Message 00660 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT00491 Message: 35/36 L10 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: Vorhersagen ueber GPL-Gesellschaft (was: Re: [ox] GPL-Gesellschaft kapitalismuskompatibel?)



Ich meinte, dass man _heute_ nur schwer irgendwelche
"Bewegungsgesetze" oder ähnliches vorausbestimmen kann, da gerade die
"Naturgesetzlichkeit" der sich genenüber den Menschen verselbstständigten
Verhältnisse abgeschafft werden soll.

Richtig. Bei Marx heißt so etwas dann Eintreten in die Geschichte wenn
ich nicht irre - klingt anders als Ende der Geschichte ;-) .

Also eher: Man kann nicht
vorhersagen, was in einer freien Gesellschaft passiert.

Dem würde ich zustimmen - schon wegen des Bifurkationspunkts.

Man kann schon einige Vorhersagen machen was eine GPL-Gesellschaft
von ein Kaptialistischen oder Feudalen trennen wird.

Auch dem würde ich zustimmen - verwirrt ;-) ? Ich sage mal so: Details
gehen sicher nicht - wozu auch? - grobe Richtungen gehen schon.

Klassisch würde ich sagen: Die Herrschaft über Menschen muß durch die
Verwaltung von Sachen abgelöst werden - das ist sicher ein erheblicher
Unterschied und wenn wir das Lustprinzip als Basis betrachten, dann
ist es mit der Herrschaft jedenfalls nicht mehr weit her :-) .

Marx hat Proudhon (und anderen) vorgeworfen, sie würden die Verwirklichung
der aus der einfachen (kapitalistischen) Zirkulation entspringenden Ideale
von Freiheit, Gleichheit etc. für die Überwindung des Kapitalismus halten.
Analog könnte man Stefan (und Engels, aus dessen "Anti-Dühring" das Zitat
stammt) vorwerfen, die Überwindung des Kapitalismus wäre für sie die
Verwirklichung der kapitalistischen Fetischismen, die die Verhältnisse der
Menschen als solche von Dingen - und als Dinge selbst, z.B. Kapital und
Geld - erscheinen lassen...

Zum Thema:
Man kann die "nachkapitalistische Gesellschaft" negativ bestimmen, indem
man hervorhebt, wie sie (hoffentlich...) _nicht_ ist. Sie sollte einen
Vergesellschaftungsmodus aufweisen, der die Produkte nicht als privat
produzierte nachträglich über den Wert vergesellschaftet, sondern in dem
schon die Produktion direkt gesellschaftlich ist.
Völlig unklar ist aber, was das heissen könnte: Was ist den "die
Gesellschaft", wie soll die etwas planen. Sicher soll diese
gesellscahftliche Planung keine _staatliche_ sein, andererseits ist auch
z.B. eine Basisdemokratische, wie man sie in anschluss an den Habermasschen
"herrschaftsfreien Diskurs" sich ausdenken könnte, nicht möglich, schon
allein aus pragmatischen Gründen (so ein herrschaftsfreier Diskurs dauert.
Im Zweifelsfall sind die Leute verhungert, bevor sie ausdiskutiert haben ;-)).

Die einzige "Utopie", die ich in dieser Liste bisher gehört habe, ist von
Stefan Mz. in einer seiner letzten Mails gekommen und basiert darauf, dass
die Leute produzieren, weil sie es "cool" finden. Nun ist das, was die
Leute cool finden zwar sicherlich gesellschaftlich bedingt (man lese dazu
nur mal Bourdieu), aber andererseits kaum _bewußt_.


Der Grund dafuer liegt in der fundamentalen Tatsache, dass heute die
Utopie ihren Charakter hin zur Wissenschaft veraendert.     

Das hat du aber schön gesagt :-) .

Ich persönlich halte ja mehr von Wissenschaft (nicht der, die an den Unis
passiert natürlich) als von Utopien...

Henrik

----------------------
http://www.oekonux.de/



[English translation]
Thread: oxdeT00491 Message: 35/36 L10 [In index]
Message 00660 [Homepage] [Navigation]