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Re: [ox-de] Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz



Am Montag, 24. Juli 2006 03:49 schrieb Stefan Seefeld:
Jac wrote:
Am Freitag, 21. Juli 2006 16:15 schrieb Stefan Seefeld:
Dein Gesellschaftsbegriff klingt, genau wie Dein Erziehungsbegriff, wie
ein "ausserer und unnat"urlicher Zwang dem Individuen unterworfen
werden. Wie kommst Du darauf dass Gesellschaft die individuellen
Bed"urfnisse ignoriert oder gar auf antagonistische Weise unterdr"uckt ?
Was *ist* Gesellschaft f"ur Dich ?

Dies ist des Pudels Kern.

Kannst Du Dich erinnern, daß ich von der autoritären und der
weniger autoritären Gesellschaft gesprochen habe?

In autoritären Gesellschaften wird die Autonomie und der Eigenwille
des Kindes durch das Herrschaftsinstrument Erziehung zu brechen
versucht. In weniger oder nicht autoritären Gesellschaften passiert
dies kaum bzw. nicht.

Gut, gut. Da waren wir schonmal. Wir drehen uns im Kreis. 

Da gibt es also die guten Gesellschaften und die schlechten Gesellschaften.
Wir haben nun wohl leider Pech gehabt und sind in eine schlechte
hineinerzogen worden. Wie kommen wir da raus ?

Durch eine andere Erziehung. Und unser eigenes Anknüpfen an die
Entwicklung eigener Autonomie der Übereinstimmung mit all unseren
Gefühlen und Bedürfnissen. Diese Antwort habe ich hier schon 
mehrfach gegeben.

Nach meinen Verst"andnis ist Dein Gesellschaftsbegriff der Gipfel der
Entfremdung, da bei Dir die menschliche Dimension der Gesellschaft v"ollig
fehlt, d.h. Gesellschaft scheint etwas den Menschen auferzwungenes /
anerzogenes, und nicht etwa von Menschen selbst geschaffen.

Im Grunde sagst Du:

Nach meinem Verständnis ist Dein Kapitalismusbegriff der Gipfel der
Entfremdung, da bei Dir die menschliche Dimension des Klassenverhältnis
zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten völlig fehlt, d.h. Kapitalismus
scheint etwas dem Menschen aufgezwungenes, und nicht vom Menschen 
selbst geschaffen zu sein.  

Es ist hier erlaubt, festzustellen, daß
- den Ausgebeuteten die Ausbeutung aufgezwungen wird sowie daß
- diese durch die Ausbeutung fremdbestimmt werden.

Macht man die Erziehung als Form der Ausbeutung geltend, fehlt
plötzlich die menschliche Dimension. Plötzlich tauchen gute Erzieher
auf, deren menschliches Bemühen - wie die Stiftungen und Spenden
der Ausbeuter zugunsten der Wohlfahrtspflege der Ausgebeuteten -
man doch anzuerkennen habe.

Vor 2000 oder mehr Jahren hat ein Mensch damit angefangen, Kinder
durch Demütigungen, Vorenthalten von der Befriedigung von Bedürf-
nissen, Zwang zum Gehorsam und Prügel aufzuziehen, die damit fähig
wurden, andere zu entmenschlichen und zu töten, ohne durch die
eigene Fähigkeit zum Mitleid beeinträchtigt zu werden. Für A. Gruen war
dies vermutlich eine militärisierte (Früh-)Gesellschaft. Diese gab via
Tradition das Machtmodell als Grundlage sozialer Beziehungen an
spätere Generationen und Gesellschaftsformen weiter.

Stellen wir fest, daß es so ist, so ist es zweitrangig, seit wann oder aus
welchem Grund es so ist. Wesentlich ist die Frage, wie wir daran etwas
ändern können.

Gruss,
Jacob

 
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