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Materialisationen (was: Re: [ox] Artikel "Im Unruhestand" von Gundolf Freyermuth)



Hi Thomas!

Will ich doch noch schnell auf die hier antworten, die immer noch in
meiner inbox liegt und gleich noch ein paar Gedanken dazu schreiben.
Ausführlich zitiert...

15 days ago Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
Die erwähnte Beschränkung der Arbeitszeit auf einen bestimmten
Lebensabschnitt und auf eine bestimmte Anzahl von Stunden am Tag
bezieht sich auf eine solche Form von Arbeit, die gegen eine
Gegenleistung, womöglich sogar einzig zwecks Befriedigung der
Grundbedürfnisse ausgeführt wird. Die Einschränkung solcher Arbeit ist
ein sozialer Fortschritt. Der Entwicklungsgrad der Maschinen hat
dabei keine Bedeutung, denn auch am Computer kann ein Mensch diese
schändliche Form von Arbeit leisten müssen.

Die Form von Kinder- und Rentnerarbeit, die G.F. in seinem Artikel
anspricht, hat aber mit obiger nicht viel gemein. Es handelt sich
hierbei nämlich m.E. eher um solche, die des Ergebnisses wegen
ausgeführt wird. Obgleich man auch mit dieser Form von Arbeit mächtig
absahnen kann, ist dies gerade nicht der Antrieb, sondern viel mehr
der Spaß an der Arbeit. Die Verbotsregelungen greifen hier meist
nicht, da sie gewöhnlich am "Arbeitgeber" ansetzen, der hier
wegfällt.

Damit allerdings diese Form von Arbeit überhaupt ausgeführt werden
kann, müssen erstens (z.B. durch Rente oder Vermögen) die
Grundbedürfnisse gedeckt und zweitens Zugang zu Produktionsmitteln
vorhanden sein.

Im vorliegenden Artikel wird speziell die Arbeit am Computer
betrachtet. Dabei handelt es sich um ein Produktionsmittel, zu dem
immer mehr Menschen Zugang erhalten. Mit entsprechenden Programmen
ist es so z.B. möglich, Bücher professionell zu setzen.

Ich teile deine Meinung voll und ganz.

Mir ist vor ein paar Tagen aufgegangen, daß wir mit der MP3-Welle
gerade die nächste Branche erleben, die von der GPLisierung erfaßt
wird - deucht mir so.

Bei der Musik handelt es sich nochmal um ein Produkt, das wie Software
reine Information ist. Allerdings ist traditionell die Bindung von
Musik an ein materielles Medium noch sehr viel stärker als bei
Software - und es gibt massiv große und einflußreiche Firmen, die hier
ihre Felle wegschwimmen sehen. Ich denke, wir dürfen gespannt sein,
wie das ausgeht.

Arbeiten, die
allerdings materiell faßbare Ergebnisse liefern, z.B. das Drucken
dieser Bücher sind allerdings aufgrund mangelnden Zugangs zu
geeigneten Produktionsmitteln für wesentlich weniger Menschen in
dieser Form möglich.

Das ist zwar heute noch wahr, aber die technischen Möglichkeiten dazu
sind zunehmend da. Wie ich kürzlich erst in einer Fernsehsendung sehen
konnte, ist das Buch mit Auflage Eins heute keine Utopie mehr. Es gibt
Maschinen, da steckst du praktisch nur noch deine Idee rein und es
kommt ein fertiges Buch dabei raus.

Aber auch bei der Herstellung von Werkstücken gibt es mittlerweile
Maschinen, die aus einer Idee ein nahezu beliebiges Werkstück machen -
ohne menschliche Hilfe. Eine Methode ist wohl mit Laser einen
bestimmten Kunststoffstaub Schicht für Schicht zu verbacken, so daß
zum Schluß ein dreidimensionales Teil entsteht, mit dem dann
weitergearbeitet werden kann. Da materialisiert quasi die Idee.
Irgendwie kommt mir eine solche Maschine von ihrer Universalität her
so vor wie ein Computer.

Im Sinne von GPL-Gesellschaft wäre "nur noch" die Frage, wie solche
Maschinerie allen zugänglich gemacht werden könnte.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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