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Re: [ox] Locke...





Stefan Merten schrieb:

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Hi Sabine!

Schön, daß wenigstens du dich nicht abschrecken läßt :-) .

Naja --- ein wenig abgeschreckt bin ich schon, bei soviel geistigem
Material, was einem hier begegnet, wo man gar nicht weiß, wie nun
anfangen mit dem Nachfragen. Aber die Wissbegier ist ja dann doch immer
ein wenig größer als der Schreck....glücklicherweise. 
 

Genau. Aber darauf beruht wesentlich die kapitalistische
Eigentumsordnung - und natürlich läßt sich so die US-amerikanische,
vor allem übrigens britische und spanische und m.W. weniger
französische Annexion Nordamerikas ideologisch legitimieren.

Hm. Landannexionen beruhen eher auf der sogenannten Okkupationstheorie
(wobei derjenige das Recht auf Eigentum begründet, der zuerst da war und
okkupiert hat...ich alter Prahlhans...*grins*), diese
Eigentumsauffassung galt so ungefähr bis zur Neuzeit (..ich prahl mal
weiter...und dies nicht nur auf Land bezogen, übrigens ist auch der
Ausschluß Dritter, also das Exklusionsprinzip von Privateigentum ein
Neuzeit-Novum, vorzumals gab es noch Diskussionen ob individueller
Besitz auch den Gebrauch Dritter ausschließen darf...ist also alles
nicht so naturgewaltig, wie es einem so erscheint, was heutzutage gilt).
Seit Beginn der Neuzeit und mit Locke-Baby eingeläutet gilt die
Arbeitstheorie des Eigentums. Also: Die Frucht die ich pflücke gehört
mir. Na - irgendwelche Korrelationen mit der historischen Entstehung des
Kapitalismus sind nicht zufällig :-), aber auch nicht sofort
durchsichtig ... 


Wird heute aber noch gebraucht. Wenn du z.B. die Israelis betrachtest,
die mit ihrer Fruchtbarmachung Palästinas (war's eigentlich wirklich
so?) ihren Anspruch auf dieses Land untermauern.

Ja, so weit mußt Du gar nicht schauen. Jeder Mensch (auch Du, oder?) hat
den Eindruck, daß das was er geschaffen hat, auch irgendwie ihm
gehört..."Ich habe es mir erarbeitet"...soviel zu den von Dir bereits
angesprochenen Denkgehäusen. Da kommen wir schlecht raus.

 
insofern verstehe ich nicht ganz den Vergleich mit der
Hackerszene. Der Vergleich wäre dann okay, wenn die Hacker all das, was
sie selbst programmiert haben, als ihr Eigentum proklamieren...das
drückt sich dann nach Raymond in seinem Vergleich mit den Hackern darin
aus, daß sie darauf bestehen, die persönliche Reputation zu bewahren,
somit wäre dann die Anerkennung/der Ruf quasi der Ersatz für das
Eigentum....das ist alles ein wenig absurd und der Vergleich mit Locke
wird so ganz schön zurecht konstruiert...oder hab ich was falsch
verstanden?

Ich fürchte du hast einen der Knackpunkte gefunden. Es ist wirklich
starker Tobak, den er seinen LeserInnen da zumutet.

Es klingt nicht so uneinleuchtend, er argumentiert in sich schon
irgendwie schlüssig. Von was aber dieses "in sich" ausgeht, Prämissen
und Argumenationsrahmen, das ist halt schwer anzugreifen, weil
meistensteils implizit versteckt. Wie immer beim Denken.
 
Kannst du mir eigentlich kurz erklären, wie Adam Smith und John Locke
zusammenhängen? Lernt ihr als Ökonomen so etwas?

Also - Ich muß mal was gerade rücken: ich bin mehr Hobby-Ökonom, weniger
Experte, eigentlich eher auf dem Gebiet der Politischen Philosophie
bewandert (naja, ich versuche es zumindest), was aber immer angrenzt,
einfließt und in Abhängigkeit steht von Ökonomie (wie so viel, nicht
wahr). Ich weiß nur, daß Smith ein Weilchen nach Locke die
Arbeitswerttheorie begründet, mitbegründet oder/und auch begründet hat,
es gibt - wie immer - Streit darüber ob er es überhaupt begründet hat.
(Arbeitswerttheorie: Arbeit schafft Wert. Ganz platt mal gesagt und im
Gegensatz zur heutigen gerne vertretenen Grenznutzentheorie, ebenfalls
kurz: Nutzen schafft Wert). Locke hingegen war ja kein Ökonom, sondern
Kaufmann, Sklavenhändler [...das mußte jetzt mal raus, auch wenn ich es
ablehne, daraus auf seine Theorie zu schließen... :-)], außerdem war er
Mediziner, politischer Philosoph (vielseitiger Mann) und er hat eben die
Arbeitstheorie des Eigentums begründet und somit erstmals in der
Geschichte der Eigentumstheorie das individuelle Eigentum naturrechtlich
begründet (zuvor war es vertraglichen Konventionen geschuldet und im
Grunde eher verpönt...die Kirche, Du weißt, Gott gab uns die Erde
gemeinsam und bla)....auf alle Fälle hat Adam (Smith) gesagt, Arbeit
schafft Wert, im ökonomischen Sinne (da kann mich jetzt gern jemand
korrigieren, es soll das ja unterschiedliche Interpretationen geben...)
und Locke hat gesagt, Arbeit schafft Eigentum, da aber nach Locke durch
Arbeit angeeignetes Eigentum zugleich bearbeitetes Eigentum ist (nette
Tautologie...), also produktiv ist (im Gegensatz zu Gemeineigentum, was
nur blöd brach liegt, wie Locke bei den Wilden in Amerika zu beobachten
meinte), hat er damit auch gesagt, Arbeit schafft Wert. Insofern finde
ich, hat er das schon vor Adam Smith begründet. Aber eben nicht im
Rahmen einer Analyse der Ökonomie. Das ist grob mal alles, was ich dazu
weiß.

Nachtarbeit. Kann sein, das dies nun alles etwas wirr ist.

Noch kurz zur anderen Mail von Stefan, Rainer, usw.:

Ich greife hier mal einen kleinen, angedeuteten "Thread" heraus. 

Stefan Merten schrieb:

8 days ago Rainer Fischbach wrote:

Die Formel »laßt Produzenten und Konsumenten erst
über das Internet kommunizieren und schon bricht der Sozialismus aus« finde
ich etwas zu einfach. Ich meine, das müßten wir noch genauer diskutieren .
. .

Dafür sind wir ja vielleicht auch hier :-) .

                                                Mit li(e)bertären Grüßen

                                                Stefan
 
Die Formel ist wirklich zu einfach und es ist fraglich, ob es auch ein
"Sozialismus" ist, der anzustreben wäre, da damit etwas angestrebt
werden würde, was sich mir inhaltlich noch nicht so recht erschließen
will. Kritik ist eigentlich das, was Inhalt erst gestaltet und welchen
Namen der haben wird, das weiß noch niemand. In diesem Sinne stimme ich
zu: Weiterdiskutieren.


Liebe Grüße
Sabine




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