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Re: [ox] Christoph Spehr: Die Aliens sind unter uns



Christoph Reuss wrote:
Christoph Spehr: Die Aliens sind unter uns

Jetzt sehe ich's:
- Die "Aliens" entsprechen meinen Predators, nur dass Ch.Spehr sie eben
  politisch-korrekt als Nicht-Menschen umdefiniert... naja, eben Fiction.

Du solltest die Qualität der Argumentation in dem Buch, das auch schon
mal als "Hausfrauen-Philosophie" bezeichnet wurde, nicht unterschätzen.
Es ist in der Tradition der "großen Erzählungen" geschrieben, die in der
Philosophie immer eine wichtige Rolle gespielt haben - als Versuch, das
eigene Theoriengebäude in der Praxis zu verankern. Es geht in dem Buch
um das große Spektrum Kreativität, Macht, Herrschaft, Zivilisation, so
dass also schon mal zwischen "Aliens" und "alienistischer Zivilisation"
zu unterscheiden wäre (und "alienistischer Macht" und "alienistischer
Herrschaft"). Übrigens sind die Aliens eine Metapher für
entpersonalisierte Herrschaftsformen des "demokratischen Zeitalters"
seit etwa 1945 und insofern trägt jede(r) ein Alien in sich.

- Der "Maquis" wäre quasi eine Produzenten-Autonomie-Zone.  Allerdings
  trifft Ch.Spehr da unrealistische Annahmen:  (eben Fiction..)
  a) eine "Zone" (oder irgendwer!) könne sich der Macht der Aliens/Predators
     völlig entziehen (soll wohl der "Keimform des Neuen" entsprechen)

O-Ton Spehr (am Anfang des Maquis-Kapitels) über "Feministinnen": Man
kann viel drüber reden, aber hast du schon mal mit einer zusammengelebt?
Sie haben trainierte Reflexe ... Also "Keimform des Neuen", aber *im
Alten* verankert.

Wie es in meinem mawi-paper am Schluss heißt:  Spehr beschreibt die
maquisianische Zivilisation als eine Zivilisation im
Verteidigungszustand, als Zivilisation, die *noch nichts* ist für
Zivilisten. Ein Noch-Nicht im Blochschen Sinne.

Fazit:  Ch.Spehr's Fiction ist eine noch cleverer gelegte falsche Fährte
als die Marx'sche Theorie -- sie kommt der richtigen Dichotomie (P/P)
deutlich näher als R/W, aber macht illusorische --falsche-- Annahmen
und Anleitungen zur Produzenten-Revolution, die diese von vornherein
zum Rohrkrepierer machen.  Schade!

Genau: Ein Werk in bester Marxistischer "Predator"-Tradition, in die
sicher "Predator" Bloch auch gehört.

HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
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