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Teil 3: Crash, no Boom, but Bang Die Krise der kapitalistischen Produktionsweise Eigentlich sind sich alle bewusst, dass man, wenn man von Krise redet, auch immer irgendwie Recht bekommt. Zu sagen, es gäbe eine endgültige, alles verändernde Krise, wäre aber Blasphemie, denn "wie solle es auch anders gehen?" - das alte Leid der Linken. Die Gegenfrage wäre jedoch "wie soll jetzt die kapitalistische Produktion und Reproduktion weitergehen?", - und wir sagen, es geht nicht weiter. Es gibt kein sich selbst auf ewig reproduzierendes Etwas, ein Perpetuum mobile, so wie es Kapital in seiner inneren Logik für sich beansprucht. Seltsamerweise glauben aber alle an diesen geheimnisvollen, immerwährenden Gott, oder wollen zumindest seine ewige Existenz, die es zum Gott macht, nicht anzweifeln. Es sei denn, man halluziniert sich einen noch viel mächtigeren Gott, eine revolutionäre Bewegung zum Beispiel, die das Kapitalverhältnis selbst beenden könne. Aber ein Ende des Kapitals aus sich selbst heraus ist für viele undenkbar. Wir schätzen die heutige Situation nicht als eine normale, zyklische, kapitalistische Krise ein, bei der eine stagnierende Kapitalakkumulation zu spät durch neue, erweiterte Industriesektoren kompensiert wird ("historische Lücken"1). Auch die Möglichkeit für das Kapital, Gebiete neu zu erschließen und so weiße Flecken auf der Landkarte abzudecken, gibt es nicht mehr. Sondern wir sprechen heute von einer Krise, die den Kapitalismus strukturell, in seinem Inneren verändert und zusammenbrechen lassen wird. Diese bahnte sich zunächst als Krise in den Entwicklungsländern an, dann als Zusammenbruch des staatskapitalistischen Systems der ehemaligen Ostblockstaaten, wonach das kapitalistische Patriarchat des Westens nicht als Gewinner, sondern als letzter Auswuchs der einzigen und totalen Warenproduzierenden Gesellschaft übrig blieb. Mittlerweile spüren auch alle führenden Industrieländer, dass die Krise der kapitalistischen Produktion sich nicht mehr in die Kanalisation stopfen lässt und aus allen Gullys heraus stinkt. Denn selbst in diesen führenden Industrieländern ist es keine Neuigkeit und noch viel weniger eine Seltenheit, dass New Economy Buden und größere Unternehmen Konkurs anmelden oder aufgekauft werden. Wir finden dadurch nicht nur eine überall ständig wachsende Arbeitslosenzahl vor, sondern es verwehrt sich auch der Zugriff auf ehemalig zur Verfügung stehende Ressourcen - Felder liegen brach und daneben verrecken die Menschen. Die Gruppe Krisis Nürnberg und auch wir erklären diese Phänomene mit einander bedingenden Veränderungen: Das Produktivitätsniveau, oder auch der wissenschaftliche Stand der Produktivkräfte, auf dem sich die miteinander konkurrierenden Einzelkapitale befinden, ist für viele zu hoch und zu teuer, um etwas Neues anzufangen. Früher kamen neue Produkte auf den Markt und fanden ihren Absatz, und parallel dazu entstanden neue Möglichkeiten, den Arbeitsablauf zu rationalisieren. Ein Beispiel wäre die Automobilproduktion am Band in fordistischer Zeit. An diesen Autos mussten Menschen noch massenweise hämmern und feilen, es konnten also Unmengen an menschlicher Arbeitskraft eingesaugt werden. Die Autos wurden billiger als vorher und massenkompatibel produziert. Produktionsprozesse wurden einfacher, schneller und weiteten sich auf die ganze Welt aus. So zum Beispiel das Internet und die Möglichkeiten, dadurch Arbeitsplätze einzusparen. Jetzt wendet sich aber das Blatt und diese eigentlich sehr praktischen Möglichkeiten mit der ganzen Welt ziemlich schnell zu kommunizieren, kommen dem Verkauf von bisherigen Produkten in die Quere. Der Buchladen um die Ecke kann sich zwar im Internet präsentieren und man muss aus Berlin nicht nach Leipzig kommen, um zu sehen, welche Bücher vorrätig sind. Aber wenn massenhaft online-bookshops den Markt erobern, bei denen Arbeitszeit und Produktionsmittel gespart werden, wird der kleine Laden um die Ecke auf kurz oder lang Pleite gehen. Der Ladenbesitzer kann seine Bücher nicht mehr verkaufen, die mehr Produktionskosten brauchen als im Internet bestellte Bücher. Die Vorauskosten für eine Internet-Bude sind im Vergleich zum Buchgeschäft minimal, Buchhaltung und Versand laufen elektronisch reibungslos, rund um die Uhr mit geringstem Lohn und wenigen Krankheitsfällen ab. Dabei geht es nicht um die Schaffung neuer Arbeitsplätze oder neuer Produkte, sondern es werden Produkte geschaffen, die bestehende zerstören, rationalisieren. Es gibt also keine Produktinnovationen mehr, die massenweise Arbeitskraft einsaugen könnten, sondern es werden Prozessinnovationen geschaffen, die die Möglichkeit, Arbeitszeit einzusaugen, abschaffen. Wir wollen hier keine moralische Frage aufwerfen, ob es verwerflich sei, Arbeitsplätze und damit Existenzen zu vernichten, sondern die Realität beschreiben. Das ist nicht nur ein Beispiel, dahinter steht ein gesellschaftsmächtiges Prinzip: massenhaft Arbeitszeit einzusparen, um Produktionskosten einzuholen, Profite und Surplus-Profite zu sichern. Davon abgesehen macht die bezahlte Arbeitszeit, die es noch gibt, die Menschen, die sie verrichten müssen, physisch und psychisch fertig - jene sind dann aber auch noch dankbar für die Möglichkeit, eine Aufgabe zu haben und sich fertig machen zu dürfen. Dieser Stand der Produktivkräfte wurde durch die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse Ende der achtziger Jahre, also zur Zeit der 3. industriellen Revolution, nach oben gedroschen. Es gibt heute keine sachliche Art von Produkt mehr, wie das Auto, das im früheren fordistischen Maße menschliche Arbeitskraft einsaugen kann. Das heißt, zumindest die Herstellung, wenn nicht sogar das Produkt selbst, ist, bzw. läuft über Mikroelektronik und nicht über die Vernutzung menschlicher Arbeitszeit. Mikroelektronische Produkte selbst können mit minimalem Aufwand menschlicher Arbeitszeit hergestellt werden. Für alles was wissenschaftlich neu entwickelt wird, wird also gleichzeitig so wenig wie möglich menschliche Arbeitszeit eingeplant. Aber allein diese ist Wert schaffend. Nur Menschen können Geld in eine Produktion stecken, Waren herstellen und Profit erwirtschaften, nicht Maschinen. Das Wertverhältnis ist also ein soziales, kein dingliches. Es scheint nur, als könnten Maschinen Wert schaffen, aber mikroelektronische Elemente beschleunigen und verbessern die Produktion oder das Produkt, je nach Höhe des Produktivitätsniveaus. Maschinen stellen einen Teil des Werts dar, können ihn aber selbst nicht schaffen. Sie fließen als konstantes Kapital c in den Wert ein. Menschen nutzen diese, wie auch die Vorteile des Internets, und leiden gleichzeitig darunter, wenn sie ihre Arbeitskraft nicht mehr verkaufen können. Durch schnellere Kommunikation werden bspw. Post- und Telekom-Angestellte rausgeschmissen, mit der Weiterleitung von E-Mails hat kein Mensch mehr als Vermittler etwas zu tun. Die ungeheure Entwicklung der Produktivkraft Wissenschaft bringt das bisher halbwegs ausgewogene Verhältnis zwischen neuen Produkten einerseits und neuen Möglichkeiten zu produzieren andererseits ins Wanken. Denn heute heißt "Produktivität" nicht mehr, neue Produktionsfelder zu erschließen. Es wird Zeugs erfunden, welches nicht mehr in einen neuen Produktionszyklus geworfen werden kann. Also Produkte, die den technischen Möglichkeiten entsprechen, aber ganz schwer in Warenform gebracht, und nicht mehr verkauft werden können wie bspw. CDs. Man versucht, diese Produkte gewaltsam in die Form einer Ware zu pressen, und richtet in allen neu hergestellten CDs Kopierschutz ein, weil man weiß, dass jeder Rechner mittlerweile mit CD-Brenner (und geringem zusätzlichen Kostenaufwand) gekauft werden kann. Damit schwächt sich ein Produktionszyklus ab, er verläuft tendenziell nur noch in eine Richtung. CD-Rohlinge werden produziert, verkauft, und schneiden von Musikfirmen produzierten CDs den Verkauf ab. Filesharing Programme sind nur ein Beispiel für aus der kapitalistischen Produktionskrise entstandene globale Schwarzmärkte. Die Produktionsverhältnisse können sich nicht mehr der Produktivkraftentwicklung anpassen. Die Möglichkeiten zu produzieren laufen dem, was produziert werden soll, davon. Prozessinnovationen sind nur in der Wertgesellschaft produzierbar, schneiden aber dieser und damit sich selbst die Substanz (menschliche Arbeit) ab. Da es egal ist, was produziert wird, also ob mit Lebensmitteln oder Bomben gehandelt wird, kommt es letztlich nur auf den Verwertungsprozess an. Ich will mein Zeug verkaufen2, den Profit in einen neuen Produktionszyklus stecken, und Geld plus mehr Geld (G´), also Profit, erwirtschaften. Dazu muss ich auch Angestellte rauswerfen, wenn es billigere Möglichkeiten zu produzieren gibt. Es kann also alles Mögliche an neuen Waren erfunden werden, was aber nichts an dem Zwang ändert, Arbeitszeit einzusparen. Zudem stellt sich die Frage, wie die verrücktesten Ideen und Erfindungen noch finanziert werden sollen und wo sich potentielle Käufer befinden, wenn doch immer weniger menschliche Arbeitskraft eingesaugt werden kann. Unsere Kritiker stellen sich in solchen Fällen gern einen 3 Weltkrieg vor, der die Weltwirtschaft 20, 30 oder 50 Jahre in der Zeit zurückbomben könnte. Man kann das Wissen in den Köpfen der Menschen nicht auslöschen und man würde nach einem Krieg so schnell wie möglich versuchen, wieder mit mikroelektronischer Hilfe zu produzieren. Es ist überhaupt eine illusorische Vorstellung, dass nach einem solchen Krieg noch irgendetwas gehen könnte. Dabei handelt es sich weder um einen nationalstaatlichen noch um einen so genannten Systemkonflikt3. In dem einen Warenproduzierenden System wird versucht, die auf der Strecke gebliebenen Länder und Auswüchse, Personen und Gruppen mit der gleichen Gewalt ruhig zu stellen, die nötig war, um Menschen zuzurichten und in der Durchsetzung des Kapitalverhältnisses diesem kapitalistischen Prinzip zu unterwerfen. Das Prinzip zu rationalisieren ist weltweit gültig. Rosa Luxemburg würde wohl in der heutigen Situation meinen: es gibt keine weißen Flecken auf der Landkarte mehr, die vom Kapital "gefunden" oder erschlossen werden müssten. Es gibt zwar Gebiete wie die Sahelzone, wo keiner hin will bzw. keiner was produzieren kann. Aber diese Gebiete bleiben hell und da ist auch kein reinkommen mehr. Randgebiete wie Afrika oder China sind graue Zonen. In all diesen Gebieten, ob hell oder grau, müssen sich die Menschen an die kapitalistischen Spielregeln halten, sie sind also formell an das Kapitalverhältnis gebunden, obwohl es substantiell dafür gar keine Grundlage mehr da ist. Das prekäre ist, wir sprechen hier über Gebiete, in denen Menschen leben müssen. Haltet euch das vor Augen, wenn wir sagen, für Kapitalinteressen sind diese Gebiete egal. Und trotzdem müssen sich alle dem Diktat der Wertform beugen, ihre Reproduktion danach organisieren und absichern. Es gibt alternative Projekte in Randgebieten, wie die Landarbeiterbewegung in Brasilien oder NGO-ähnliche Projekte in Indien oder Afrika, die Menschen eine Überlebensperspektive außerhalb des Marktes geben wollen. So oder ähnlich könnten Keime einer Aufhebungsbewegung aussehen. Solche Formen selbst organisierten Lebens sind aus der schmerzlichen Einsicht geboren, dass Menschen in diesen Ländern ihre Arbeitskraft kaum mehr verkaufen können, ebenso wenig wie die Menschen in anderen Ländern, die sie bis vor kurzem noch verkaufen konnten. Genau das sehen Rassisten nicht ein, die meinen, "da unten" wären faule Menschen, die mit dem Stock zur Arbeit geprügelt werden müssten. Wie sich solche Ideologien in Krisenzeiten verschärfen können, ist Thema eines anderen Vortrages. Für potentielle Firmenneugründer sind die beschriebenen Hürden von Konkurrenz- und Produktionsbedingungen zu hoch und zu teuer. Kredite, die für Schuldentilgung oder Firmenneugründung genommen wurden, müssen mitsamt ihren Zinsen abgezahlt werden. Wer dann auf dem hohen Produktivitätsniveau nicht mehr produzieren möchte, investiert heutzutage lieber "auf dem glatten Eis der Spekulationen"4, d.h. in Finanzdienstleistungen. Denn diese tragen keine Produktions- und Reproduktionskosten mit sich, und sind damit sicherer und billiger. Also müssen sich die "Vorauskosten rentabler Realproduktion" nicht nur verteuern, sondern "auch noch hinsichtlich ihrer Gewinnträchtigkeit mit den Erträgen von bloßen Finanzanlagen konkurrieren"5. Diese so genannte "rentable Realproduktion"6 gehört der Geschichte an, da die meisten Unternehmen durch Kredite und nicht durch Eigenkapital aufgebaut sind. Ihre Produktion ist durch das Wegbleiben menschlicher Arbeitskraft gesamtwirtschaftlich gesehen nicht Mehrwert schaffend, nicht produktiv. Durch die 3. industrielle Revolution erwürgt sich somit der Kapitalverwertungsprozess selbst. Doch stellt sich nicht nur die Kreditaufnahme als Problem dar, jetzt wird auch die Rückzahlung selbst zum Problem. Wird Geld verliehen und damit tatsächlich eine Produktion angeleiert, in der Waren von Menschenhand hergestellt werden, ist nach kapitalistischen Verwertungskriterien alles in Ordnung. Diese Waren müssen sich natürlich verkaufen, also ihre Entstehungskosten plus einen Profit wieder einholen. Sie werden auf einem Markt angeboten, auf dem andere Hersteller sie nachfragen. Im Verkauf der produzierten Waren wird Mehrwert wieder zu sich zurückgezogen (realisiert). Die Produktion erweitert sich und der Kredit kann durch reale Mehrwertschöpfung abgezahlt werden. Das ist jedoch heute nicht mehr der Fall. Kredit ist ja vorgeschossenes Kapital, das nach einer bestimmten Zeit plus seinen Zins zurückgezahlt werden soll. Es scheint, als würde sich das Geld aus sich selbst heraus vermehren, es kommt ja am Ende mehr bei raus. Hinter dem Prozess Geld - mehr Geld (G-G´) muss aber eine reale Produktion stehen7, der Kredit muss letztendlich mitsamt Zins nur durch real geschöpften Mehrwert zurückgezahlt werden können. In so einem Fall können Kredite schlechte wirtschaftliche Zeiten tatsächlich überbrücken. Im entgegen gesetzten Fall haben wir es mit fiktivem Kapital zu tun. Aktien oder fremd finanzierte Unternehmen (durch Kredite) sind dann real nichts wert. Unproduktive Unternehmen oder auch Staaten verschulden sich immer mehr und hoffen dabei auf zukünftige reale Mehrwertproduktion. Diese ist aber, wie ich in Punkt 2 beschrieben habe, kaum noch möglich. Diese Unternehme brechen in einer Krise zusammen, und melden Insolvenz an. Der ursprüngliche Kredit wird mit anderen Krediten oder gar nicht zurückgezahlt und das ganze Kartenhaus bricht zusammen. Betrachten wir nun die Summe aller Einzelkapitale, also die Ebene des Gesamtkapitals, so stellen wir fest, dass die absolute Wertmasse sinkt. Noch einmal zur Erinnerung: Mehrwert kann nur durch absolut produktive, menschliche Arbeitskraft geschaffen werden. Die Möglichkeiten, produktiv vernutzte abstrakte Arbeit global zu verwerten sind aber geschwunden. Die Wertproduktion saugt immer weniger menschliche Arbeitskraft ein und der Gesamtmehrwert sinkt. Nur produktive Arbeit stellt Waren her, deren Wert wieder in den Verwertungskreislauf eingehen kann, deshalb ist sie, namentlich, produktiv. Ohne produktive Arbeit kann sich die kapitalistische Produktion nicht durch sich selbst wiederholen. Unproduktiv ist, was gesamtgesellschaftlich nicht in den Reproduktionskreislauf wieder eingehen kann. Das bedeutet, dass auch Dinge produziert werden können, die nicht Wert enthaltend sind. Daher ist die Unterscheidung zwischen produktiv und unproduktiv für die Beschreibung der krisenhaften Realität so wichtig. Es kann nicht ewig weiter produziert werden, wenn der Anteil der unproduktiven Arbeit weiter steigt. Man kann nicht Partei für das Gesamtkapital ergreifen und die produktive Arbeit verteidigen, gegen die eigenen Interessen als Einzelkapital. Solange produktive Arbeitszeit das Maß des gesellschaftlichen Reichtums ist8, verarmen und verelenden nach der 3. industriellen Revolution immer mehr Menschen. Fazit: Geld9, Ware, Wert und Arbeit, die grundlegenden Kategorien der Verwertung, waren schon immer in sich widersprüchlich, wie Holger das schon dargestellt hat. Diese sind in Bezug auf die absolute Wertmasse immer verbunden mit dieser. Sinkt diese, geraten auch genau diese grundlegenden Kategorien in eine Krise. Man schuldet einen ganzen Staat um, wie in Japan schon geschehen, und verlagert das Problem, statt es zu lösen. Ein gesamtgesellschaftliches Umschichten ist aber aus folgenden Gründen nicht mehr möglich: Regional kann nix mehr erobert, versklavt oder demokratisiert werden. Wie bereits erläutert, gibt es keine luxemburgischen "weißen" Flecken mehr auf der Landkarte. Zusätzlich hängt sich auch noch die Produktion selbst an den Baum, denn alle Innovationen, ob Produkte oder Prozesse, sind gefälligst zu rationalisieren. Wie soll da noch in nennenswerter Quantität Gesamtmehrwert geschaffen werden? (Einschub Teil 4: Verwilderung des Patriarchats und die Krise der kapitalistischen Reproduktion) Wir wollen einen Perspektivenwechsel, weg von den bisherigen Vorstellungen einer Linken von Gesellschaftsveränderung. Wir wollen weder Reform, das sollte nach dieser Veranstaltung klar sein, noch eine Revolution, mit der immer versucht wurde, ein bestehendes politisches System durch ein anderes zu ersetzen. Ökonomie soll nicht verändert, sondern abgeschafft werden, nachdem sie sich selbst für unzulässig erklärt hat, und "durch ihre eigenen Kriterien unrentabel"10 wird. Wir gehen also davon aus, dass der Kapitalismus von allein zusammenbricht. Danach folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine barbarische Gesellschaft. Diese rückt mit jedem neuen kapitalistischen Tag näher, Menschen verkümmern physisch und psychisch immer mehr. Wir lehnen jedoch die bisher gebotenen Mittel, eine Barbarei zu verhindern, wie ein Kampf zwischen Klassen oder den aktuellen Golfkrieg ab. Wir wollen diskutieren, wie wir im Prozess des Zusammenbruchs etwas, metaphorisch gesprochen ähnlich einem Rettungsschiff, in die Wege leiten können; wie Menschen ihr Überleben selbst organisieren könnten in Zeiten, in denen es keine Verpflegung oder Krankenversorgung mehr gibt; wie also das Überleben von Menschen jenseits kapitalistischer Produktion zu sichern wäre. Damit ist viel gewonnen, Menschen können ein direktes, nicht über Fetischverhältnisse vermittelte Zusammenleben selbst organisieren und bisher ontologisierte Verhaltens- und Denkweisen fallen lassen. Am heutigen, subjekthaft geprägten Denken kann man nicht ableiten, dass Menschen immer so sein und denken werden. Der Kommunismus fällt für uns nicht vom Himmel, sondern er kann nach dem Zusammenbruch des Kapitalismus entstehen, wenn sich viele Menschen bewusst sind, dass es so nicht weiter geht und dass ein anderes Leben her muss. Lilian -------------------------------------------------------------------------------- Fußnoten <1> Eine zyklische Krise entsteht, weil sie auf vorhandene, erschöpfte Produktionszweige beschränkt ist, dabei entstehen "historische Lücken", also Zeiträume zwischen dem notwendig-werden einer erweiterten Kapitalakkumulation und dem tatsächlichen ins-Leben-treten und reif-werden dieser Ausdehnung für die Massenproduktion - R. Kurz "Die Himmelfahrt des Geldes". back <2> Und nur weil ich mein Zeug verkaufen will, ist es nicht wirklich ganz egal, was produziert wird. Wenn Leute keine Computer, sondern Lampen kaufen wollen, habe ich als PC-Hersteller ein Problem. back <3> den es im wörtlichen Sinne nie gab. back <4> Martin D. back <5> Kurz: Himmelfahrt des Geldes. back <6> Ebd. back <7> Realkapital oder fungierendes Kapital. back <8> auf gesamtkapitalistischer Ebene. back <9> als Preise. back <10> Robert Kurz. back -- NEU FÜR ALLE - GMX MediaCenter - für Fotos, Musik, Dateien... 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