Re: [ox] Ueberlegungen zur Liste (de)
- From: "Stefan Meretz" <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 26 Jul 1999 15:37:36 +0100
Hi all,
Waffenfreak und Neolibertarian sowie 'rechter Anarchist' klingt ja
schröcklich,
Ich habe auch schon gehört, daß er den Libertarians zuzurechnen ist.
bleibt aber nachzuweisen ;)
Ist alles kein Hörensagen, Raymond schreibt das auf seiner Site über sich.
Well, ich habe nach dem `Cathederal / Bazaar'-Papier auch das
`Homesteading the Noosphere' gelesen und das paßt *sehr* gut zu der
Libertarian-These.
(...) Stefan Mz. hatte dazu mal einen guten Link in `telepolis'
gefunden.
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wos/6439/1.html
Im Ernst: Stallman's Begriff von Freiheit schien mir doch ein sehr
US-amerikanischer zu sein. Insbesondere war mir bei seinem
Visionenvortrag auf der Konferenz aufgefallen, wie sehr er sich darum
bemüht hat, die Free Software mit Geld kompatibel zu machen.
Stallman ist in der Defensive. Raymond plus x haben "OpenSource" als
Marketingbegriff erfunden, um freie Software den Wirtschaftsbossen
schmackhaft zu machen. Freie Software klingt eben wie kostenlos und frei
von Profit. Raymond hatte mit OpenSource Erfolg, Netscape hat Mozilla
nach Raymonds "Bazaar-Aufsatz" (relativ) frei gegeben. Stallmans
Beteuerungen, er sei nicht gegen den Kommerz, erklären sich daher. Der
OpenSource-Kommerz frißt seine Eltern. Stallman ist halt Moralist, und
Moralisten haben weder gute Argumente noch gute Karten - IMHO.
Einen rationalen Kern hat die Auseinandersetzung schon, obgleich dieser
häufig verdeckt wird: Die GNU GPL verbietet die Reprivatisierung von einmal
der Welt übereigneter Software - im Unterschied zu den bald dutzende
zählenden OpenSource-Lizenzen. Die Lizenzen bilden bilden jedoch nur den
äußeren Rahmen eines im Kern nicht-kapitalistischen Prozesses - und das
ist das eigentlich spannende. Thesen:
- freie Software ist keine Ware, sie liegt folglich jenseits des Kapitalismus
- die Entwicklungsweise freier Software enthält Elemente einer neuen
Qualität von Produktivkraftentwicklung (nenne ich mal "Basar-Modus")
- der Kapitalismus ist mit seiner Art der Produktivkraftentwicklung am Ende,
der Basar-Modus weist über diese hinaus
Also Keime des Neuen im Alten, Sabine. Ob Keime des Richtigen im
Falschen - wer will das beurteilen.
Ich hoffe auf Widerspruch.
Bye,
Stefan
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Stefan Meretz, Duesseldorf
Web: http://www.kritische-informatik.de
stefan.meretz kritische-informatik.de
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