlich haben wr enorme Vorteile, weswegen es überhaupt so
weit kommen konnte. Aber wenn es nicht gelingt, möglichst rasch in
möglichst großem Umfang an Quellen von disposable time zu kommen wird
sich die Entwicklung zur GPL-Gesellschaft nicht weitertreiben lassen.

Es ist nunmal so dass es auch in einer GPL-Gesellschaft immernoch knappe
Güter geben wird (wie auch Boden und Rohstoffe).

Erich Turnwald-Kurtz schrieb:
Arbeitet uns da nicht das gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftssystem
in die Hände? Formalisierung, Automatisierung und Rationalisierung von
Produktionsprozessen machen die menschliche Arbeitszeit tendenziell immer
überflüssiger. Das Ergebnis ist das Heer von Arbeitslosen die der Staat
alimentieren "muß". "Muß", weil er eigentlich "wollen" sollte. Ist dies
nicht der Pool an disposable Lebenszeit den es zu 'selbst'-organisieren
gilt?

Dummerweise haben gerade die, die am meisten Zeit haben, tendenziell die
wenigsten Fähigkeiten -- weshalb sie ja soviel Zeit haben...
Ich glaube jeder Mensch hat Fähigkeiten die ihn zu einem wertvollen Mitglied 
unserer Gesellschaft machen. Er muß nur ermutigt werden sich einzubringen.
Das klappt heute aber nicht wenn wir Arbeitslose als Schmarotzer betrachten, 
nur weil ihnen der ökonomischen Produktionprozess keine Arbeit mehr anbietet.
Übrigens muß man sich schon auch mal klarmachen, daß ein großer Teil der 
Arbeit die sich der Mensch macht dazu angetan ist, sich eben dieser Arbeit zu 
entledigen. Die Produktion von Maschinen und deren Automatisierung dient 
nichts anderem. 

Arbeitslosigkeit kommt nicht von Mangel an Arbeit, sondern von Mangel an
Ressourcen um diese Arbeit zu tun.  Gerade im Umwelt- und Sozialbereich
wäre praktisch unendlich viel Arbeit vorhanden, aber eben zuwenig
Ressourcen um sie zu tun.
Hier muß man denke ich unterscheiden zwischen der Arbeit die der 
Produktionsprozess unserer derzeitigen Ökonomie bereitstellt, und der Arbeit 
die für unsere Gesellschaft sinvollerweise verrichtet werden sollte. Beide 
Arten von Arbeit haben einen sich überlappenden Bereich (z.B. Brötchen 
backen).
1.Arbeitsbereich: 
Die Produktion der 10millionsten Barbiepuppe muß unsere Gesellschaft aber 
nicht unbedingt haben. 
2.Arbeitsbereich:
Jedoch wäre es sinnvoll z.B. mehr Pflegepersonal in einem Altenheim zu haben. 

Wenn Du jetzt sagst "Arbeitslosigkeit kommt nicht von Mangel an Arbeit", dann 
muß ich hier widersprechen. Im ökonomischen Bereich der Arbeit wird durch 
Automatisierung und Rationalisierung die menschliche Arbeitskraft immer 
weniger gebraucht. Was die gesellschaftlich sinnvolle Arbeit angeht gebe ich 
Dir allerdings Recht. Die fehlenden Ressourcen die Du ansprichst sind 
schlicht das Geld das fehlt. Das liegt aber wiederum an unserer Fixierung auf 
die kapitalistische Ökonomie, die so viel Kreativität in die Erfindung von 
Wegen gesteckt hat dem produktiven Teil der Gesellschaft das Geld abzunehmen 
und in den Taschen weniger aufzuakkumulieren, daß wir jetzt in einer 
Situation sind wo dieses Geld für die Erledigung der gesellschaftlich 
sinnvollen Arbeiten fehlt. Diese beiden Umstände:
a) Arbeitsmangel im ökonomischen Bereich und
b) Geldnot im gesellschaftlichen Bereich
zusammengenommen ergeben unser Problem der Arbeitslosigkeit

Wegen dem obengesagten wird das auch noch in der GPL-Gesellschaft so sein,
wenn auch (hoffentlich) weniger stark ausgeprägt.
Wenn wir wirklich in der "GPL-Gesellschaft" angekommen sind, dann hat sich 
unsere Denkweise so geändert, daß wir eher eine Schenkungsökonomie haben 
werden.
Andernfalls haben wir noch keine "GPL-Gesellschaft".
Jetzt habe ich den umstrittenen Begriff schon zweimal verwendet *duck* ;-)

Gruß
Erich



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