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Re: [ox] "GPL-Gesellschaft" oder was?



Hi!

Es gibt einige Leute, die im Umfeld von Oekonux mit der Bezeichnung
"GPL-Gesellschaft" ihre Schwierigkeiten haben. Leider ist mir zwar die
Begründung nicht ganz klar, aber das Unbehagen scheint groß und noch
dazu schwer artikulierbar zu sein.

Ich gehöre auch zu denen, die diese Schwierigkeiten haben. 
Das Unbehagen auf meiner Seite rührt daher, daß ich nicht denke,
daß eine Bezeichnung nichtssagend sein kann. Ein Name ist immer
ein Programm. GPL-Gesellschaft scheint meiner Meinung nach
zu implizieren, daß GPL, d.h. freie Verfügbarkeit, der Grundpfeiler
der zu denkenden alternativen Gesellschaft sei. Dies kann ich mir 
weder vorstellen, noch halte ich dies für wünschenswert.
Um dieses zu Begründen muß ich weiter ausholen,  was ich 
hoffe in baldiger Zukunft ausführen zu können.

Wenn der Begriff "GPL-Gesellschaft" also überhaupt nicht mehr
konsensfähig ist - er war ja von Anfang an unter Kritik -, dann würde
ich dafür plädieren, daß wir hier auf der Liste einen neuen finden.
Ich hielte es jedenfalls für sinnvoll, daß wir mit einem Wort von der
gleichen Sache sprechen und so der Verwässerung vorbeugen.

Vielleicht wäre es hilfreich eine kurze Zusammenfassung der 
anfänglichen Kritik hören (bzw. lesen) zu können ?
  
Meine Base-Line bzgl. eines solchen Begriffs war die: Er soll vor
allem nicht mit altem belegt sein. Ich würde einen zunächst
nichtssagenden Begriff - wie "GPL-Gesellschaft" - dann halt besser

Wie gesagt, der Name ist Programm. Insofern wäre es meiner
Ansicht nach hilfreich, sich über die Grundwerte und Grundforderungen
eines wünschenswerten alternativen Gesellschaftsmodells zu 
verständigen. Um die Diskussion anzuregen möchte ich eine
Bezeichnung vorschlagen: Wohlstandsgesellschaft

Zur Begründung ein Zitat aus dem Artikel

  " Die ökoligische Wende in der Stadtplanung-
    Forderungen der Psychologie an den Wohnungs- und
    Siedlunsbau der Industriegesellschaft "

im Web zu finden unter 
http://www.theo.tu-cottbus.de/wolke/deu/Themen/971/Harloff/harloff_t.html
        
        Der Begriff Wohlstand
        bzw. Lebensqualität wird [] neu definiert.
        Wohlstand bzw. Lebensqualität beinhaltet vor allem
        anderen physische und psychische Gesundheit. Wir können auch den
        altmodischen Begriff Glück bemühen. Glück zu haben
        bzw. glücklich zu sein bedeutet mehr als Konsum
        materieller Güter - dies ist gewissermaßen sein
        passiver ökonomischer Anteil. Glück bedeutet neben der
        Befriedigung biologischer Grundbedürfnisse und neben
        physischer Gesundheit vor allem Selbstverwirklichung im
        sozialen und geistigen Bereich sowie in produktiver
        (aktiver) ökonomischer Hinsicht. Letzteres heißt, daß
        der Mensch sinnvoll zum eigenen und gesellschaftlichen
        Lebensunterhalt beitragen möchte (sinnvolle Arbeit
        verrichten). Selbstverwirklichung im sozialen Bereich
        liegt vor, wenn das Individuum mit seinen zwischenmenschlichen 
        Beziehungen zufrieden ist. Im
        geistigen Bereich bedeutet sie so viel wie im Einklang
        leben mit den eigenen moralischen und kulturellen
        Werthaltungen. All
        dies sind, ökonomisch betrachtet, Güter, jedoch
        immaterielle, d.h. solche, die keinen Marktwert haben.
        Qualitatives Wirtschaftswachstum (oder vielleicht sollte
        man besser sagen "Gesellschaftswachstum")
        bedeutet Wohlstandsmehrung sowohl bei den materiellen als
        auch bei den immateriellen Gütern und möglicherweise
        bei wirtschaftlich hochentwickelten Ländern gerade oder
        sogar nur der immateriellen Güter. Man kann sich des
        Eindrucks kaum erwehren, daß das Streben der Menschen
        der Industrieländer nach ausschließlich 
        quantitativem wirtschaftlichen Wachstum, d.h.
        nach maximalem Angebot materieller Güter, zu einem
        Ungleichgewicht in der Lebensqualität geführt hat. Wir
        wollen hier nicht unbedingt den Kritikern des
        Wirtschaftswachstums das Wort reden, denn in der dritten
        und vierten Welt ist dieses zweifelsfrei erforderlich,
        aber möglicherweise auch im Hinblick auf die "neuen Armen"
        in der ersten Welt. Dennoch mag bei uns die
        Konzentration so gut wie aller gesellschaftlichen Kräfte
        auf die Steigerung der Produktion materieller Güter zu
        Einbußen, zu Schrumpfprozessen auf der Seite der
        immateriellen Güter geführt haben. Wir sehen das als 
        eine Möglichkeit, eine Frage und keine Feststellung.
        Wäre die Frage mit ja zu beantworten, könnte es sein,
        daß gesamtwirtschaftliches Nullwachstum bzw. eine
        Abnahme bei der Produktion materieller Güter umso mehr
        Chancen eröffnete für Wachstum bei den immateriellen Gütern. 
        Gleichviel - wir halten fest: Ökologische Wende
        in der Industrienation bedeutet Streben nach allgemeiner
        Wohlstands- bzw. Lebensqualitätssteigerung. Dies
        wiederum heißt, da bezüglich der Ausstattung mit
        materiellen Gütern in den Industrienationen Überfluß herrscht,
        Konzentration auf die gesteigerte Produktion
        immaterieller Güter. Man muß
        versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen so zu setzen, 
        daß möglichst alle Menschen

        - eine von ihnen als sinnvoll erkannte, innerlich
           befriedigende Arbeit ausführen können
        - sich in geistiger, kultureller Hinsicht optimal
           entfalten können
       und
        - in harmonischen, befriedigenden Sozialbeziehungen leben
          (Mit diesem dritten Punkt wird u.a. gefordert, daß
          Kindern ideale Entwicklungsbedingungen gegeben werden,
          Erwachsene gute Möglichkeiten zur Bildung von
          Partnerschaften und zur Errichtung von Freundschaften
          vorfinden und alte Menschen in Würde altern und sterben
          dürfen.)

      Diese ersten
      drei Bedingungen würden gute Voraussetzungen für die 
      Selbstverwirklichung der Menschen und ihre psychische
      Gesundheit schaffen. Gleichzeitig ist der
      gesellschaftliche Rahmen menschlichen Lebens so zu
      formen, daß

     - physische Gesundheit aller Individuen möglichst
        umfassend gewährleistet werden kann
     - die biologischen Grundbedürfnisse (insbesondere
        Hunger, Durst und Schutz vor schädlichen
        Klimaeinflüssen) aller befriedigt werden

    und schließlich

    - alle Menschen angstfrei leben können.
      


Grüße,
Thomas Kalka

 


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http://www.oekonux.de/



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