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Re: [ox] Empirie vs. Dogmen




Wo bleibt eigentlich Jac's Indianer-Empirie, um die ich gebeten habe?


Jac schrieb gestern:
Mit dem sogenannten "Psycho-Pudding" habe ich nichts anderes gemacht
als an den Anfang aller sozialrevolutionärer Bewegungen vor die Revolution
von 1789 zurückzukehren. Wir würden in Europa immer noch im Absolu-
tismus (merkantilistisch unterfüttert) leben, unseren jeweiligen Monarchen
lieben und seine Herrschaft für gottgewollt halten, wenn bestimmte See-
fahrer uns nicht von ganz anderen, weniger Zwänge auf den Einzelnen
ausübenden Gesellschaften in der Neuen Welt berichtet hätten. Schon
Thomas Morus in seinem Utopia bezieht sich ausdrücklich auf diese ganz
anders strukturierten Gesellschaften der Neuen Welt. Unsere sozialrevolu-
tionären Bewegungen sind das Ergebnis eines Kulturzusammenstoßes
zwischen der Kenntnis weniger Zwänge entwickelnden indianischen Ge-
sellschaften und der bestehenden Zwänge entwickelnden autoritären
Gesellschaft in Europa und Asien.

Und weil die Europäer die indianische Gesellschaftsform so toll fanden,
haben sie das Original plattgemacht.  Oder wie?

Welche Züge wurden denn hier KONKRET vom indianischen Modell abkopiert?


Wir würden in Europa immer noch im Absolu-
tismus (merkantilistisch unterfüttert) leben, unseren jeweiligen Monarchen
lieben und seine Herrschaft für gottgewollt halten

Ist die heutige Gesellschaft wirklich _grundsätzlich_ anders als damals?
Der Feudalismus lebt u.a. mit den Millionenbauern weiter --und das betrifft
JEDEN Bürger einschneidend--, und die Regierenden schwören ihren Amtseid
auf Gott, sogar die Präambel des Grundgesetzes erwähnt Gott.


Du schreibst: "Keine "Revolution" kann die Klassen P/P aufheben. Man
kann nur die bisher stark überproportionale Macht der einen Klasse
zurückstutzen und ihre Ausbreitung einschränken oder gar umkehren."
Der Klassengegensatz ist damit für alle Zeiten festgeschrieben und
jede klassenlose freie Gesellschaft eine Illusion - unabhängig davon,
ob sie in anderen Weltgegenden ganz oder teilweise heute noch gelebt
wird.

Der Gegensatz kalt-heiss verschwindet auch nicht, indem wir die
Temperaturverteilung ändern oder eine globale Erwärmung herbeiführen.
Wer den Gegensatz kalt-heiss abschaffen will, ist unwissenschaftlich.


Ein Klassengegensatz, der sich nicht wesentlich vom Klassenge-
gensatz der marxistischen Analyse des Kapitalismus unterscheidet

Oh doch, Prod/Pred unterscheidet sich sehr wohl von Working/Ruling class!
Die Beispiele habe ich ja hier schon oft genug gebracht (Anwalt=Pred/Working,
KMU-Ing.Chef=Prod/Ruling).


und damit nur den Schluss zuläst, daß auch der Kapitalismus als
Ausdruck des Klassengegensatzes P/P für alle Zeiten festgeschrieben
ist.

Der Kapitalismus kann abgeschafft werden oder auch nicht.  Wichtig ist
einzig, dass die Pred-Macht abgeschafft wird.  Alles andere sind Details.
Eine Pred-Diktatur funzt auch prima ohne Geld.  Eine Prod-Gesellschaft
funzt auch prima mit Geld.


Gleichzeitig hast Du mit den Predators des herrschenden Establish-
ment eines gemeinsam: Du bist ein Macht-Philosoph wie sie, denn
Du strebst an, durch die Vereinigung der Producer den Predators
ihr Machtmonopol durch Producer-Macht streitig zu machen. Deine
Prods werden, sollten sie das Machtmonopol der Preds jemals
brechen, zwangsläufig zum Verwechseln den Preds ähnlich werden,
um die anderen Preds daran zu hindern, ihr Machtmonopol wieder
zu errichten. Dies wußte schon Bakunin - und er hat bezüglich des
sich auf Marx berufenden Realsoz. recht behalten.

Nein, es ist eine andere Macht (andere Machtstrukturen, -mittel und
Entscheidungskriterien).  Man kann es auf den Nenner "Kompetenz statt
Imponiergehabe, Realitätsbezug statt Ideologien, Schaffen statt Betrug"
bringen.  Und der Vergleich mit Realsoz. ist völlig daneben, weil dort
Preds antraten als "Revolutionäre".


In Deiner rudimentären Utopie werden daher die wesentlichen Inhalte
aller Pred-Ideologien, Macht zu haben und auszuüben, mit in die an-
zustrebende Veränderung der Gesellschaft hinübergerettet - ganz
so, wie es im real existierenden Sozialismus (Cuba, VR China, Nord-
korea) bis heute der Fall ist. Du bist damit nur ein negativer Lenin,
der jede Hoffnung auf einen Ausbruch aus der Machtspirale und den
Klassengegensätzen aufgegeben hat.

Nein, indem es eine andere Macht ist, ist es eben nicht alter Wein in
neuen Schläuchen.

Gegenfrage:  Wie gedenkst denn _du_ den "Ausbruch aus der Machtspirale"
zu schaffen?  Wenn du eine Indianer-Gesellschaft einführen willst, wird
es dieser wie den Indianern ergehen.


Nein, Du bist kein Revolutionär noch geht es Dir um eine wirkliche
Veränderung der Gesellschaft, sondern in Wirklichkeit nur um
eine Verschiebung der Machtverhältnisse im Klassengegensatz
P/P - und möglicherweise um eigene Machtansprüche als "Durch-
blicker" und "Führer" der kommenden Machtverschiebung.

Welchen Teil von "Prods sind anders" verstehst du nicht?
Du bist so gefangen in deiner Pred-Denke, dass du dir gar nix anderes
als Preds vorstellen kannst.  Nun versuch mal diesen Spiess umzudrehen.

Christoph



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