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[ox] Re: Globalisierung (was Re: zur Debatte ...)



Wolfram Pfreundschuh schrieb heute:
Den Ausdruck "entkoppeltes Kapital" halte ich gleichermaßen für
irreführend. Das investierende Kapital ist das akkumulierende
Kapital, also das Kapital, das seinen Mehrwert in Produktionsmittel
rückverwandelt, sich als konstantes Kapital also wieder auf den
Arbeitsprozess zum Zweck der Erwirtschaftung unbezahlter Arbeit bezieht.
Schon immer wurden dem Mehrwert aber zugleich Wert zum Besitzerwerb
von Gütern entnommen, die ohne Arbeit und Technik da sind
(hauptsächlich Bodenschätze und Grund, bzw. Land). Der so abgezweigte
Wert diente als Grundrente alleine der Entwicklung und Fortbestimmung
politischer Macht entnommen und bildete ursprünglich auch die
Grundlage des Nationalstaates (Landaufteilung, Frequenzbesitz u.a.
und hiervon abgeleitet auch die Verfügungshoheit über allgemeine
Arbeitsprodukte wie Deichbau, Straßenbau, Kommunikationsmittel usw.).
Durch Besitz an solchen Gütern wird das Kapital erst wirklich und
vollständig zu einer selbständigen politischen Macht, die auch so
etwas wie eine Staatsrendite  ermöglichte

Deshalb wundert mich ja so, dass auf dieser Liste die Millionenbauern
verharmlost und verteidigt werden.


Die "Entkoppelung" von Kapital ist also nichts anderes
als die zunehmende Aufhebung des Nationalstaats als Gesamtkapitalist,
die Globalisierung der Finanz- und Aktienmärkte, die sich als
Privatbesitzer jener Grundlagen der Nationalstaaten annehmen. Und das
können sie, weil zugleich die Wirtschaft sich selbst unmittelbar
durch transnationale Konzerne internationalisiert hat und hierdurch
die Nationalökonomie in eine einfache Betriebswirtschaft verwandelt
worden war: Die Staatesn selbst konkurrieren wie Einzelunternehmungen
gegeneinander um den Erhalt ihrer Wirtschaften und Binnenmärkte. So
entstand ihre Finanznot, denn auf ihr Renditenmonopol mussten sie
zunehmend verzichten. Und deshalb mussten sie in ihrer Finanznot auch
das hiermit zum Teil wertlos (weil nicht arbeitseffektiv) gewordene
Staatseigentum entsprechend an das Kapital abtreten und es konnte
somit auch diese Renditen privatwirtschaftlich verschärfen.
Da ist also eigentlich nichts entkoppelt, sondern die Verwertung
lediglich über die Nationalstaaten hinweg totalisiert. Was für das
Kapital zu akkumulieren ist, wird je nach Gunst der
Steuererleichterung und Stücklohnkosten usw. in irgendeinem Land
angelegt und bewirtschaftet, das natürlich gegen die Nationalstaaten
konkurrieren muss, die sich irgendwann wohlfeiler anbieten.

Und dazu gehört auch, dass es billiger ist, hier Arbeit nach Asien
auszulagern als zu automatisieren, weil Roboter nämlich teurer sind
als asiatische Wegwerf-Sklaven und weil man dort den Giftmüll einfach
in die Landschaft kippen kann statt ihn teuer entsorgen zu müssen.
Soviel zum Dogma "der Mensch verschwindet aus der Arbeitswelt wie
das Pferd aus der Landwirtschaft" -- zum wiehern!  Wo bleibt bei
solchen Sprüchen der gesunde Pferdeverstand? ;-)

Na Hauptsache die schlauen Oekonomen, (Meta-)Anwälte und anderen Preds
werden nicht nach Asien outsourced, und auch nicht hier weg-automatisiert,
denn so unlogisch und bescheuert ist kein Roboter...

Aber sie sollten sich überlegen, wer hier ihre horrenden Honorare dann noch
bezahlen kann -- wenn man's übertreibt ist die Ausbeuterei nämlich nicht
mehr "nachhaltig", und dann müssen sich die Preds gegenseitig auffressen...
The Tragedy of the Commons...

Und der Glaube, man müsse bloss den Fetisch Geld abschaffen und dann ist
alles Friede Freude Eierkuchen, ist jawohl noch naiver als die Pferdenummer.
Geld ist nur Mittel zum Zweck, und selbst wenn es abgeschafft wäre, würden
die Preds andere Mittel finden, sie haben ja auch schon ganz "gut" gewütet
BEVOR es überhaupt Geld gab.  Auch das Dogma ist also zum Herschenken...

Gruss,
Christoph



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Kontakt: projekt oekonux.de



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