Message 11223 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT10832 Message: 23/95 L15 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Weltliche Religion



Hallo Andreas,

Am Donnerstag, 11. Mai 2006 20:19 schrieb AndreasFH:
die einsteinsche quantentheorie hat die äthertheorie (endgültig)
wiederlegt! es ist falsch zu behaupten diese sei zusammen mit der
newtonschen pysik ein spezialfall der quantentheorie.

Die Physiker, die ich kenne, akzeptieren die geleisteten Versuche der
neunziger Jahre, eine mit der Quantentheorie zu vereinbarende Theorie
des Äthers zu formulieren. Denn die Tatsache, daß das Vakuum des
Raumes nicht mehr leer ist, sondern von Teilchen durchsetzt, die eine
nachweisbare Nullpunktenergie entwickeln, legt die Annahme eines
"Weltraumäthers" unter anderen Voraussetzungen wieder nahe.

Endgültige Widerlegungen gibt es in der Wissenschaft ebenso wenig 
wie Objektivität im mikroskopischen Bereich - wodurch der klassische
Ansatz des Materialismus sich gerade als erledigt gezeigt hat, wenn die
bislang erfolgreiche Quantenphysik nicht zu falsifizieren ist. Alle Theo-
rien sind vorläufige Formulierungen auf dem Wege zur Erkenntnis der
Naturgesetze, bis weitere Tatsachen bekannt werden, die eine weitere
Neuformulierung der Theorie(n) erzwingen.

die marxsche theorie mit der äthertheorie in einen zusammenhang zu
stellen ist nicht sehr unlauter, deine aussage ist auch einfach nicht
richtig, und eine verteidigung von marx ist mehr als eine "weltliche
religion".

Dies kann als Deine Auffassung stehen bleiben. Ich dagegen habe einen
durch die Soziologie mit Tatsachen unterfütterten historischen Verlauf
skitziert, der mit der marxschen Theorie bislang unvereinbar ist. Eine
Theorie, die laut Engels angeblich ein Naturgesetz menschlicher Ge-
schichte formuliert, müsste allerdings nach Interpretation der Natur-
gesetze des 19. Jahrhunderts (Erkenntnis der Anfangsbedingungen be-
deutet genaue Vorausberechnung der weiteren Entwicklung und End-
bedingungen!) den historischen Verlauf des 20. Jhds. wiederspiegeln. 
Da dies nicht der Fall ist, wäre heute Karl Marx wohl der Erste, der sich 
um eine Um- und Neuformulierung seiner Theorie bemühen würde - 
wenn er noch am Leben wäre.

Eine Verteidigung von Marx - als Wissenschaftler, nicht als Messias einer 
neuen Religion - beinhaltet m.E. eine Revision seiner Theorie(n) in Über-
einstimmung mit den gereiften Erkenntnissen des 20. und 21. Jahrhun-
derts.

zu dem thema solltet ihr unbedingt eric voegelin lesen. die kleine
schrift "Die Politischen Religionen (1938)" ist dazu sehr erhellen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Religion

darin zeigt er, das diese modernen bewegungen wie kommunismus
("realsoz") und faschismuss, sich wie religionen "benehmen" und gleiche
merkmahle entwickeln...

Sag ich ja - weltliche Religionen, die ihre einst wissenschaftliche Theorie(n)
zu einem feststehenden Lehrgebäude verdichten, welches schließlich gegen
nicht mit der Theorie zu vereinbarende Tatsachen und Entwicklungen ver-
teidigt wird.

Gruss,
Jacob

PS.: Ich schreibe bewußt "bislang" falsifiziert, weil wir nur Vergangenes als
Tatsache einführen können - die Zukunft ist ja nach der Chaosforschung
und der Quantenphysik noch nicht aus dem undifferenten Raum des Mög-
lichen in eine feststehende monokausale Vergangenheit überführt.

Ansonsten gebe ich Stefan Seefeld recht.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT10832 Message: 23/95 L15 [In index]
Message 11223 [Homepage] [Navigation]