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Re: "Flügel" (was: Re: Re [ox] "GPL-Gesellschaft" oder was?)





Hallo Thomas und Liste,

On Sun, 1 Oct 2000, Thomas Uwe Gruettmueller wrote:

Ich hoffe nur, da=DF man die beiden Ans=E4tze irgendwie miteinander verbi=
nden=20
kann, und da=DF ich nicht am Ende der einzige hier in der Liste bin, der =
die=20
technischen Aspekte f=FCr das Wesentliche h=E4lt.=20

Ich gehoere auch dazu. Wir Marx-Fans sehen ja immer zuerst auf den
materiellen Unterbau, also auf Technische Neuheiten, und machen dann
erst Prognosen, wie sich die Organisation der Wirtschaft und Gesellschaft=
=20
und noch spaeter die gesammte Denkweise/Moralvorstellung der Leute
aendert.=20
 =20
Meiner Ansicht nach ist der Wunsch nach Selbstentfaltung, also das machen=
 zu=20
k=F6nnen, was einem Freude bereitet und was man f=FCr richtig h=E4lt, gem=
einsam mit=20
anderen nat=FCrlich und nicht auf deren Kosten, im Menschen mehr oder wen=
iger=20
hardcodiert, so da=DF die Selbstentfaltung quasi von selbst auftritt, sob=
ald=20
die entsprechenden Rahmenbedingungen vorliegen.=20

Das Einheitsfrontlied (Brecht/Eisler)
=20
=2E..

Und weil der Mensch ein Mensch ist,
drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern!
Er will unter sich keinen Sklaven sehn
und ueber sich keinen Herrn.

=2E..

Darunter verstehe ich z.B.=20
Kommunikationsmittel wie das Internet, freies Wissen, das Vorhandensein v=
on=20
Unmengen von Freizeit und die Abwesenheit existenzieller Sorgen.=20
=20
Der umgekehrte Weg, also mit aller Macht sofort selbstbestimmt leben zu=
=20
wollen, hat aber nicht zur Folge, da=DF dadurch technischer und politisch=
er=20
Fortschritt entsteht. Das krasseste Bild dazu ist das eines Aussteigers, =
der=20
sich im Wald selbstentfaltet, indem er dort im Einklang mit der Natur leb=
t=20
und sich von Pilzen und Kr=E4utern ern=E4hrt. Das mag zwar f=FCr den jeni=
gen sehr=20
sch=F6n sein, aber auf diese Weise f=FChrt man keine neue Gesellschaftsor=
dnung=20
herbei.
=20

Das ist eine gutes Beispiel, aber man kann auch
die zahlreichen Utopischen Versuche aufzaehlen, die=20
in der gesammten kapitalistischen Aera hindurch gemacht wurden,
um von dieser Lohnsklaverei loszukommen. Ueberall hat man versucht=20
die Wertverwertung auszuschliessen und gehofft, das wuerde die
Selbstenfaltung mitsichbringen: In den sozialistischen Laendern,
in den Kibbuzim, in diversen sektenaehnlichen Gruppen mit
unterschiedlichen religioesen Motivationen usw.=20

Die Produkte, die in diesen Inseln hergestellt wurden, blieben in
Qualitaet und Quantitaet denjenigen der umliegenden Markwirtschaft
unterlegen. Bei den Kibbuzim konnte der Qualitaetsstandard deswegen
akzeptabel hochgehalten werden, weil von der Markwirtschaft (USA + Israel) =
 =20
viel Geld hineingepumpt wurde. Die technische Ausruestung dort gehoert
somit zu den besten der Welt. =20
 =20

Nach der revolutionaeren Praxis gefragt wuerde ich sogar soweit gehen,
dass man eine Unternehmensberatungsfirma gruenden koennte, die Aufgrund=20
der hier gefundenen theoretischen Einsichten die Maschinenbaubranche=20
regelmaessig durchleuchtet nach neuen automatisierten
Produktionsmitteln und Firmen wie z.B. Mustang Ratschlaege erteilt, wie
sie in Zukunft Profit machen koennen:=20
So wie ein T-Shirt-Druck Shop einen Klamotten-Mach Shop einzurichten.
Bei uns im Wohlhabenden und Touristischen Heidelberg wurde sowas bestimmt
laufen.=20
Somit waere die Nachfrage nach neuen automatisierten PM angeheizt.=20
Die Industrie-Naehmaschinen-Branche koennte den Boom gebrauchen ;-)
 =20

Tschuess alle,
Bernd



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http://www.oekonux.de/



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