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Sorry, solche Postings können auf Dauer nicht unwidersprochen bleiben. once and for all...! annanymia shared-files.de schickt uns eine Flugschrift aus dem sportlich-kommunistischen Spektrum die wiederum Adorno zitiert:
Denen, die keine Befehlsgewalt haben, soll es ebenso schlecht gehen wie dem Volk. Vom deutschen Beamten bis zu den Negern in Harlem haben die gierigen Nachläufer im Grunde immer gewußt, sie würden am Ende selber nichts davon haben, als die Freude, daß die andern auch nicht mehr haben. [...] Der eigentliche Gewinn, auf den der Volksgenosse rechnet, ist die Sanktionierung seiner Wut durch das Kollektiv. Theodor W. Adorno / Max Horkheimer"Dialektik der Aufklärung" Theo und Max haben hier Sozialneid als ein Element des Antisemitismus bestimmt unter dem Motto: "Wenn es mir scheiße geht, dann sollen die anderen erst recht beschissen dran sein!&"; Die "anderen" waren im Falle von Theo und Max die von den Nazis und anderen Antisemiten verfolgten Juden. Aber die Logik hinter diesem Schluss funktioniert ganz ohne Juden, weil sowohl der oben angedeutete wie der antisemitisch motivierte Sozialneid, also anderen kein schönes Leben zu gönnen, eine gemeinsame Grundlage haben: Nationalismus.
Irgendwann muß jemand einen vernünftigen Einwand bringen gegen dieses pseudomaterialistische Gesülze, das mit der MG über die Welt gekommen ist und sich in antideutscher Vulgata und anderen Spielarten immer noch enorm kritisch vorkommt. Gerade weil die Einsichten über den Gewaltcharakter des Staates und insbesondere den bedingten Zweck des Sozialstaates - Kompensation solcher Armutsfolgen, die für kapitalistische Produktion grosso modo schädlich sind - nicht von der Hand zu weisen sind, könnten die Verfasser dieses Pamphlets aus dem Eifer, mit dem der Abbau des Sozialstaats betrieben wird, auf bessere Schlüsse kommen als auf ihre theoretischen Ahnväter:
Der Fabrikant hat seine Schuldner, die Arbeiter, in der Fabrik unter den Augen und kontrolliert ihre Gegenleistung, ehe er noch das Geld vorstreckt. Was in Wirklichkeit vorging, bekommen sie erst zu spüren, wenn sie sehen, was sie dafür kaufen können: der kleinste Magnat kann über ein Quantum von Diensten und Gütern verfügen wie kein Herrscher zuvor; die Arbeiter jedoch erhalten das sogenannte kulturelle Minimum. Nicht genug daran, dass sie am Markt erfahren, wie wenig Güter auf sie entfallen, preist der Verkäufer noch an, was sie sich nicht leisten können. Im Verhältnis des Lohns zu den Preisen erst drückt sich aus, was den Arbeitern vorenthalten wird. Theodor W. Adorno / Max Horkheimer aaO
Der "kleinste Magnat" hat mittlerweile ein Durchschnittseinkommen, das unter das seiner Arbeiter gesunken ist; laut einem Bericht des österreichischen Rechnungshofes ist das grosso-modo Durchschnitts- Einkommen der Selbständigen niedriger als das der Arbeiter: ************************ "18. 02. 2003 Rechnungshof: Selbstständige verdienen nur 30% mehr als Lehrlinge! Die Einkommensunterschiede der Berufsgruppen in Österreich Der Rechnungshof veröffentlicht die durchschnittlichen Jahresnettoeinkommen der Österrreicher nach Berufsgruppen. Sieht man von den Lehrlingen ab, waren 2001 die schlechtest Verdienenden - mit großem Abstand - die Selbstständigen. Vergleicht man unter den Männern (die Relation zueinander ist bei den Frauen ähnlich) und setzt man das Jahreseinkommen der Selbstständigen mit 100 an, dann verdienen Arbeiter 124; Pensionisten 128, Angestellte 181 und Beamtegar 195. Die erschreckendste Relation ergibt sich zwischen weiblichen Selbstständigen und weiblichen Lehrlingen: Diese verdienen gerade 30 Prozent weniger! Laut Gewerbeverein hat sich - vom Einkommen her - ein "Selbstständigen-Proletariat" gebildet. "Menschen, die vorgeben müssen, es ginge ihnen gut - wer arbeitet schon mit einem Looser zusammen - und die daheim vom Existenzminimum leben oder Nahversorger, die 80 Stunden in der Woche im Laden stehen und dann die abgelaufenen Nahrungsmittel essen dürfen." ****************************************************** So. und jetzt stellt bitte in Rechnung, daß obige Zahlen eben Durchschnittszahlen sind. Das heißt, daß die Abteilung Kapitalisten, von der wir in der Zeitung lesen, daß sie sich halb Norwegen kaufen können, hier miteingerechnet sind. Im Durchschnitt sind also die "kleinen Magnaten" noch viel ärmere Hunde als die Proleten. Wie gut daß sie einander wechselseitig die Schuld zuschieben können. Was dem einen sein "Sozialschmarotzer" ist dem anderen sein "Ausbeuter" !!!! Dann käme man eindeutig zu anderen Schlüssen als dem, daß es senkrecht und rationell wäre, anderen den Wohlstand zu gönnen und nur eine verwerfliche Geisteshaltung namens Nationalismus die Köpfe verseucht hat!!! (deren unablässige Anprangerung man mit kommunistischer Politik verwechselt) Umgekehrt wird ein Schuh draus: diese Produktionsweise ist strukturell unfähig geworden, egal für Proleten oder sonst eine Masse von Menschen noch nennenswerten Reichtum zu produzieren!!! Das merkt man an ihren Wirkungen und will es doch nicht wahrhaben. Die sich weiterhin akkumulierenden Warenberge haben mit Reichtum nur bedingt was zu tun! Es steckt eben immer weniger Wert drinnen, sprich Geld, und das ist das "Problem".... Die sich verstärkende soziale Ungleichheit, aber auch der scharfe Kontrast von Geldwachstum und stofflichem Reichtumswachstum (ISEW-Debatte) ist ein Indiz dafür, daß wir uns gerade aufgrund dieser schleichenden Reproduktionsunfähigkeit Zuständen der Dritten Welt annähern, in der der unmittelbare Zugang zur Macht, die Monopolisierung von Ressourcen und der Klientilismus sich ausbreiten wie eine Seuche. Kapitalismus wird re-feudalisiert, schrittweise und schleichend, und Robert Kurz hat unrecht und recht zugleich wenn er behauptet daß das eigentlich nicht geht. Jedenfalls ist der Abbau des Sozialstaats ernst zu nehmen und nicht mit einem blödsinnigen "eigentlich nicht notwendig" zu relativieren, das die Konsumkraft von gestern zum Maßstab eines trotzigen Beharrens auf einem versteckten materialistischen Gerechtigkeitsgefühl erklärt. Darin ist und bleibt man bürgerliches Individuum, das ein Recht auf einen Anteil am Nationalen Reichtum einfordert, ohne sich darum zu kümmern, wie dieser zustandekommt. Eine enorm überflüssige und luxuriöse Haltung, die noch dazu einen völlige absurden Gegensatz zu den Adressaten aufbaut, was aber bekanntlich dem Selbstbewußtsein bürgerlicher Individuen nicht abträglich ist (siehe mein letztes Posting über Kunst). Das ist das Geheimnis, warum aus diesen Kommunisten nichts geworden ist und auch nichts mehr wird als etwa so ein akademischer Verein zur sportlichen Freizeitgestaltung, der seinen Lustgewinn aus dem permanenten Verachten materialistischer Untertanen bezieht. Franz _______________________ http://www.oekonux.de/
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