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[ox] FAZIT Re: Wiki-Kommerz




Zunächst muss ich zu FranzN's Stänkerei richtigstellen, dass es in diesem
Thread __UNabhängig von P/P__ um die Frage geht, ob der Wiki-Kommerz mit
den FS-Prinzipien vereinbar ist.  Also sehr wohl On-Topic im direkten Sinne.


Stefan Seefeld schrieb:
Manchester-Kapitalismus ist ein Wohlfahrtsprojekt dagegen.
Versklavung wird als Befreiung verkauft -- bloss eine Frage des Marketings
("ich arbeite gern gratis" klingt so wie "ich rauche gern" oder "Marlb..o
-- der Geschmack von Freiheit!").  Orwell muss im Grabe rotieren.
Von gratis habe ich nichts gesagt.

Die Wikipedia-Beitrags-Autoren bekommen also Geld dafür?  Das ist mir neu.

Sorry, ich war inzwischen schon bei Free Software angekommen.

...um vom peinlichen Thema dieses Threads (Wiki-Kommerz) abzulenken?


Niemand h"alt
Programmierer davon ab, das Produkt ihrer Arbeit zu verkaufen. Das hat
erstmal nichts damit zu tun, unter welcher Lizenz die Software verteilt wird.

Wenn Programmierer _ihre_ Arbeit verkaufen, ist das etwas völlig anderes,
als wenn ein Grosskapitalist die Gratis-Arbeit von Idealisten verkauft
und das Geld in die eigene Tasche steckt ohne den Autoren einen Cent zu
geben.


Die Annahme war "solange diese keinen Einfluss auf die Inhalte haben".

Ok, Du behauptest also das es einen Einfluss gibt. Das w"are noch genauer
zu kl"aren.

Man kann wohl davon ausgehen, dass die Inserenten einen Einfluss auf die
Inhalte haben, zumindest auf jene die ihre Interessen tangieren.  Das ist in
jedem Medium mit Werbung so.  Daher der Begriff "Presstitutes"...

Allgemein dürfte es auch auf die Qualität abfärben, wenn das Firmenziel von
Wikipedia die Werbeeinnahmen sind statt der eigentlichen neutralen Enzyklopädie.

Es ist dasselbe Problem wie bei den kommerziellen Zeitschriften auf Papier,
wo man bei kritischer Beurteilung den Eindruck erhält, die "redaktionellen"
Texte seien eigentlich nurnoch "Füller zwischen den Inseraten", als Vorwand
dafür, dass man 50% Werbung in die Briefkästen mit dem Aufkleber "Keine
Werbung!" stecken kann und dafür sogar noch Abo-Gebühren verlangt.


Auf meine Frage gehst Du aber trotzdem nicht ein.

Doch, bin ich:

Und zumindest für meine Motivation würde es schon einen grossen
Unterschied machen, ob ich meine Arbeitszeit (die ich auch zum
Gelderwerb nutzen könnte) für die Bereicherung eines Grosskapitalisten
herschenke, der im Geld schwimmt aber mir trotzdem keinen Lohn zahlt,
oder für ein rein idealistisches Projekt, das als solches zu arm ist um
einen Lohn zu zahlen.

Wäre schon die geldlose "Freie Gesellschaft" da, dann wäre die Lohnfrage
ja wirklich egal, aber solange noch die kapitalistischen Regeln gelten
(die Autoren müssen ihre Rechnungen bezahlen), kann man doch nicht so tun
als ob es egal wäre, ob der Lohn ihrer Arbeit an die Autoren geht oder
an einen Ausbeuter.

Der Sinn des Lohnverzichts der Autoren ist doch wohl, dass die User nichts
bezahlen müssen -- nicht, dass ein Grosskapitalist trotzdem Geld einstreicht
(sei es durch User-Gebühren oder durch Werbung, die den Usern lästig ist
und den Inhalt negativ beeinflusst).


Aha, aber die Umverteilung zu den Grosskapitalisten zu fördern und gar
als Befreiung zu verherrlichen, ist alles andere als kleinbürgerlich?

Was f"ur eine Umverteilung ? Was wird mir, dem Entwickler Freier Software,
weggenommen, wenn jemand anders 'meine' software verkauft ?

Die Essenz meines Idealismus' -- dass User meine Arbeit gratis nutzen können.


FAZIT:

Wales' Wikipedia-Kommerz betrügt
================================
- die Autoren:
  ihr Idealismus wird kapitalistisch ausgebeutet, ihre neutrale Arbeit
  wird verzerrt und somit entwertet.

- die Leser:
  kapitalistisch verzerrte Inhalte werden ihnen als neutral-idealistisch
  verkauft, und sie werden mit unnötiger Werbung zugemüllt (in Wiki selbst
  _noch_ nicht, aber in den Clones)

- die Spender:
  ihre Spenden streicht der Gross-Kapitalist Wales ein, statt sie der
  guten Sache zukommen zu lassen für die sie gespendet werden -- der
  klassische Spendenbetrug.

- die FS-Idee:
  Wikipedia ist eine Keimform des Kapitalismus in der FS, statt umgekehrt.


Gruss,
Christoph



________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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