[ox] Re: [chox] DFG legt Studie zu Open Access vor
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Mon, 24 Oct 2005 21:29:32 +0200
Hi Liste!
3 months (92 days) ago Helmuth Supik wrote:
Eine Umfrage unter Wissenschaftlern belegt die steigende Akzeptanz und
Bedeutung frei zugänglicher Publikationen. mehr...
http://www.heise.de/newsticker/meldung/62004
Hier die Zusammenfassung aus
http://www.dfg.de/dfg_im_profil/zahlen_und_fakten/statistisches_berichtswesen/open_access/download/oa_ber_dt.pdf
Da ein sehr wichtiges Thema reproduziere ich die hier mal.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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Zusammenfassung / Executive Summary
Im Jahr 2004 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine
Umfrage in Auftrag gegeben, die Auskunft über das Publikations- und
Rezeptionsverhalten DFG-geförderter Wissenschaftler geben sollte.
Insbesondere war dabei die Nutzung entgeltfrei zugänglicher
Internet-Publikationen zu untersuchen. Der hier vorgelegte Bericht
stellt die Ergebnisse dieser Befragung vor. Er vermittelt wichtige
Erkenntnisse zu einem bisher zwar viel diskutierten, aber kaum mit
empirischen Daten belegten Wandel am Publikationsmarkt und stellt
insofern nicht zuletzt eine wichtige Planungsgrundlage für diesen
Markt gestaltende Akteure dar. An der Befragung haben mehr als tausend
Wissenschaftler aller Disziplinen partizipiert. Die wichtigsten
Ergebnisse fasst der folgende Überblick zusammen.
1. Aussagen zur Kenntnis und zur Nutzung von Open Access
Publikationsinstrumentarien lassen sich nur auf der Folie
allgemeiner, fachspezifischer Veröffentlichungsusancen
interpretieren. Daher wurden zunächst die für die vier untersuchten
Wissenschaftsbereiche gängigen Parameter des Publizierens
untersucht. Von den eher durch Zeitschriftenpublikationen
bestimmten Natur- und Lebenswissenschaften hebt sich zum einen die
Buchkultur der Geistes- und Sozialwissenschaften, zum anderen die
Wissensvermittlung der Ingenieurwissenschaften ab, die ihre
Forschungsergebnisse eher in Tagungsbänden publizieren. Insgesamt
zeigt sich eine internationale Ausrichtung der deutschen
Wissenschaft, die sich in weiten Teilen der untersuchten
Disziplinen auch in der durchgängigen Verwendung des Englischen als
Publikationssprache niederschlägt. In den Geistes- und
Sozialwissenschaften, in denen die Sprache selbst zum Objekt der
Forschung wird, ist diese Dominanz des Englischen indessen
naturgemäß weniger stark ausgeprägt.
2. Quer durch alle Wissenschaftsbereiche veröffentlichen bislang nur
sehr wenige Wissenschaftler aktiv in Open Access. Von allen
Befragten hat bisher etwa jeder Zehnte in einer Open Access
Zeitschrift publiziert. Auch die ohnehin nur in manchen Fächern
übliche Bereitstellung von entgeltfrei zugänglichen Preprints im
Internet ist nach Auskunft der Befragten nicht sehr häufig. Etwas
öfter wurden bereits anderweitig publizierte Beiträge sekundär für
einen entgeltfreien Zugriff im Internet publiziert. Alles in allem
jedoch ist der Zahl der Veröffentlichungen, die für Nutzer im Open
Access zur Verfügung stehen, bislang gering.
3. Im Kontrast zu der wenig ausgeprägten Publikationstätigkeit im Open
Access befürwortet eine Mehrheit der Befragten quer durch alle
Wissenschaftsbereiche eine stärkere Beförderung von Open Access
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Dabei spricht sich der
wissenschaftliche Nachwuchs der Natur-, Lebens- und
Ingenieurwissenschaften in etwas stärkerem Maße für eine Förderung
von Open Access Publikationen aus als ihre etablierten Kollegen.
Umgekehrt sprechen sich etablierte Geistes- und
Sozialwissenschaftler etwas stärker für eine Unterstützung von Open
Access durch die DFG aus als die Nachwuchswissenschaftler dieses
Fachbereichs, in dem die Habilitation bzw. das sog. zweite Buch
nach wie vor eine bedeutende Rolle spielt.
4. Publikationen im Open Access werden Vorbehalte entgegen gebracht,
die insgesamt typisch für den Umgang mit elektronischen
Veröffentlichungen sind. Bezweifelt werden insbesondere die
unerlässliche Qualitätssicherung, die langfristige Verfügbarkeit
sowie die Zitationshäufigkeit entgeltfrei zugänglicher
Publikationen. Diese Zweifel werden allerdings in dem Maß geringer,
in dem Befragte über größere Erfahrung mit elektronischen
Veröffentlichungen bzw. Publikationen im Open Access verfügen.
5. Die Bereitschaft der Wissenschaftler, Mittel ihres Forschungsetats
zu verwenden, um ihre Publikationen dadurch im entgeltfreien
Zugriff anzubieten, ist proportional zu den Aufwendungen, die
Wissenschaftler bereits jetzt bestreiten müssen, um ihre
Forschungsergebnisse konventionell zu publizieren. Daher zeigen
Lebenswissenschaftler die höchste, Geistesund Sozialwissenschaftler
die geringste Bereitschaft, für Publikationen im Open Access
Autorengebühren zu entrichten.
6. Die sog. Publikationspauschale, die seit 2001 unmittelbar im Rahmen
eines DFG-geförderten Projekts beantragt werden kann, wird den
Aussagen der Befragten zufolge in den Geistes- und
Sozialwissenschaften vor allem angespart, um die Drucklegung von
Monographien vorzubereiten. In den Lebens-, Natur- und
Ingenieurwissenschaften werden die mit der Pauschale bewilligten
Mittel in aller Regel in Anspruch genommen, um
Veröffentlichungskosten in konventionellen Zeitschriften zu
bestreiten. Nur in Ausnahmefällen wird die Publikationspauschale
auch zur Finanzierung von Open Access Publikationen verwendet;
lediglich Naturwissenschaftler haben Mittel zur Publikation ihrer
Forschungsergebnisse etwas häufiger auch für eine Veröffentlichung
im Open Access genutzt.
7. Vorschläge der Wissenschaftler zu der Frage, in welcher Weise die
Deutsche Forschungsgemeinschaft Open Access befördern könne, zielen
im Wesentlichen auf Maßnahmen zur Intensivierung der Debatte zu
entgeltfrei zugänglichen Publikationen, auf Maßnahmen zur
Sicherstellung der Qualität von Open Access Zeitschriften sowie auf
eine technische, rechtliche, organisatorische Unterstützung zur
sekundären Publikation bereits konventionell veröffentlichter
Beiträge im Open Access.
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Kontakt: projekt oekonux.de