Re: [ox] "Je ne suis pas un Marxiste"
- From: Jac <sortesindet marsmail.de>
- Date: Mon, 29 May 2006 05:16:52 +0200
Am Montag, 29. Mai 2006 00:18 schrieb Karl Dietz:
Ergänzend zu Karl M. noch
Plädoyer für einen zu Unrecht angeklagten Philosophen
von Michael Schmidt-Salomon
Die Anklage stützt sich auf schreckliche Fakten: Millionen von
Menschen unterdrückt, verschleppt, gefoltert, ermordet, Opfer einer
Doktrin, die ihre Folter- und Mordwerkzeuge, ihre Kreuzzüge gegen die
Menschlichkeit offiziell begründete mit dem Verweis auf die Werke
jenes Mannes, der hier und heute auf der Anklagebank sitzt: Karl Marx.
Ich kenne den Angeklagten seit vielen Jahren. Meine erste bewußte
Begegnung mit ihm hatte ich als Vierzehnjähriger und war vor allem
meinem "Lokalpatriotismus" zu verdanken, denn zufälligerweise wuchs
ich in der gleichen Stadt auf wie der junge Marx und besuchte zudem
auch noch die gleiche Schule. So kam es, daß ich mir aus reiner
Neugier und ideologisch weitgehend unbelastet den Abituraufsatz meines
berühmten Mitschülers vornahm.
Lenin als Erbe Bakunins? Quatsch!
Bakunin war Anarchist, der den Staat abschaffen wollte - ganz so, wie
Marx in der Zeit der Pariser Kommune, die u.a. von ProudhonistInnen und
BakunistInnen ins Leben gerufen wurde. Mit Lenins Staatlichkeitsdenken
wäre Bakunin niemals einverstanden gewesen.
Später gibt es dann eine dokumentierte Hinwendung von Marx zur
deutschen Sozialdemokratie und zur Eroberung der Macht an der Wahl-
urne. Mehr als einmal beschwert sich Marx darüber, wie man die parla-
mentarische Macht nicht dazu nutzen kann, Verbesserungen für die
Arbeiterklasse durchzusetzen, sondern nur als Bühne, um die außer-
parlamentarischen Positionen der revolutionären Bewegung darzu-
stellen.
Marx ist eben vielschichtig!
Gruss,
Jacob
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