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[ox] FS als SchönheitsChirurgie des Kapitalismus (was Re: LinuXXX)



Wolfram Pfreundschuh schrieb:
Das Problem ist nämlich sehr allgemein, was den Markt betrifft:
Produkte einer Gruppe, die sich gegen seine Vorherrschaft verhält und
durchaus antikapitalistische Positionen dabei einnimmt, wird durch
die Verwertbarkeit ihrer Produkte absorbiert. Da soll sie sich
einfach nichts vormachen, sondern sich neu besinnen, was ihre
Position dazu ist. Das trifft eben auch für Wikipedia zu. Ich meine,
dass Wikipedia zestört wird, wenn ständig neue Kopien auftauchen
(gestern fand ich z.B. welche bei wissenglobal.de und
hirnforschung,de), die nur das Produkt als solches, also die Inhalte
ohne Editionsfunktionen, verwenden, um sie als Werbung für eigene
Belange, also eben um Aufmerksamkeit für ihre Interessen zu erlangen,
die meist systemaffirmativ bis reaktionär sind. Wikipedia wird auf
diese Weise zum Designerprojekt für Reaktionäre.
Indem Linux tatsächlich immer mehr Anwendungen erfährt (z.B. auch
durch den Server der Münchner Stadtverwaltung), bekommt es auch
zunehmend ein Problem als Open-Source-Projekt: Es wird verwertet und
Open-Source wird zu einem Preisfaktor des Marktes, die Programmierer
zu Billiglöhner, Arbeitsplätze vernichtet usw. Auf diese Weise kann
es kein wirklich gesellschaftskritisches Projekt sein, sondern eher
ein Projekt progressiver Selbstausbeutung.

Du hast das Problem gut erkannt und beschrieben.  In der Tat ist das,
was als "GPL-Gesellschaft" verkauft wird, lediglich die Fortsetzung
des Manchester-Kapitalismus' mit raffinierteren Mitteln, so wie der
Kapitalismus die Fortsetzung des Feudalismus mit raffinierteren Mitteln
ist (Millionenbauern).  Der Manchester-Kapitalist musste seinen Arbeitern
wenigstens noch einen Lohn zahlen, der GPL-Kapitalist nichtmal mehr das.
Sozusagen die Befreiung der Preds von den Lohnlasten.


Hierin sehe ich die Notwendigkeit einer Diskussion, die hier leider
nur in der moralischen Gestalt von p/p aufebbt und versiegt.

Andere Vorschläge?


Ich für
meinen Teil habe mich zur Paralellwelt der Sozialknete entschlossen.
Allerdings bin ich auch schon bald 60 und stehe deshalb anders da.

Eben.  Was schlägst Du also den jüngeren Semestern vor?


Nachdem ich 4 Tage lang für die Web-Site eines Schönheitschirurgen
nur noch die Hintern, Bäuche, Gesichter und Brüste von unglücklichen
Frauen und Männern vor und nach der Operation retuschiert hatte, hab
ich festgestellt, dass das alles keinen Sinn mehr für mich haben
kann.

Sozusagen die Kehrseite der Tittytainment-Medallie...  Das ist die
ultimative Ironie:  Derselbe, der in der Freizeit gratis für Bomispedia
schreibt, muss dann in seinem 1-Euro-Job die Brüste derjenigen retouchieren,
die dem Bomis Inc.-"Ideal" nacheifern...  Und auf beiden "Seiten" der
Medallie kassieren im Hintergrund fette Kapitalisten, die Sexsucht zu Geld
machen.

Jimmy Wales ist sozusagen der Schönheitschirurg des Kapitalismus. ;-)


Die Kultur selbst ist das Problem, nicht die Technologie für
sich.

Eben: die Preds sind das Problem, nicht die Prods für sich.
Jetzt müssen sich die Prods nurnoch emanzipieren, statt auf die
Schalmeien der Pred-Wölfe im Emanzipations-Schafspelz reinzufallen.

Christoph



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Kontakt: projekt oekonux.de



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