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Re: [ox-de] Re: "Kapitalismus als pubertäre Form"



HGG schrieb gestern:
Aber auch diese "Einflüsterungen" sind doch Teil des "Spiels". Es sind
eine Menge Intentionen unterwegs, ein komplexes und dynamisches
Interessengefüge einer Vielzahl von Akteuren, wo nie klar ist, was ein
"Einfluss" wirklich wert ist. Das ist ja das Interessante an der ganzen
Sache: dass die Leute nie genau das machen, was sie sollen. Oft sogar
ohne "genau".

Die Freiheitsgrade sind abhängig von der Macht desjenigen.  Den weniger
Mächtigen wird ganz schnell "gezeigt", was sie machen sollen (müssen!).
Mächtige können nicht nur die Spielregeln definieren, sondern sich
sogar über diese hinwegsetzen.


Dabei sind aber z.B. bei den neueren Entwicklungen wie dem Übergang
vom Fordismus zum Postfordismus bzw. Neoliberalismus solche Einflüsse
unübersehbar (etwa in Form der "Chicago Boys" oder in Deutschland
z.B. der Bertelsmann Stiftung).

Auch da müsste man genau hinschauen, inwieweit diese Leute
Trend<nb>setter</b> und inwieweit "nur" Trend<b>aufspürer</b> sind.

Z.B. die Chicago Boys von PNAC (Project for a New American Century)
haben die Irak-Invasion schon _vor_ 9/11 geplant.  Auch der Patriot Act
als "Reaktion" auf 9/11 konnte fertig aus der Schublade gezogen werden.
Du willst jetzt hoffentlich nicht ernsthaft behaupten, da hätten ein paar
Super-Spürnasen schon im Voraus den "War on Terror" als "Trend aufgespürt"?!
Irgendwo wird das Märchen von der "Unsichtbaren Hand" absurd!  Es wäre
geradezu lustig, wenn die Folgen nicht so grausam und oft tödlich wären.


Machtspielchen als Strippenziehen setzt ja das Vorhandensein der
Strippen, an denen gezogen, wird voraus. Ich will dich damit nicht
entkräften, sondern nur sagen, dass hier eine *analytische* Leistung
auch von uns erforderlich ist statt zu *glauben*, was die erzählen.

In Diktaturen ist das "*glauben*, was die erzählen", nicht ganz freiwillig!
Könnte das evtl. mit der Macht der "Erzähler" zusammenhängen?


Ich stelle nur fest, dass es den "dressierten Gorilla am Fließband"
immer weniger gibt, (auch) dort immer mehr Mitdenken und Eigeninitiative
verlangt wird, Menschen sich mit diesen Herausforderungen schwer tun -
aus Kommandoverhältnissen herauszutreten. Manche mehr, manche weniger.
Auch und gerade im Bereich der Arbeitslosen - wo ich durch persönliche
Umstände einen ganz guten Einblick habe. Das ist neu für eine Etappe der
Entwicklung der Gesellschaft nach dem Fordismus. Postfordismus bringt
also die nächsten "Eiterbeulen" mit sich - etwa: was fange ich mit mir
an, wenn niemand mehr was mit mir anfangen kann.

Von Arbeitslosen wird Eigeninitiative verlangt im "sich wieder in die
Gorilla-Rolle einfügen", sicher nicht im Transzendieren der Gorilla-Rolle
-- also nicht wirkliche "Eigeninitiative" ist gefragt, im Gegenteil.
Wieder Force (=erwünscht) vs. Power (=unerwünscht, da Pred-Monopol).
Aber um das zu erkennen, müsste HGG erstmal die eigene Gorilla-Rolle
transzendieren...  oder ist's doch eher Pred-Rolle?  ;-}

Christoph



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