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Re: [ox] "GPL-Gesellschaft" oder was?



Hi Liste!

Hupps, da habe ich aber einen Nerv getroffen :-) .

2 days ago Thomas Kalka wrote:
Ein Name ist immer
ein Programm. GPL-Gesellschaft scheint meiner Meinung nach
zu implizieren, daß GPL, d.h. freie Verfügbarkeit, der Grundpfeiler
der zu denkenden alternativen Gesellschaft sei. Dies kann ich mir
weder vorstellen, noch halte ich dies für wünschenswert.
Um dieses zu Begründen muß ich weiter ausholen,  was ich
hoffe in baldiger Zukunft ausführen zu können.

Das ist ein tiefer Punkt, den wir gelegentlich gerne ausführlicher
diskutieren können. Du arbeitest an einer Kritik? Fein!

Wenn der Begriff "GPL-Gesellschaft" also überhaupt nicht mehr
konsensfähig ist - er war ja von Anfang an unter Kritik -, dann würde
ich dafür plädieren, daß wir hier auf der Liste einen neuen finden.
Ich hielte es jedenfalls für sinnvoll, daß wir mit einem Wort von der
gleichen Sache sprechen und so der Verwässerung vorbeugen.

Vielleicht wäre es hilfreich eine kurze Zusammenfassung der
anfänglichen Kritik hören (bzw. lesen) zu können ?

Im Archiv findet sich das. Aber die waren nicht so richtig
tiefgreifend. Na ja, ein bißchen sperrig war die Bezeichnung halt von
Anfang an - ich brauchte damals halt einen Kristallisationspunkt.

Meine Base-Line bzgl. eines solchen Begriffs war die: Er soll vor
allem nicht mit altem belegt sein. Ich würde einen zunächst
nichtssagenden Begriff - wie "GPL-Gesellschaft" - dann halt besser

Wie gesagt, der Name ist Programm. Insofern wäre es meiner
Ansicht nach hilfreich, sich über die Grundwerte und Grundforderungen
eines wünschenswerten alternativen Gesellschaftsmodells zu
verständigen. Um die Diskussion anzuregen möchte ich eine
Bezeichnung vorschlagen: Wohlstandsgesellschaft

Würde ich ähnlich wie Annette kritisieren.

Zur Begründung ein Zitat aus dem Artikel

  " Die ökoligische Wende in der Stadtplanung-
    Forderungen der Psychologie an den Wohnungs- und
    Siedlunsbau der Industriegesellschaft "

Das klingt für mich so, als ob einE GrüneR die Öko-Gesellschaft
schmackhaft machen wollte. So wichtig ich das finde, bleibt das vom
Ansatz her doch weit hinter dem zurück, was wir hier diskutieren.
Well, warten wir auf deine Kritik.

Yesterday Annette Schlemm wrote:
Spontan ist mir ein Begriff eingefallen, der mir auch unbelegt
erscheint, und der mittlerweile in unserer Theoriebildung eine
zentrale Rolle einnimmt: "Selbstentfaltungsgesellschaft"".

Super! (P.S. Hast Du da schon was aus einem gewissen
Veroeffentlichungsentwurf gelesen?).

Äh, taucht der Begriff bei euch schon auf? Dann habe ich ihn
überlesen.

Ansonsten spielt der Begriff Selbstentfaltung doch so eine zentrale
Rolle in unseren Diskussionen, daß das Wort eigentlich naheliegend
war.

2 days ago Christoph Reuss wrote:
<zynisch>
Naja, also z.B. ein CEO, Spekulant oder "Royal" würde aber doch die
*jetzige* Gesellschaft viel mehr als "Selbstentfaltungsgesellschaft"
bezeichnen, als die GPL-Gesellschaft.  In der letzteren könnte er
seine Profitgier etc. nämlich gar nicht ausleben/entfalten...
</zynisch>

Wie Stefan Mz. finde ich das einen wichtigen Punkt. Ich würde ihn aber
auf zwei anderen Ebenen beackern.

Einerseits auf der individuellen: Es wäre zu fragen, ob das für diese
Individuen auch unter erheblich veränderten gesellschaftlichen
Bedingungen noch die Selbstentfaltung wäre, die sie heute darunter
verstehen.

Ich hätte da so meine Zweifel. Wenn du mit einem dicken Bankkonto
nichts mehr anfangen kannst, weil du keins mehr hast ;-) , wird das
schon mal sehr viel unattraktiver. Und wenn du niemenschen
rumkommandieren kannst, weil diejenige sich dann kurz vom Acker machen
würde und nur etwas in deinem Projekt tut, weil du es vielleicht ganz
gut führst, dann verliert Macht viel von ihrem Reiz ;-) .

In der Übergangsphase ist das natürlich anders - Übergang halt...

Andererseits auf der Konfliktebene: Niemensch sagt, daß die GPL- /
Selbstentfaltungsgesellschaft konfliktfrei ist - na ja, ich nicht ;-) .
Es kann durchaus sein, daß verschiedene Selbstentfaltungen
konfligieren. Dann würde ich ohne die obigen Mistmechanismen auch
bessere Chancen sehen, Konflikte besser zu lösen.

Yesterday Franz J Nahrada wrote:
Ich möchte die Idee in die Diskussion werfen,
sich mal an die Wirtschaftsform zu halten.

Finde ich nicht so eine gute Idee, daß in den Mittelpunkt zu stellen.
Das wäre die Betrachtungsweise aus der Mittelepoche (d.h.
Kapitalismus), über die wir ja gerade hinaus wollen.


Well, schauen wir mal, wie die Debatte weiterläuft. Ich finde es dabei
durchaus spannend, wenn dadurch wieder mal grundsätzliche Fragen
angesprochen werden.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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http://www.oekonux.de/



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