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Re: [ox] virtuelle Welten



Hallo Liste,

Sabine Nuss wrote:

Nur hierzu einige kleine Einwände:

"Paul R. Imbusch" wrote:


Hallo Oekonuxler,
  Hallo Christoph

sicher sind reale Projekte virtuellen und fiktiven vorzuziehen,

     Wenn der Zweck des Wirtschaftens die Verteilung knapper Gueter
  ist, faellt die Verteilung von Software nicht darunter.

Dass die Güter knapp sind, damit fängt jedes VWL-Lehrbuch an. Es ist
quasi die Basis aller geltenden Wirtschaftstheorie. Auf den ersten Blick
würde ich auch sofort sagen, klar sind die Güter knapp, sieht man doch.
Was aber sieht man? Teilweise eine künstlich erzeugte Knappheit, die uns
aber als naturgemäß knapp erscheint. Was ist mit den brachliegenden
Agrarflächen (wegen Subventionen, usw.), was ist mit vernichteten
Lebensmitteln? Der Überfluss wird ja nicht verteilt sondern vernichtet,
weil eine Knappheit auch notwendig ist (!!!), um bestimmte (nationale
oder internationale) Marktgleichgewichte zu halten. Da dreht sich das
ganze dann um. Das ist aber vielen einleuchtend. Gehen wir zu den
schwierigeren Gütern, die natürlichen Ressourcen. Die kommen einem
wirklich originär knapp vor. Nehmen wir eines der dringendsten Probleme:
Wasser. Ist es wirklich so, dass die Wasserknappheit unlösbar wäre, ohne
einen Markt (der im übrigen auch nur selektiert, nach zahlungskräftigem
und nicht-zahlungskräftigem Durst)? Soweit ich weiß, wäre nach dem Stand
der Dinge, die Wasserknappheit durchaus zu lösen, wenn die technischen
Mittel (Bspl: Entsalzungsanlagen) dazu nicht - ach herrjeh - soo teuer
wären. Möglicherweise gerät auch die Technik dabei an ihre Grenzen, aber
wenn es daran scheitert, dass solche Projekte zu teuer sind und auch die
Forschung an ihren finanziellen Engpässen zu scheitern droht, dann sage
mir niemand, dies sei eine natürliche Knappheit. Ähnlich ist es mit den
Trinkwasserbrunnen in einigen Gebieten in Entwicklungsländern. Der Bau
und die Versorgung liegt mitnichten an natürlichen ökologischen Grenzen,
sondern an mangelnder finanzieller Unterstützung. Und was ist mit den
fossilen Energieträgern? Eine natürliche Knappheit, das gebe ich zu,
aber wieso geht man davon aus, dass diese Form der Energie der letzte
Stand der Dinge sei, wenn man von seiner Funktion ausgeht? Wind, Sonne
und wer weiß was wir alles noch nicht wissen, sind doch nette
Fortsetzungsstrategien.

Ich denke auch, dass wissenschaftlicher und technischer Fortschritt
eine wesentliche Rolle spielt, man denke nur, was sich in letzter Zeit
(zumindestends ansatzweise) beim Energieverbrauch von Autos getan hat.
Dieses Beispiel zeigt auch ("positiv" -- bitte versteht das Wort nicht
falsch ;-) --, im Gegensatz zu Deinem negativem Beispiel), wie weit
technischer Fortschritt durch ökonomische Zwänge bestimmt wird, siehe
z.B. den Zusammenhang zwischen durchschnittlichem Energieverbrauch und
die durch den Markt bestimmten/künstlich verteuerteten Benzinpreise in
verschiedenen Ländern.

Als Nicht-Wirtschaftswissenschaftler sage ich einfach mal so: Im
wesentlichen geht es um -- äh ... Verteilung? Organisation? -- von
Arbeitskraft, wobei Arbeitskraft natürlich ein -- knappes --
wirtschaftliches Gut darstellt. Insofern ist Software *an sich*
tatsächlich knapp, denn die Erstellung von Software ist harte Arbeit
(deren Effizienz allerdings steigt). Software somit ist nicht
vollkommen verschieden von materiellen Gütern, allerdings ist das
Verhältnis von Nutzen und Produktiosaufwand ein vollkommen anderes.

 [...]

Sebastian


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http://www.oekonux.de/



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