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Re: Unf higkeit zur Selbstentfaltung (war: [ox] Paper Linux-ist-wertlos)



Ich hab' etwas geträumt, hier noch ein später Kommentar:

Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de> writes:
6 days ago Steffen Schwigon wrote:
Ich bin ja eben genau der Meinung, daß

 1. die gesamte Menge der Linux-Macher genau diese Elite ist, von der
    ich spreche (die allerdings merkwürdigerweise tatsächlich
    niemanden ausnutzen), und 

Das ist gerade Teil des Neuen! Sie klinken sich aus der Verwertungs- /
Profitlogik aus und brauchen niemenschen mehr auszunutzen. Das ist
doch ein Hinweis auf die Richtigkeit des Arguments, daß der
Verwertungszwang eben diese Folgen hervorruft - oder?

Hm, klingt richtig.

Es gibt aber noch genügend andere Gründe außerhalb unserer aktuellen
Verwertungslogik, die zum Ausnutzen anderer motivieren ("Ausnutzen"
klingt etwas naiv, naja). Mindestens die gesamte Palette unserer
"dunkleren" Seiten. Z.B. Trägheit, mich selber ernähren zu wollen;
mache ich eben einen auf Medizinmann/Weiser/Gott/Priester und lasse
mir Geschenke bringen. Was weiß ich, irgendsowas gab' es immer.

Bleibt aber mein Hauptproblem, daß die Mehrheit sich nicht von selbst
eigene Ziele suchen und sie verfolgen kann. Wer das kann, kann
natürlich auch aus einem bestehenden System ausbrechen, weil er/sie
das System nicht wirklich braucht. Noch etwas Selbstwewußtsein und
innere Stärke und schwupp raus sind sie. Eigentlich ganz einfach.

Dies wiederum geht auch erst in unserer heutigen Gesellschaft, weil
die Zwänge nicht mehr so stark sind, daß die Menschen wirklich um's
Überleben kämpfen müßten.

Das, was den Menschen so schwer fällt, ist eben, etwas aus sich selbst
heraus zu machen. Einfach so losmachen. Warum machen das nicht schon
längst alle? Warum muß man in Listen wie dieser darüber diskutieren
und philosophieren? Unfähigkeit zur Selbstentfaltung!


Lies vielleicht mal Stallmanns historisches Gnu-Manifest (über die
Link-Page `http://www.oekonux.de/projekt/links.html' zu finden).

 2. das ganze nur deswegen klappt, weil es die Tätigkeit
    "Programmieren" betrifft, wozu ich früher schon mal eine Theorie
    gepostet habe.

Na, an der Übertragung muß sicher noch gearbeitet werden.

Ich habe jetzt tatsächlich zum ersten Mal Stallmanns Manifest
gelesen. War seit Jahren zu faul dazu. Aufgefallen ist mir gleich mal,
daß er das ganze auch sehr stark auf das Programmieren bezieht, was ich
ja auch schon die ganze Zeit sage. Das bestärkt mich eigentlich sehr
stark in meiner Meinung bzgl. des Funktionierens der Selbstentfaltung
für die Tätigkeit Programmieren.

Ja, ich weiß, das GNU-Manifest ist nur der Beginn und es muß nicht
zwanghaft nur für's Programmieren gelten, das ist ja genau der Ansatz
dieser Liste. Aber interessant war es trotzdem.

Danke für die Aufforderung zum Lesen. :-)
Hätte ich schon längst mal tun sollen.


Ich denke daher entsprechend, daß

 1. es nicht auf die "restliche" Gesellschaft ausweitbar ist und wenn
    doch, dann 

Hier möchte ich Franz' Bemerkung von kürzlich nochmal unterstreichen:
In einer GPL-Gesellschaft wäre die freie Entfaltung aller *im
Interesse* jeder Einzelnen - weil *sie ganz persönlich* davon etwas
hätte - siehe Gnu/Linux.

Starker Punkt.
Klingt etwas nach Sozialismus. Darf man das heute wirklich denken? :-)


Daß das einen massiven Umbau - oder ich vermute eher: Neubau - der
Produktionsmittel, die die Zwangsstrukturen zum guten Teil eingebaut
haben, erfordert, steht für mich außer Frage.

Genau. Das habe ich sogar schon früher in der Schule gelernt.


Eine Firma, zum Beispiel, aus lauter frei arbeitenden, sich selbst
entfaltenden Arbeitskräften

z.B. ein nach torwaldschem Muster arbeitendes GNU- Programmiererteam

Genau. Elite.

Na und was wäre daran auch so schlimm? Wenn die mit ihrem Tun die
Menschheit beglücken warum sollten sie jemensch aufhalten?

Ich sag' auch nicht, daß das schlimm ist. Ich will sie auch nicht
aufhalten, im Gegenteil.

Aber ich sage, daß das, was sie tun, nicht jeder tun kann.


Ich kann nicht jeden beliebigen Arbeitnehmer
einstellen, ihm alle Freiheiten geben und trotzdem einem Ziel
entgegenstreben.

Warum nicht?

Wenn meine Ziele nicht seine sind, dann reicht im Rahmen aller
Freiheiten, die ich ihm gebe, seine Motivation nicht aus, meine Ziele
zu verfolgen.


Aber es gibt
durchaus Beispiele für selbstverwaltete Betriebe, die einem Ziel
entgegenstreben und Leute einstellen, die zu ihnen passen

Jep. Ich glaube, ich arbeite in so einem. :-)
Und es ist verdammt schwer, diese Leute zu finden.


Ich sage mal das Stichwort hier ist Konsens. Wenn du einen Konsens
über ein Ziel erreichst, was sollte die Leute daran hindern dieses
Ziel anzustreben? Dazu muß das Ziel natürlich im Interesse der
Beteiligten liegen - klar.

Guter Punkt.
Wenn man bereits seine Ziele derart wählt, daß es vielleicht auch die
Ziele der anderen sind oder werden können, dann ist das gemeinsame
Verfolgen des Zieles vielleicht nur noch ein Klacks (naja, fast).


Was sein Kontrollbedürfnis angeht, so kann ich nur auf die
Tanenbaum-Torvalds-Debatte verweisen: Er *will* die Kontrolle auch gar
nicht behalten.

Was allerdings im Widerspruch zu verschiedenen Krisen steht, die es
wohl schon in dieser Frage gab. Daß er z.B. letzten Endes doch immer
entscheidet, was in den Kern reinkommt und was nicht. Da bin ich aber
nicht wirklich sicher, habe ich auch nur über Drittquellen gehört.

Könnte ich aber auf jeden Fall nachvollziehen, weil er "sein Baby"
schon irgendwie auch nach seinen Vorstellungen weiterentwickeln
will. Und das kann er als ein gleichrangiger von tausenden nicht tun.

Die "Community" akzeptiert ihn aber mehrheitlich als eine weisende
Person. Weil die Masse einsieht, daß zum einen eine zentrale Instanz
auch bei einem verteilten Projekt hilfreich sein kann und nicht
zuletzt, weil sie (unbewußt) einsehen, daß sie einen Repräsentanten
brauchen, an dem sich die restliche Welt orientieren kann, den die
ganzen "Business"- und "Capital"-Zeitschriften interviewen können und
dessen Lebensgeschichte deren Leserschaft konsumieren kann wie die von
Prinzessin Diana.


Außerdem deute ich sein "I won't" auch eher als "Ich werde nicht", als
Einsicht, daß er die Kontrolle nicht ewig behalten *wird*, oder?


Na ja, deine Antworten sind ja schon nicht mehr so pessimistisch :-) .

Ich hoffe, ich erlebe nicht gerade einen Rückfall. :-)


7 days ago Steffen Schwigon wrote:
Annette.Schlemm t-online.de (Annette Schlemm) writes:
Dies wird immer einer Elite vorbehalten sein und es wird immer
irgendjemanden aus dieser kleineren elitären Menge geben, der sich
die Unfähigkeit zur eigenen Meinung und Selbstentfaltung der anderen
zunutze machen wird, um seine eigene Selbstentfaltung zu betreiben.

Ja, vor einigen Jahrhunderten und Jahrzehnten hieß dieses Argument: "Es
wird immer Sklaven geben, denn sie werden als Sklaven geboren, oder
verdienen es nicht besser." 

Annettes Punkt möchte ich auch nochmal unterstreichen. Vor allem wenn
ich in Terms of Übergang denke und mal wieder den Übergang vom
Feudalismus zum Kapitalismus, von der Aristokratie zur Demokratie als
Analogie nehme. Deine Position wäre dann gewesen: "Die Menschen werden
immer ihren König / Papst brauchen." Nun, die Geschichte hat uns eines
besseren belehrt :-) .

Hat sie nicht wirklich. Die dunkle Seite der Macht hat nur den Namen
gewechselt. Ist doch völlig wurst, ob man das König, Papst (den gibt's
übrigens noch, und er hat 'ne Menge Fans), Medizinmann, Fürst,
Aufsichtsratsvorsitzender oder Finanzminister nennt. Alles mein
"Elite"-Begriff; Leute, die aktiv eigene Ziele verfolgen (können).

Vielleicht die dunklere Seite, im Gegensatz zur Linux-Gemeinschaft,
aber bzgl. ihrer Fähgkeit zur Selbstentfaltung sind beide gleich.


Tja, soweit erstmal wieder.

(Greeti+Tha)nX
Steffen
-- 
Steffen Schwigon
<schwigon innocent.com>

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http://www.oekonux.de/



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