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Thread: choxT01475 Message: 2/4 L1 | [In date index] | [In thread index] | |
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U., Ein Schulfreund von mir ist ziemlich stark in der französischen Kulturpolitik engagiert, und er hat mir folgende Antwort auf den Forward geschrieben. Irgendwie fühle ich daß die Aufklärungsarbeit die Hartmut Pilch und die FFII sehr wichtig waren und daß es sehr wichtig ist daß der riesige Unterschied zwischen dem sogenannten "geistigen Eigentum" und dem Urheberrecht immer wieder aufgeklärt wird.
Lieber Franz, Schön, daß auch in Zentraleuropa jemand über diese jetzt 25 Jahre alte Dauerdebatte zum Nachdenken kommt. Das Problem ist wie immer sehr haarig und jede Seite hat Vor und Nachteile. Die fanzösische Position ist aber, bei genauer Betrachtung, die Erste und fast schon nunmehr die Einzige welche seit dem Bestehen des europ¨âischen Urheberrechts, und damit des Autorenschutzes ,den Kreativschutzes dem Produktivitätsschutz vorzieht. Im Einzelnen bedautet dies konkret, daß nach französischem Willen das Werk (Buch,Bild,Film,Melodie,..) fest mit dem Akt der Kréativität und damit mit der Person dahinter verbunden bleibt. Damit ist auch bein Besitzwechsel des materialisierten Kunst-Kaufobjekts das Urheberrecht und die damit verbundenen Werte nicht übertragbar. Ich kann Dir aus grosser eigenen Erfahrung den Unterschied bestätigen zwischen dem Angloamerikanischen Rechtsraum und dem Europäischen.
Ich denke diesen Unterschied kennen wir alle, aber was sich heutzutage als "Kreativitätsschutz" ausgibt ist genau das Gegenteil. Es werden nicht einzelne, bestimmte Werke geschützt, sondern allgemeine Vorgänge sollen patentiert werden. Also grundsätzlich wird das Urheberrecht dazu eingesetzt umn anderen Menschen ähnliche oder gleichwertige Schöpfungen zu verbieten und verkehrt sich damit in sein gegenteil. Im gegenständlichen Fall - soweit ich die Meldung richtig verstanden habe - ist die Lage noch absurder. Es soll jegliche menschliche Kreativität auf dem Softwaresektor verboten werden, die sich selbst als kooperativ mit anderen begreift und die Source öffnet. Damit wird das Urheberrecht in sein Gegenteil verkehrt: der Urheber soll gar nicht mehr das Recht haben allgemein verfügbare und veränderbare Software zu schreiben. Die GPL (General Public License) basiert auf dem Urheberrecht, auf dem Recht des Autors Verfügungen bezüglich seines Werkes zu treffen. Eine Verfügung wie die GPL ist der Wille des Autors zum kollektiven Produkt. Darum geht es hier.
In USA, England werde ich zwar am Profit des Erfolges eines Kulturproduktes beteiligt sein, über das wie und wieveit und warum, fragt mich aber nach Jahren keiner mehr, außer ich hätte mit meinen Anwälten aller nur erdenkbaren Mäglichkeiten vorher abgesichert. In diesem Falle arbeitest Du aber nicht mehr in diesen Ländern...
Es gibt auch andere Ansätze von der geistigen Produktion zu leben, wir diskutieren Ansätze in denen Du gerade für die Arbeit am geistigen Gemeingut Remunerationen bekommst. So wäre es eigentlich richtig, aber darüber hat die Politik nicht einmal noch nachgedacht!
In Europa kann der Produzent meine gelieferte "Ware" solange benutzen und auswerten las er dies möchte. Ich bleibe, finanziell gesprochen bis über meinen Tode hinaus, gering aber sicher dafür entschädigt. In keinem Falle aber hat er das Recht mein Produkt zu zerstückeln, zu anderen als dem urspünglich gedachten Zwecken es zuzuführen, seine Inhalte zu ändern usw. In den USA ist dies alles möglich.
Ich habe über den Doppelcharakter der geistigen Produktion im digitalen Zeitalter ein Essay geschrieben, Du findest es hier. http://www.oekonux.de/liste/archive/msg08172.html
Die wesentliche fFrage die sich mir heute stellt ist : Was soll unter diesen verdeitigungswürdigen Urheberschutz nach europäischen Recht fallen ? Muß die rein komerzielle U-Musikproduktion nicht einfach ausgeschlossen werden ? Wie können öffentlichrechtliche Forschungsbereiche - in der Regel mit großen Finanzbedarf und in Minorotätsprogrammen vestrickt - vor der Ausbeutung ihres Intelligenzkapitals bewahrt werden ?
Mich wundert warum die kooperative Lösung immer nur als Einfallstor für Ausbeutung gesehen wird. Offensichtlich haben die Forschungsprograme nicht die Priorität, Wissen für die Handlungsfähigkeit von menschen bereitzustellen.
Dies sind ebensowichtige Fragen, wie die der Freiheit im Internet. Hier in Frankreich haben wir ein traditionele Antiimperialistische - heute mehr antiamerikanische - Kultur. Die Domination von Microsoft, Hollywood, Coca-cola und McDonald wird niergens so stark bekämft wie hierzulande.
Das wage ich zu bezweifeln. In Wien, in München und anderen Städten im deutschen Sprachraum hat die Stadtverwaltung Linux eingeführt. Ist ähnliches auch in Paris, Lyon etc. geschehen? Ich weiß es nicht, siehe unten.
Teilweise - zum Beispiel im Bereich Filmwirtschaft - auch erfolgreich. Leider ist Frankreich sehr oft alleine in seinen Bestreben und die grossen europäischen Partner sind schon längst von dem ultraliberalen - ohne jede Einschränkung - Mainstream unterlaufen. Also irren wir uns nicht im Feindbild !!!
Zumeist ist die Wahrnehmung so, daß Frankreich eben einen eigenen, sehr sprach- und Kultuzrbezogenen nationalen Standpunkt fährt. Es wäre durchaus interessant einen Europäischen kooperativen Kulturraum aufzubauen, in dem andere Regeln gelten als in den USA. Dazu gibt es aber keine Ideen, nur panische Abwehrreaktionen wie jüngst auf die Google-Digitalisierungsinitiative. Es wird gar nicht unterschieden zwischen digitalem Allgemeinwohl und digitalen Ausbeutungsinteressen!
Die geplante Zerstörung des europäischen Urheberrechts nützt vor allem den grossen Konzernen und dominierenden Systemen. Sie ist, genauso wie der Angriff auf die im der Menschenrechtserklärung verankerte Trennung von Religion und Staat, Bestandteil der neuen Weltordnung, welche von einer rein materialistisch motivierten Minderheit der Mehrheit der Menschheit aufgezwungen werden soll. Wenn ihr dies moralisch unterstützbar findet !
Ich bitte Dich dafür zu sorgen daß diskutiert wird wie das europäische Urheberrecht mit den erfordernissen digitaler Kooperation vereinbart werden kann.
Warum geben die, angeblich auf ihre europäische Identität stolzen, Staaten nicht mehr Gewicht (durch Benutzung, Bestellung..) den Linuxsystemen ?
Also zumindest auf der Ebene der Städte ist einiges geschehen, siehe oben. Und in der EU gibt es einige Leute die Open Source Forschung unterstützen.
Warum ist die Kontrolle der Infonetze ein weltpolitischen Anliegen ?
ein oder kein?
Wer immer mit Macht handelt, dem ist Kontrolle nützlich und nötig. Kontrolle und Vielfalt sind aber in Opposition.
Vielfalt ist das Zeichen von Demokratie. Demokratie bedeutet auch den Schutz des Interesse des Einzelnen im Bezug auf eine bestehende Mehrheit. Eine Vielzzahl von Einzelnen bedeutet noch keine Macht. Erst die Formierung einer Gruppe (Eingliederung in ein System) macht jene relevant (Du kannst jetzt wieder von oben beginnen) Alles liebe U
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Liebe Grüße Franz _______________________ Web-Site: http://www.oekonux.de/ Organization: http://www.oekonux.de/projekt/ Contact: projekt oekonux.de
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