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Re: [ox] Quinn's "Nehmer/Lasser"



Erich Turnwald-Kurtz schrieb am 13.3.06:

Auch bei Quinn gibt es "gute und böse":
Zivilisation und Technik (viel zu pauschal "Nehmer" genannt) sind böse,
Barbarei und Aberglaube (beschönigend "Lasser" genannt) sind gut.

Diese Zuordnung habe ich in dem Buch nicht gelesen. Er hat nur geschildert
welche Verhaltensweisen "Nehmer" und "Lasser" an den Tag legen.
Die gut/böse Zuordnung hat er dem Leser überlassen.

Gemäss Quinn zerstören die "Nehmer" den Planet.  Wenn DAS nicht böse ist...

Quinn hätte recht, wenn "Nehmer"==Predators (würde ja passen), ABER Quinn
macht den Fehler, Predators und Produzenten in einen Topf zu schmeissen,
sowohl bei seinen "Nehmern" als auch bei seinen "Lassern".

Konkretes Beispiel:  Warum haben "wir" immernoch den über 100 Jahre alten
Verbrennungsmotor, und neuerdings sogar mit viel höherem Verbrauch (SUVs
mit ca. 20-25 Liter pro 100km, statt vorher erreichten ca. 3-8 Litern) ?
Das liegt nicht am mangelnden Können der Entwickler (Producers), sondern
einzig an der Gier der herrschenden Predators!  SUVs haben nämlich eine
viel grössere Gewinnspanne für die Herstellerfirmen sprich Shareholders
(bis zu 15'000 Dollar pro Auto, gegenüber wenigen Hundert $ bei "normalen"
Autos!).  Also drückt die Werbung (=Predators) den Kunden 25L-SUVs auf,
obwohl das ein völliger Anachronismus ist (das Öl geht zur Neige und
es gibt schon 1 Liter-Autos und noch sparsamere Antriebstechniken)
und viele Leute per Feinstaub und zusätzliche Unfälle tötet!
Typisch Predators -- mental von vorgestern und technisch absurd,
aber geldgierig und mächtig!

Wie kann man also sowas den Produzenten anlasten, bzw. pauschal der
Technik, wie Quinn das tut?  Und wer braucht den Rat eines Gorillas
oder Urwaldmenschen, um ein 1L-Auto zu bauen??


Quinn zählt also die grössten Entwickler und Erfinder der Menschheit
(Producers) zu den Bösen, aber Barbaren und Esoterik-Abzocker (Predators)
zu den Guten -- als unser aller Vorbilder für eine bessere Zukunft!
Na denn mal Prost! 8-(

Das ist aber nicht fair. Hier zerpflückst Du den Autor für etwas was Du
hineininterpretiert hast.

Fakt ist, dass Quinn die technisierte Zivilisation verteufelt -- er schrieb
sogar ein Buch "Beyond Civilization -- Humanity's Next Great Adventure" !
(Ja, klar: das "Abenteuer" endet spätestens wenn er ne Blinddarmentzündung
kriegt -- dann will er GANZ SCHNELL zurück in die technische Zivilisation!)
Quizfrage:  Wieviel Linux bleibt noch übrig, wenn wir die Zivilisation
abschaffen?


Müsste ich eine SATIRE auf die heutige Verkehrtwelt schreiben, in der
einfältige und rückwärtsgewandte Predator-Typen der Menschheit eine
"bessere Zukunft" aufdrücken, dann hätte ich kein treffenderes Buch
als Quinn's "Ishmael" schreiben können!

Aber Quinn meint es leider ERNST!  Und seine Jünger nehmen ihn für voll!
8-( (Ein Gorilla als Sektenguru -- das gab's noch nicht oft...)

Nun übertreibe es nicht. Das ist ein Stilelement des Romans und als solches
doch leicht erkennbar.

Ich habe nicht übertrieben -- Quinn-Fans beten den Gorilla Ishmael praktisch
als Guru an.  Ein Märchenroman anstelle eines Sachbuchs sagt doch schon viel
über das Niveau und die gewünschte Zielgruppe Quinn's aus...  Man kann es
nichtmal Sci-Fi nennen, es ist "Ludditen-Fiction"...


Von den Naturvölkern
ist nahezu nichts mehr übrig geblieben und den verbleibenden Rest töten
wir auch noch.

Nicht wir, sondern Predators töten sie.

Es ist halt leichter mit dem Finger auf die Anderen zu zeigen.

Wie töten denn Produzenten?  Das haben wir nicht nötig, denn wir
können ehrlich arbeiten -- wenn die Predators uns lassen!
Predators aber müssen töten und ausbeuten, weil sie sonst nichts können.


Eroberungen funktionieren so:  Land- und geldgierige Könige/Herrscher
(Predators) schicken Killerbanden (Predators) in unterentwickelte Gebiete,
um diese zu erobern, auszubeuten und zu unterdrücken.

siehe oben.

Was zählt ist, ob es stimmt.  Was ist daran falsch?
Mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht zwangen die Predators zwar auch
Produzenten zum töten, aber eben -- nur gezwungen durch Predators, weil
die an der Macht sind.  Produzenten wollen produzieren, nicht töten!


Die Welt wurde geschaffen, damit der Mensch sie sich untertan macht.
Das flüstert uns Mutter Kultur seit 10.000 Jahren ein.

Nein, das flüstern uns Predators ein -- das schrieben sie in die Bibel,
um sich auf Jahrtausende  Privilegien  zu verschaffen.  Das Konzept
"Untertan" ist ein Predator-Konzept!

siehe oben.

Siehe oben -- was ist daran falsch?  Wer selber produzieren kann, der
braucht keine Untertanen!  Wer nix produzieren kann, muss knechten.
Deshalb gibt es keine Freiheit, solange Predators an der Macht sind!
Egal wie stark "www.freie-gesellschaft.de" Etikettenschwindel betreibt...


Dieser Wille zum Herrschen ist es, der auch vor uns selbst nicht halt
macht. Wer die Gelegenheit zum Herrschen bekommt wird sie nutzen. Wer sie
nicht bekommt partizipiert an der Herrschaft oder ist eben ein Verlierer
und wettert gegen die Herrscher weil er unter ihnen leidet.

Rede jetzt mal nur für Dich selbst... ;-)

Hmm, ok. Ich bin wohl jemand der an der aktuellen Situation partizipiert,
denn es geht mir besser als 90% der restlichen Erdbevölkerung, die durch
unser bestehendes System ausgebeutet wird.

Auch in D wird ausgebeutet!  Aber auch mehr produziert (Export-Weltmeister).
Vielleicht hängt letzteres irgendwie mit dem "besser gehen" zusammen...
Aber Produzieren macht einem nicht zum Ausbeuter/Nehmer, und das ist genau
was Quinn verdreht!


Manchmal bin ich auch ein Verlierer,
aber ich arbeite daran ein guter Verlierer zu sein;-), und daran die aktuelle
Situation nicht ganz unreflektiert zu akzeptieren.

Wer reflektiert, sollte Quinn's Verdrehungen durchschauen.


Aber es gibt Hoffnung.
Wir müssen den Blick nach innen richten. Wir müssen aufhören mit dem
Finger auf die bösen Anderen zu deuten. Jeder einzelne von uns muß sein
Denken überdenken. Denn die Mächtigen haben ihre Macht nicht aus sich
selbst heraus. Nein, es sind wir selbst, die wir ihnen die Macht
verleihen. In der Demokratie indem wir sie wählen, im Kapitalismus indem
wir ihnen unser Geld geben, und in der Tyrannei indem wir sie dulden.

Genau!  Deshalb müssen wir die P/P-Dichotomie verstehen und danach handeln:
Den Predators keine Macht mehr verleihen!

Und wie geht das in der P/P Theorie?

Das habe ich doch schon lange erklärt:  Die Produzenten müssen _zueinander_
solidarisch werden und den Lug+Trug der Predators durchschauen -- sie nicht
mehr wählen und ihnen kein Geld mehr in den Rachen werfen für Betrug und
Ausbeutung.  Das funktioniert nur mit Solidarität, möglichst ohne
"Streikbrecher", die sich an die Predators verdingen, gegen Produzenten.


Wenn wir Quinn folgen und Zivilisation+Technik in die Tonne treten, kannste
Computer und Linux aber vergessen...

Kann es ein, daß Du Quinn nicht zu Ende gelesen hast?
Quinn ist nicht technikfeindlich. Er schlägt nur vor sich bei den
Naturvölkern
beraten zu lassen wie man im Einklang mit der Natur leben kann. Und wir
brauchen diese Kenntnisse wenn wir nicht untergehen wollen. Wir sägen sonst
den Ast ab auf dem wir sitzen.

Wie leben denn die Naturvölker "im Einklang mit der Natur" ?  Ohne Technik!
Oder hast Du ein Beispiel von naturfreundlicher (moderner) Technik, die von
Naturvölkern entwickelt wurde?  Das ist doch ein Widerspruch in sich!
(Vor allem wenn man gleiche Bevölkerungsdichte ansetzt!)

Umweltfreundliche Technik kann nur von modernen Produzenten in der
modernen Zivilisation entwickelt werden, aber eben NUR wenn sie von der
Predator-Gier und -Herrschaft BEFREIT wurden!  Siehe Auto-Beispiel oben.
Und das ist das Ziel von P/P !  Wäre doch prima kompatibel mit Oekonux,
sicher besser als Quinn's Ludditen-Fiction.


Sie wollen die "Bill Gates" dieser Welt nicht stürzen. Sie
wollen frei sein und ihr eigenes Ding machen. Und damit verliert sich die
Macht der "Bill Gates" dieser Welt schön langsam ganz von alleine.

Das ist die grosse Frage!  Mit DRM, SWPat etc. können die Mächtigen nämlich
der Freien Software den Hahn ganz abdrehen.  Solange die nur auf kleiner
Flamme köchelt wie bisher (und brav die Windoofs-Oberfläche nachäfft,
"weil die DAUs ja nichts anderes kennen"), hat Gates das nichtmal nötig.
Aber sobald FS zu "mächtig" würde, zeigen die Predators wer der Boss ist!

Na dann, erschieß Dich doch am besten gleich.

Wieso?  Erschiessen ist eine Predator-Tätigkeit. ;-)


Oder willst Du damit sagen ich
kann mich mit meiner Ansicht gleich erschießen?

Natürlich nicht.  Aber Quinn's Betrug durchschauen wäre schon ein guter
Anfang...  und dann auf P/P umschwingen. ;-)


Da halte ich es doch lieber mit der Einsicht: Wer kämpft kann verlieren. Wer
aufgibt hat schon verloren.

Was hat denn P/P mit Aufgeben zu tun??  Im Gegenteil: Es ist das einzige,
was die Predator-Macht beenden kann, und somit zu umweltfreundlicher Technik
führen kann!  Drum wird es ja so stark bekämpft, von Predators die um ihre
Macht fürchten (und temporär von gehirngewaschenen Produzenten).

Wer P/P ablehnt, hat schon aufgegeben -- sich der Predator-PR ergeben!


Die meisten hier auf Oekonux, denke ich, wollen genau diesen Geist
weiterführen und verstärken. Das ist der Plan der in eine bessere Welt
führen kann.

Das ist der Plan der ins Ghetto führt (bzw. bei Quinn in den Urwald).

Hast Du einen besseren?

Siehe oben.


Wenn _falsch_ polarisierende Theorien wie Quinn, Spehr und Marx hier
grosse Befürworter finden, kann die Ablehnung gegen P/P wohl kaum an
der "Polarisierung" ansich liegen...

Tut mir leid. Ich sehe bei Quinn die Polarisierung nicht.

"Nehmer/Lasser"...


Der Punkt bei Quinn
ist: Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Das halte ich für einen guten,
wenn auch unbequemen, Weg.

Warum denn sollten sich die Produzenten "an der eigenen Nase fassen", wenn
sie als Einzige die umweltfreundliche Technik entwickeln können, aber die
Predators ihnen keine Entwicklungsgelder und -Erlaubnis dafür geben ?!?


Die P/P-Theorie zieht eine Front bei der Du Dich
offenbar auf der "richtigen" Seite wähnst.

Das ist ein unwichtiges Detail.  Wichtig ist, dass die "Front" entlang der
richtigen Linie bzw. den richtigen Werten gezogen wird -- zwischen denen,
die Teil der Lösung sind, und denen, die Teil des Problems sind.  Das ist
objektiv feststellbar.


Das sind 10.000 Jahre alte
Denkmuster die genau dazu führen wozu sie seit 10.000 Jahren immer geführt
haben. Nämlich zu Krieg. Ich hab' aber keine Lust auf Heldentod.

Nein, zu Krieg haben NUR die Predator-Denkmuster geführt.  Weil die nicht
produzieren können, also ihr "Geld" durch Lug+Trug+Mord "verdienen" müssen!

Preds brauchen Krieg, um als Kriegsgewinnler zu verdienen, und um die
Prods gegeneinander auszuspielen damit die sich nicht gegen die Preds
verbünden können!  Die Prods verlieren durch Krieg, die Preds gewinnen
(Millionenbauern, Waffenschieber, Währungsspekulanten etc.).

P/P will keinen Krieg zwischen Prods und Preds, sondern die Preds entmachten
durch Solidarität zwischen Prods.  Damit die Entwicklung (technisch,
gesellschaftlich und ökologisch) endlich in eine vernünftige, sinnvolle
Richtung geht, statt nur ein paar Nichtsnutze ungerechtfertig zu bereichern
auf Kosten aller Anderen und der Umwelt!  Die einzigen, die logischerweise
dagegen sein können, sind Predators.  Ein paar ganz clevere darunter legen
falsche Fährten, so wie Quinn, Marx, Spehr, ...

Gruss,
Christoph



________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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