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Re: Antw: Re: [ox] Potsdamer Denkschrift 2005



Wolfgang Gaiswinkler schrieb:
Die Gleichsetzung des Predatordenkens oder -handelns mit steinzeitlichen
Jägern und Sammlern zeigt meines Erachtens dass diese Predator/Produzenten
Einteilung konfus ist und weder analytisch noch praktisch weiterbringt.

In vielen durchschnittlichen Ethnologiebüchern wirst Du nachlesen können,
Chrsitoph dass die Phänomene die Du kritisierst und die den Predatoren eigen
sein sollten, dass diese Phänomene in Jäger- und Sammlergescellschaften gar
nicht exisiteren. Erst mit Ackerbau und Produktion ist es möglich in
relevantem Ausmaß zu akkumulieren.

Man könnte also durchaus sich eine Theorie zurechtschnitzen und behaupten
mit Ackerbau und Produktion von Gütern hätten die Probleme erst angefangen.

...aber nicht durch Produzenten, sondern durch Predators.  Die Raubritter
akkumulierten die von den Bauern geraubten bzw. als "Steuern" abgepressten
Güter.  (Wohlgemerkt ist dafür kein Geld nötig -- Land, Wertmetalle und
Schmuck eignen sich auch zur Akkumulation.)  War das der Fehler der Bauern?

Den Produzenten kann man höchstens vorwerfen, dass sie sich das bieten
liessen, und sich gegeneinander ausspielen liessen (z.B. einige Produzenten
die Waffen für die Raubritter produzierten).  Genau hier setzt ja die von
mir skizzierte "Produzenten-Revolution" an!

Bevor es Ackerbau gab, zogen die Nomaden herum und konnten eh nicht viel
"mitschleppen" -- daher war "Akkumulieren in relevantem Ausmaß" dort eh
noch kein Thema.  Aber ein Predator, der "von der Hand in den Mund lebt",
bleibt ein Predator.  Was zählt ist die "Lebensweise".  Also abgesehen
vom dort eh nicht möglichen grösseren Akkumulieren, welche Predator-
"Phänomene" sollen bei Jäger&Sammler-Gesellschaften gar nicht existiert
haben?


Hoch die Predators und gegen die dumpfen Bauern. Predators könnte man mit
Jäger und Sammler oder Wildbeuter übersetzten - klingt doch ganz sympathisch.

Ich würde so eine Theorie wohl für etwas zu vereinfacht halten und
vielleicht könnte man da auch ein bißchen Karl May Romantik kritisch darin
erkennen. Aber etwas historisch richtiger schiene sie mir doch als diese
Predator=schlecht  - Produzenten=gut Einteilung.

Mit welcher Begründung?  Was ist an Predators, an Ausbeutung gut?
(Beachte übrigens, dass die Geschichtsschreibung einen "Predator-Bias" hat,
 da Geschichte von den Herrschenden und Siegern "geschrieben" wurde.)

Und worauf willst Du hinaus?  Dass wir Ackerbau&Produktion abschaffen und
zu Jäger&Sammler zurückkehren?  Tja, dann sind die Wälder aber sehr bald
leergejagt und -gepflückt...  _das_ soll "ganz sympathisch" sein?!

Gruss,
Christoph




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