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[chox] TELEPOLIS: Schub fuer Open Source in Venezuela



Dieser TELEPOLIS Artikel wurde Ihnen
von Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> gesandt.

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Schub für Open Source in Venezuela

Ralf Streck   01.10.2004 

Die Regierung Venezuelas will Freie Software obligatorisch in die 
öffentliche Verwaltung einführen, zudem soll das Internet mit fast 350 
Gratis-Informationszentren sozialisiert werden 

"Wir arbeiten an einem Dekret, um in Venezuela offiziell die freie 
Software zu fördern und sie in der öffentlichen Verwaltung 
obligatorisch einzuführen", erklärte der Präsident Venezuelas Hugo 
Chávez Frías bei einer seiner  Ansprachen [1] im nationalen Rundfunk 
diese Woche. Damit konkretisiert er in der Öffentlichkeit die diversen 
Ankündigungen, die auch für erhebliche Unruhe bei Softwarefirmen sorgt. 
Chávez meint, der Einsatz freier Software bringe dem Land die 
Unabhängigkeit "von Besitzern der Betriebssysteme, die vom 
Neoliberalismus geschaffen wurden". Er fügte an, das "geistige 
Eigentum" sei "eine Falle" und stehe zudem im Widerspruch zur 
wissenschaftlichen Freiheit: "Das Wissen hat keinen Besitzer, es gehört 
allen." 

Dem Dekret war ein heftiger Machtkampf vorausgegangen, letztlich haben 
sich aber die Befürworter freier Software durchgesetzt (  Geistiges 
Eigentum ist ein neokoloniales Herrschaftsinstrument [2]). Nach 
heftiger Kritik von Softwarefirmen wurden offenbar aber schon 
Veränderungen vorgenommen. War einst angekündigt worden, dass jede 
"Staat finanzierte Software in Zukunft freie Software sein" müsse, 
wurde jetzt hinzugefügt, dass sie unter einer der "anerkannten Open 
Source oder General Public License (GPL)" Lizenzen stehen soll. Die 
Förderung freier Software und die freie Zugänglichkeit der Daten und 
der Codes bleibt jedoch bestehen. In ihre Entwicklung sollen vor allem 
die nationalen Softwareunternehmen, Universitäten und Programmierer 
eingebunden werden, um die freie Software und die Entwicklung insgesamt 
im Land weiter fördern. 

Seit Monaten bereitet das Ministerium für Wissenschaft und Technologie 
die Beschäftigten der Verwaltung auf Linux und die neue Software vor. 
Die zuständige Ministerin Yadira Córdoba erklärte: 

 Wir wollen den Leuten nicht abrupt etwas überstülpen, sondern im 
Gegenteil wollen wir die freie Software in progressiven Schritten 
einführen, und ich glaube, durch unsere Arbeit im letzten Jahr sind die 
Bedingungen reif für diesen Schritt.   

Schon 81 Städte hätten neben dem Ministerium und der Hauptstadt Caracas 
auf freie Software umgestellt. Zudem sei vom Institut für 
technologische Studien und Forschung (  ISEIT [3]) schon im Herbst 
vergangenen Jahres eine Arbeitsplatzbörse für freie Software 
 geschaffen [4] worden. Die Börse, die Firmen entsprechendes 
Fachpersonal vermitteln soll, bietet auch interessierten Anfängern 
Kurse an und wird von IBM in Venezuela unterstützt. 

In Caracas fand im Juni, unter internationaler Beteiligung, ein 
Workshop des Ministeriums statt, um über eine Regulierung und die 
Entwicklung der freien Software zu debattieren. Daran nahm mit Richard 
Stallman von der  Free Software Foundation [5], einer der Gründerväter 
der Bewegung, teil. Der GNU-Programmierer wird im November erneut nach 
Venezuela reisen, um weiter für den Einsatz freier Software werben. 
Entscheidend für deren Entwicklung sei die Einführung der Software in 
den Schulen,  sagte [6] Stallman. Er hebt besonders die Vorreiterrolle 
Brasiliens hervor: 

 Die brasilianische Organisation  RITS [7] wollte Hunderte 
Computerzentren mit Windows ausstatten, aber die brasilianische 
Regierung hat sie dazu gezwungen, Linux zu verwenden.   

Das Beispiel Brasilien habe gezeigt, dass auch Leute mit geringen 
Kenntnissen einen Linux-Rechner bedienen könnten,  sagte [8] Stallman. 

So verwundert es nicht, dass auch Hugo Chávez auf die Erfahrungen aus 
Brasilien zurückgreift und bei der Einweihung von drei neuen 
Infozentren in dieser Woche erklärte: 

 Brasilien hat den ersten Schritt gemacht und Venezuela wird den 
gleichen Weg gehen.   

Seit 2001 werden in Venezuela Infozentren aufgebaut, um die Technologie 
und Information zu sozialisieren. Bis zum Jahresende sollen es 343 
sein, die natürlich alle mit Linux betrieben werden, hebt die Regierung 
hervor. Dazu sollen 200 einfache Infopunkte kommen, die jeweils nur 
über einen Computer zum Empfangen und Senden von Emails verfügen. Um 
auch abgelegene Bereiche versorgen zu können, werden Infomobile mit 
jeweils acht Terminals ausgestattet. Die sollen sowohl als Infozentren 
als auch als Schulungsräume benutzt werden. 

"Alles wird umsonst sein",  erklärte [9] Chávez. Venezuela werde so 
einen "neoliberalen Mythos in der Informationstechnologie zerstören", 
der vor allem den Massen und den Armen in der Dritten Welt den "Zugang 
zur Technologie, dem Wissen und der Information negiert". 

Links 

[1] http://www.rnv.gov.ve/noticias/index.php?act=ST&f=14&t=8930
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/16274/1.html
[3] http://www.iseit.com.ve
[4] http://www.vivalinux.com.ar/article-iseit-venezuela-trabajo.html
[5] http://www.gnu.org
[6] http://www.laflecha.net/canales/softlibre/200406231
[7] http://www.rits.org.br
[8] http://www.rnv.gov.ve/noticias/index.php?act=ST&f=14&t=8660
[9] http://www.rnv.gov.ve/noticias/index.php?act=ST&f=2&t=8925

Telepolis Artikel-URL: 
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/18461/1.html 

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