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[chox] Wikipedia-Gründer fordert Wikipedia heraus





Von Holger Dambeck

Larry Sanger weiß genau, mit wem er sich anlegt. Ausgerechnet der Mitgründer 
der Internet-Enzyklopädie Wikipedia will in wenigen Tagen ein neues 
Online-Lexikon starten: Citizendium. Es soll die typischen Wikipedia-Probleme 
umgehen.
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"Ich war immer ein großer Wikipedia-Fan und bin es noch heute", schreibt Larry 
Sanger auf der Webseite citizendium.org. "Aber ich möchte helfen, dass etwas 
Besseres entsteht, sofern das möglich ist." Sanger ist wie Jimmy Wales 
Mitgründer von Wikipedia. Er hatte seine Pläne für eine "bessere Wikipedia" 
schon im September in Berlin auf der Konferenz "Wizards of OS 4" vorgestellt. 
Der "Financial Times" zufolge bekommt er finanzielle Unterstützung von einer 
nicht genannten Stiftung.

Wikipedia-Gründer Sanger: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen Konsens 
mehr"

Wikipedia-Gründer Sanger: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen Konsens 
mehr"
Sanger will die Inhalte von Citizendium zuverlässiger machen, unter anderem 
durch Zwangregistrierung für Autoren, die verstärkte Einbindung von Experten 
und Aufpasser, die die Einhaltung der Spielregeln überwachen. Die Seite soll 
in den kommenden Tagen starten - zunächst nur für einen eingeschränkten 
Nutzerkreis.

Wikipedia war wiederholt wegen schwerwiegender Fehler in einzelnen Artikeln in 
die Schlagzeilen geraten - unter anderem wurde dem US-Journalisten John 
Seigenthaler eine Verwicklung in die Ermordung von John F. Kennedy 
unterstellt. Und Anfang August hatte ein Fernseh- Komiker seine Zuschauer 
dazu aufgerufen, Wikipedia- Texte zu verändern.

Trotzdem soll Citizendium viele Gemeinsamkeiten mit Wikipedia haben: Es soll 
die gleiche Wiki-Software nutzen, ebenfalls kostenlos und frei von Werbung 
sein und derselben GNU-Lizenz unterliegen. Das ist auch nötig, denn Sanger 
will zum Start einfach sämtliche Artikel aus Wikipedia übernehmen - und diese 
nach und nach prüfen und überarbeiten lassen.

Abkupfern ausdrücklich erlaubt

Die GNU-Lizenz erlaubt ausdrücklich das Übernehmen von Inhalten aus Wikipedia 
in andere Publikationen. Allerdings müssen die Inhalte dort dann ebenfalls 
unter der GNU-Lizenz stehen. Theoretisch könnten Wikipedianer deshalb die für 
Citizendium überarbeiteten Texte sogar wieder in ihre Online-Enzyklopädie 
übernehmen.

Sanger hält das Projekt Wikipedia zwar nicht für gescheitert. Allerdings 
glaubt er nicht, dass die Community ihre Probleme lösen kann. "Die Community 
setzt ihre eigenen Regeln nicht effektiv und konsistent durch", sagt Sanger. 
Die weit verbreitete Anonymität ziehe Leute an, die Ärger machen wollen.

Außerdem hätten sich die führenden Köpfe der Community abgeschottet. Neue 
Mitglieder hätten es deshalb schwer, Teil der Community zu werden, unabhängig 
von ihren Fähigkeiten. Sanger beklagt: "Die schlecht funktionierende 
Community schreckt die potentiell nützlichsten Mitglieder ab: Akademiker." 
Der "Financial Times" sagte er: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen 
Konsens mehr." Tendenziell gäben sie die Meinung jener wieder, die besonders 
hartnäckig Texte editieren.

Gib uns ein Leitbild!

Sanger will, dass sich die Citizendium-Community eine eigene Charta schafft: 
eine Art Leitbild, in der Ziele, Umgangsregeln und Rechte der Mitglieder 
geregelt werden. Aufpasser sollen die Einhaltung der Charta überwachen und im 
Extremfall auch Mitglieder ausschließen, die sich nicht daran halten.

Artikel in Citizendium sollen wie in Wikipedia grundsätzlich von jedermann 
bearbeitet werden können. Allerdings will Sanger dies nur registrierten 
Nutzern erlauben. Diese müssten sich außerdem mit ihrem wirklichen Namen und 
einer gültigen E-Mail-Adresse anmelden.

Sanger plant auch die neue Funktion des Redakteurs - zusätzlich zu den 
Autoren. Redakteure sollen bei Konflikten zwischen Autoren schlichten, 
allerdings keine Weisungsbefugnis bekommen und auch nicht Artikel blockieren 
dürfen. Redakteure können Artikel als "geprüft" markieren oder den Einträgen 
diesen Status entziehen, das ist Sangers Plan.

Rezept gegen Vandalismus?

Ob Sanger mit Citizendium tatsächlich der große Wurf gelingt, muss sich 
zeigen. Geprüfte Einträge, wie Sanger sie plant, stehen auch bei Wikipedia 
auf der Agenda - hier unter dem Namen "stabile Artikelversion".

Der Wikipedia-Gründer setzt wie Wikipedia auf die Community - aber zusätzlich 
auf Redakteure und Aufpasser, um die mitunter schwierigen Diskussionen in den 
Griff zu bekommen. Wikipedia arbeitet weitgehend hierarchiefrei. In der 
Community gilt das als wichtiges Prinzip. Sanger hält daran im Prinzip auch 
bei Citizendium fest, weil er den Redakteuren nur geringe Befugnisse 
zugestehen will.

Möglicherweise bekommt Citizendium das Vandalismus-Problem in den Griff, weil 
jeder Autor sich registrieren muss, bevor er Texte ändern darf. Es könnte 
aber auch sein, dass der Wikipedia-Rivale einfach nicht interessant genug für 
Schabernack ist - weil die Seite kaum jemand kennt. Wenn man schon Unsinn 
macht, soll das wenigstens jemand mitbekommen.




"Ich war immer ein großer Wikipedia-Fan und bin es noch heute", schreibt Larry 
Sanger auf der Webseite citizendium.org. "Aber ich möchte helfen, dass etwas 
Besseres entsteht, sofern das möglich ist." Sanger ist wie Jimmy Wales 
Mitgründer von Wikipedia. Er hatte seine Pläne für eine "bessere Wikipedia" 
schon im September in Berlin auf der Konferenz "Wizards of OS 4" vorgestellt. 
Der "Financial Times" zufolge bekommt er finanzielle Unterstützung von einer 
nicht genannten Stiftung.

Wikipedia-Gründer Sanger: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen Konsens 
mehr"

Wikipedia-Gründer Sanger: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen Konsens 
mehr"
Sanger will die Inhalte von Citizendium zuverlässiger machen, unter anderem 
durch Zwangregistrierung für Autoren, die verstärkte Einbindung von Experten 
und Aufpasser, die die Einhaltung der Spielregeln überwachen. Die Seite soll 
in den kommenden Tagen starten - zunächst nur für einen eingeschränkten 
Nutzerkreis.

Wikipedia war wiederholt wegen schwerwiegender Fehler in einzelnen Artikeln in 
die Schlagzeilen geraten - unter anderem wurde dem US-Journalisten John 
Seigenthaler eine Verwicklung in die Ermordung von John F. Kennedy 
unterstellt. Und Anfang August hatte ein Fernseh- Komiker seine Zuschauer 
dazu aufgerufen, Wikipedia- Texte zu verändern.

Trotzdem soll Citizendium viele Gemeinsamkeiten mit Wikipedia haben: Es soll 
die gleiche Wiki-Software nutzen, ebenfalls kostenlos und frei von Werbung 
sein und derselben GNU-Lizenz unterliegen. Das ist auch nötig, denn Sanger 
will zum Start einfach sämtliche Artikel aus Wikipedia übernehmen - und diese 
nach und nach prüfen und überarbeiten lassen.

Abkupfern ausdrücklich erlaubt

Die GNU-Lizenz erlaubt ausdrücklich das Übernehmen von Inhalten aus Wikipedia 
in andere Publikationen. Allerdings müssen die Inhalte dort dann ebenfalls 
unter der GNU-Lizenz stehen. Theoretisch könnten Wikipedianer deshalb die für 
Citizendium überarbeiteten Texte sogar wieder in ihre Online-Enzyklopädie 
übernehmen.

Sanger hält das Projekt Wikipedia zwar nicht für gescheitert. Allerdings 
glaubt er nicht, dass die Community ihre Probleme lösen kann. "Die Community 
setzt ihre eigenen Regeln nicht effektiv und konsistent durch", sagt Sanger. 
Die weit verbreitete Anonymität ziehe Leute an, die Ärger machen wollen.

Außerdem hätten sich die führenden Köpfe der Community abgeschottet. Neue 
Mitglieder hätten es deshalb schwer, Teil der Community zu werden, unabhängig 
von ihren Fähigkeiten. Sanger beklagt: "Die schlecht funktionierende 
Community schreckt die potentiell nützlichsten Mitglieder ab: Akademiker." 
Der "Financial Times" sagte er: "Die letzten Artikel repräsentieren keinen 
Konsens mehr." Tendenziell gäben sie die Meinung jener wieder, die besonders 
hartnäckig Texte editieren.

Gib uns ein Leitbild!

Sanger will, dass sich die Citizendium-Community eine eigene Charta schafft: 
eine Art Leitbild, in der Ziele, Umgangsregeln und Rechte der Mitglieder 
geregelt werden. Aufpasser sollen die Einhaltung der Charta überwachen und im 
Extremfall auch Mitglieder ausschließen, die sich nicht daran halten.

Artikel in Citizendium sollen wie in Wikipedia grundsätzlich von jedermann 
bearbeitet werden können. Allerdings will Sanger dies nur registrierten 
Nutzern erlauben. Diese müssten sich außerdem mit ihrem wirklichen Namen und 
einer gültigen E-Mail-Adresse anmelden.

Sanger plant auch die neue Funktion des Redakteurs - zusätzlich zu den 
Autoren. Redakteure sollen bei Konflikten zwischen Autoren schlichten, 
allerdings keine Weisungsbefugnis bekommen und auch nicht Artikel blockieren 
dürfen. Redakteure können Artikel als "geprüft" markieren oder den Einträgen 
diesen Status entziehen, das ist Sangers Plan.

Rezept gegen Vandalismus?

Ob Sanger mit Citizendium tatsächlich der große Wurf gelingt, muss sich 
zeigen. Geprüfte Einträge, wie Sanger sie plant, stehen auch bei Wikipedia 
auf der Agenda - hier unter dem Namen "stabile Artikelversion".

Der Wikipedia-Gründer setzt wie Wikipedia auf die Community - aber zusätzlich 
auf Redakteure und Aufpasser, um die mitunter schwierigen Diskussionen in den 
Griff zu bekommen. Wikipedia arbeitet weitgehend hierarchiefrei. In der 
Community gilt das als wichtiges Prinzip. Sanger hält daran im Prinzip auch 
bei Citizendium fest, weil er den Redakteuren nur geringe Befugnisse 
zugestehen will.

Möglicherweise bekommt Citizendium das Vandalismus-Problem in den Griff, weil 
jeder Autor sich registrieren muss, bevor er Texte ändern darf. Es könnte 
aber auch sein, dass der Wikipedia-Rivale einfach nicht interessant genug für 
Schabernack ist - weil die Seite kaum jemand kennt. Wenn man schon Unsinn 
macht, soll das wenigstens jemand mitbekommen.

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,442989,00.html
_______________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organization: http://www.oekonux.de/projekt/
Contact: projekt oekonux.de



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