[ox-de-raw] keimform.de: Neues über das Open Source Car »C,mm,n«
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 30 Apr 2007 10:50:17 +0200
http://www.keimform.de/2007/04/30/neues-ueber-das-open-source-car-cmmn/
Neues über das Open Source Car »C,mm,n«
Von StefanMz, 30. April 2007, 10:36 Uhr
[http://www.keimform.de/wp-content/uploads/2007/04/c-mm-n_os_car1.jpg]
_C,mm,n_ -- gesprochen »Common« -- ist das erste Open Source Car, das
einen Prototypen hervorgebracht hat (Fotos wurden netterweise von Natur
en Milieu [http://natuurenmilieu.nl/"] zur Verfügung gestellt. Danke!).
Die _C,mm,n_-Website [http://www.autoindetoekomst.nl/"] wurde inzwischen
aktualisiert. Allerdings ist sie komplett als Flash-Site gestaltet, die
den Flashplayer der Version 8 haben will, Version 9 ist ihr wohl zu neu
(Firefox unter GNU/Linux). Na gut, der Konqueror spielt sie. Eine
zugängliche Website auf der Basis offener Webstandards wäre eigentlich
angemessen. Nun aber zum Projekt.
Das _C,mm,n_-Projekt wird von einer ziemlich großen Kooperation
getragen. Initiative und technische Umsetzung liegen bei der
Niederländischen Gesellschaft für Natur und Umwelt sowie den Unis von
Delft, Eindhoven und Twente. Hauptpartner sind eine Auto-Leasingfirma
und eine Bank. Geld kommt von einigen niederländischen Ministerien,
diversen Fonds und der Lotterie-Gesellschaft. Ein Latte von weiteren
Partnern vervollständigt die Kooperation. Mit anderen Worten: Das
Projekt ist _richtig fett_ angelegt und entsprechend ambitioniert sind
die Ziele.
_C,mm,n_ versteht sich als »Open Source Community für nachhaltige
individuelle Mobilität«. Die Entwürfe und Pläne sollen veröffentlicht
werden. Alle können sie nutzen, verändern und wieder der Community
zurückgeben -- Wikipedia wird als Modell für eine kontinuierliche
Verbesserung genannt. Eine Lizenz gibt es noch nicht, daran arbeitet
das Projekt gerade. Die Auto-Komponenten sollen weitgehend recyclebar
und wiederverwendbar sein, so dass nur wenig Abfall entsteht und
indviduelle Modifikationen leicht möglich sind.
Das Mobilitätskonzept von C,mm,n orientiert sich an den (angenommenen)
Bedürfnissen im Jahr 2020. Zitat (eigene Übersetzung):
»Der Automobilist des Jahres 2020 wird nicht mehr ein passiver
Konsument, sondern ein aktiver Mobilitätsproduzent sein.«
Aha. Öhm, das heißt? -- Zwei Trends bilden den Rahmen für die
_C,mm,n_-Entwicklung. Erstens: Weitere Entwicklung der mobilen und
interaktiven Kommunikation. Zweitens: Der Verschmutzer wird zunehmend
die sozialen Folgekosten selbst tragen müssen. Soweit das Projekt.
Gehen wir mal ins Eingemachte.
*Design*
Der Charakter des Autos soll offen, einnehmend, freundlich und
eigenwillig sein. Es soll Zusammenarbeit unterstützen, etwa durch das
transparente Fensterdesign. Die äußere aerodynamisch günstige Gestalt
ermöglicht das Konvoi-Fahren. Sogenannte Community-Boxes sind kleine
Gepäckfächer am Auto, die von außen für autorisierte Personen
zugänglich sind (etwa Lieferanten). -- Hm, das ist schon komisch, wie
einem egomanischen Ding wie einem Auto so etwa wie »Zusammenarbeit« als
Eigenschaft beigefügt wird.
*Antrieb*
Zwei alternative Antriebe sind vorgesehen: Elektroantrieb auf Basis von
Brennstoffzellen kombiniert mit einem Energiespeichersystem, dass u.a.
beim Abbremsen regeneriert wird; skalierbarer Boxermotor, der mit
Wasserstoff betrieben wird (einzelne Zylinder können ab- oder
dazugeschaltet werden).
*Informationstechnik*
ADAS ist die Abkürzung für Advanced Driver Assistance System (etwa:
erweitertes Fahrer-Assistenz-System) und bildet das zentrale
Kommunikations- und Navigatonssystem an Bord. Alles ist Kommunikation:
Kommunikation mit der Umgebung, mit anderen Fahrzeugen, mit Systemen zu
Geschwindigkeitsregilierung, Warnung vor gefährlichen
Verkehrsituationen, Unterstützung beim Fahrstreifenwechsel etc. 2020
soll das Konvoi-Fahren vieler Fahrzeuge im geringen Abstand möglich
werden. -- Skalierbare Eisenbahn mit Individualkabinen auf der Straße.
ADAS bietet viele Informationen über ein neues Interface: Karma (KAR
Mobile Assistent). Karma ist ein physisch präsenter Assistent in der
Nähe des Fahrers, der (das?) durch seine Gesichtsausdrücke und Stimme
Informationen übermittelt. Ist das Auto zu schnell, ist der
Assistent »besorgt«. Karma vermittelt empfangene Informationen in
verständlicher Weise. -- KI
[http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstliche_Intelligenz"] wurde gar
erwähnt, klingt aber so.
Die Navigation ist als Ergebnis eines Community-Prozesses konzipiert.
Durch Kommunikation und Zusammenarbeit entstehen in der Gemeinschaft
schlaue Lösungen für Mobilitätsfragen. -- So was wie CB-Funk
[http://de.wikipedia.org/wiki/CB-Funk" title="Wikipedia: CB-Funk] 2.0?
Ich weiss nicht so recht, vielleicht fehlt mir die Phantasie, weil ich
so selten Auto fahre.
Das da Auto im Wortsinne »auto-mobil« ist, kann sich der Fahrer (resp.
Fahrerin) von der Fahrbahn ab- und den Mitfahrenden zuwenden, einfach,
indem der Sitz gedreht wird. Pause während des Fahrens.
*Treibstoffe*
Die »fossile Wirtschaft« nähert sich einem Ende, Alternativen müssen
her, damit Auto-Mobilität bleibt. Sind Bio-Treibstoffe akzeptabel?
Nein, wenn das solche Auswirkungen hat wie in Mexiko, wo die
Bevölkerung sich die Tortillas nicht mehr leisten kann, weil in den USA
der Mais zu Sprit raffiniert wird und die Preise drastisch anstiegen.
Ja, wenn es gelingt aus Bio-Müll Treibstoff zu gewinnen
(Bio-Treibstoffe 2.0).
Wasserstoff als Antriebmittel ist ambivalent. Wasserstoff ist einerseits
umweltfreundlich und bei der Verbrennung CO-neutral. Andererseits ist
es selbst ja gar keine Energiequelle, sondern nur ein Energieträger.
Das heißt, in der Gesamtbilanz hängt es davon ab, wie der Wasserstoff
hergestellt wird. Solange »erneuerbare Energie«
[http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energie"] (beknackter
Begriff: Energie ist nie erneuerbar) nur einen marginalen Anteil an
Energieversorgung hat, ist Wasserstoff nur begrenzt eine Möglichkeit.
Aber hier geht's natürlich auch voran...
*Fazit*
Wer holländisch lesen kann, bekommt bestimmt noch mehr Informationen.
Ich habe mich an der englischsprachigen Zusammenfassung auf der Website
[http://www.autoindetoekomst.nl/website/"] orientiert. Das
_C,mm,n_-Projekt hat ziemlich viel Power und strahlt einen ganz schönen
Optimismus aus. Es ist klar, dass Individualverkehr als gegebener Fakt
zugrunde liegt, wenn man ein Auto-Projekt auf die Beine stellt.
Indirekt werden die viele Probleme des Auto-Daseins angesprochen, etwa
die inhärente Isolierheit. Ob nun wirklich ein Auto
kommunikationsförderlich gestaltet werden kann, finde ich jedoch
fraglich.
In der ersten Runde wurde das Basisprojekt OSCar
[http://www.theoscarproject.org/"] vom Uni-Projekt mit Staatssupport
klar abgehängt. Gibt es eine zweite Runde?
Zum Abschluss sei noch auf eine gänzlich konträre Perspektive
verwiesen: »Selbst-Bewegung statt Auto-Mobilismus«
[http://www.opentheory.org/selbstbewegung/text.phtml"]
--
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