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Re: [ox] Meilenstein-Paper als OpenTheory



Hi Pit und andere,

Pit Schultz schrieb:
was ist eigentlich "opentheorie" ?

opentheory ist kollektives Entwickeln freier Texte - analog freier
Software. Vielleicht müsste es freetheory heissen, aber open trifft es
insofern als das der Entwicklungsprozess transparent bleibt. Siehe
http://www.opentheory.org

eine theorie die nicht offen ist, d.h. kritik, anschluesse,
updates und falsifizierungen erlaubt kann ja wohl nur ideolgie
oder glauben genannt werden oder?

Das sehe ich auch so.

von meinem begrenzten verstaendnis von wissenschaft sollte
in diesem sinne eigentlich jede theorie bzw. hypothese
offen, in ihrer herleitung aber natuerlich geschlossen, ahem,
schluessig sein.

Zustimmung, nur sind es die Theorien? Theorien sind in aller Regel Werke
Einzelner (manchmal teilt man sich der Reputation willen die Aufsätze)
nach dem uralten verständnis des genialen einzelnen Erfinders (resp.
~in). Das ist heute total unangemessen - IMHO. Wissenschaftsfortschritt
wird durch das einzelkämpfertum behindert, das widerum klarerdings
funktional im Sinne der Verwertung der eigenen Person ist (Reputation).
Das sind die gleichen Mechanismen wie bei proprietäer Software:
künstliche Knappheit erzeugen.

Bei Texten läuft das über das Copyright, das ein Ausschlussrecht ist.
ot-Projekte laufen unter der "Text-GPL" GNU Free Documentation Lisense,
die wie die GPL das Ausschlussrecht benutzt, um den Ausschluss
auszuschliessen.

Freie Software betrifft nur eine winzige Sparte der globalen
Informationssphäre. open theory zielt sozusagen auf den Riesenbereich
aller textuellen Informationsformen ab, und eine Erweiterung auf andere
Medienformen ist leicht vorstellbar.

Ich halte deswegen ot für sowas wie die GPL-Gesellschaft (ja,ja, denk
dir einen anderen Begriff) für ziemlich wichtig. Stellt man sich
Produktion als Kombination von algorithmisch-konstruktiv-planenden und
operativ-materialisierenden Tätigkeiten vor, dann zielt ot auf ersteres.
Zweiteres nimmt tendentiell ab. Dennoch wurde auch hier in der Liste bei
der GPL-Gesellschaft vorwiegend über das "handfeste" diskutiert. Meine
These ist, das sich das Materielle von der informationellen Seite her
erobern lässt - eine Umkehrung des historisch gewachsenen Verhältnsses.

Kann mir jemand folgen?

Bye,
Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
  Kanzlerstr. 8, 40472 Duesseldorf
--
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