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Re: [ox] Noch mal zur Freien Gesellschaft



Hallo Stefan, Hallo Hans-Gert!

Am Montag, 15. Mai 2006 14:49 schrieb Stefan Seefeld:
Hans-Gert Gräbe wrote:
Hallo Stefan,

Stefan Seefeld wrote:
Jac wrote:
Behauptet nicht der Marxismus, die Welt würde besser, wenn man nur
die kapitalistischen Strukturen abschaffen würde? Tatsächlich sind
nicht alle Probleme dieser Gesellschaft strukturell - dies zu
behaupten deutet auf eine mögliche tiefe eigene Entfremdung hin.
U.a. an dieser Fehlinterpretation ist der moskautreue Kommunismus
gerade gescheitert.

Auch hier ist wieder eine Dichotomie am Werk: Entweder ein Problem ist
strukturell bedingt, oder es ist es nicht. Ist das nicht ein bischen zu
einfach ?

Zustimmung meinerseits. Struktur ist geronnene Dynamik - es geht IMHO
darum ("alle Verhältnisse als von Menschen gemacht zu erkennen") auch
die Dynamik hinter den Strukturen wieder zu sehen, um dann (auch) über
die Dynamik dieser Dynamiken sprechen zu können. Aber ich nehme mal an,
dass genau darauf Jac mit seiner Bemerkung auch hinauswollte.

Ok. Ich wollte nur Jac's Satz weiter oben widersprechen, der Marxismus
behaupte...
(Freilich, man kann sich sicher auch in eine endlose Diskussion dar"uber
einlassen was denn Marxismus eigentlich ist, ob es denn *einen* Marxismus
"uberhaupt gibt, und so weiter. Das f"ande ich aber nicht sehr spannend...)

Entschuldigung meinerseits. "Den Marxismus" gibt es natürlich ebenso wenig
wie "die Psychoanalyse". Ich habe auf den Blick der Nichtmarxisten auf den
Marxismus reflektiert....

Natürlich ist Struktur geronnene Dynamik. Eine geronnene Dynamik, die
täglich die geronnene Dynamik der menschlichen Persönlichkeiten be-
dient, die dem anfänglichen Gewaltverhältnis pädagogischer Herrschaft
geschuldet sind. 

Du hast nicht verstanden, daß´Herrschaft des Kapitales ein verinner-
lichtes Machtmodell seitens der Herren und seitens der Sklaven v o r -
a u s s e t z t . Das Kapital nutzt diesen Vorgang der Verinnerlichung
und der Spaltung der Persönlichkeit (inkl. bei mir!), schafft ihn
jedoch nicht.

Doch ! Und zwar jeden Tag neu !

Vielleicht genauer: Reproduziert ihn jeden Tag neu. Also eigentlich auch

Genau ! Danke f"ur die Klarstellung !

kein Streitpunkt zwischen euch, oder?

Ich bin mir nicht sicher...

Der Reproduktion des Kapitalismus habe ich nicht widersprochen. Diese
Reproduktion des  Kapitalismus fußt jedoch auf sehr viel älteren Dynamiken,
die z.B. dafür sorgen, daß Menschen sich primär an einer äußeren Ordnung
der Verhältnisse und an den an diese geronnene Dynamik geknüpften 
Werten orientieren, statt an ihrer Lebendigkeit und ihren eigenen Gefühlen
und Bedürfnissen. Diese Dynamik(en) der Bindung der sozialen Existenz an
das Machtmodell läßt sich schon für die Zeit um Christi Geburt in der
Bibel und in anderen altgriechischen und römischen Texten belegen ("Wer
sein Kind liebt, züchtigt es" etc.), ist tatsächlich weitaus älter als der 
Kapitalismus. 

Welche gesellschaftliche Rolle die Menschen aufgrund dieser Dynamik 
spielen, ist austauschbar - d.h., wenn sie gelernt haben, sich mit der ihnen 
fremden, äußeren Ordnung ihrer Erzieher zu identifizieren und auf dieser 
Dynamik ihre Persönlichkeitsentwicklung aufzubauen, können sie 
ebenso den Cäsaren, den Sklavenhalter, den Feudalherren, Raubritter, 
Kapitalisten oder Bürokraten abgeben, je nachdem, welche ökonomische 
Organisation der Gesellschaft sich die Macht in den verschiedenen Zeital-
tern gibt. 

Ich hoffe, dies verdeutlicht meinen Standpunkt.

Gruss,
Jacob
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Kontakt: projekt oekonux.de



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