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Re: Re(2): [ox] Anmerkung zur Sprachdebatte



Hi Franz!

2 days ago Franz J Nahrada wrote:
liste oekonux.de schreibt:
3 days ago Franz J Nahrada wrote:
Sprachen sind natürlich Gewächse,

Auch das ist Unfug. Sprachen wie kaum etwas sonst sind selbstredend
*kultürliche* Gewächse. Sie werden von Menschen gemacht und von
Menschen benutzend verändert und sind eben *kein* Ausfluß irgendeiner
Natur.

Oh Stefan....

da kann ich Dir leider nicht zustimmen.

Fein. Dazu sind wir ja hier.

Irgendwie geht hier viel durcheinander - oder verstehe ich's nur
nicht?

Menschen und was sie tun können auch Teil von Naturprozessen sein, im
Sinne von:  ihr Zusammenwirken kann höchst ungeplante - wenn auch
vorhersehbare -, chaotische und fraktale Folgen haben.

Das Menschen Teile von Naturprozessen sein können ist unstrittig. Als
erstes fällt mir ein Erdbeben ein (warum gleich eine Katastrophe?).

Natur hat aber konzeptuell nichts mit Chaos zu tun. Natur ist eben
Natur und funktioniert nach Naturgesetzen, zu denen vermutlich auch
Chaos gehört, und meinetwegen nach noch diversen anderen Gesetzen, die
wir heute noch nicht kennen.

Ich würde der Natur allerdings absprechen, daß sie frei ist im Sinne
wie Menschen das sein können. Und da wo die Freiheit ins Spiel kommt,
fängt die Kultur an. Erste Ansätze von Freiheit und dementsprechend
auch Kultur in der Natur mag es bei bestimmten, sehr hochentwickelten
Tieren geben - Bonobos und auch Delphine machen mir einen irgendwie
freien Eindruck (intelligenter als wir sind sie allemal ;-) ).

Also: Nur weil etwas ungeplante, chaotische und fraktale Folgen hat,
ist es noch lange nicht Natur.

Das ist - im
Unterschied zur Politik und Ökonomie - nicht weiter tragisch, höchstens
schön.

??? Ist Politik und Ökonomie kein Zusammenwirken von Menschen? Warum
ist es dann dort tragisch? Kapier' ich nicht.

Zweite Natur ist, wenn Bewußtsein und Handlung mitspielt.

Als zweite Natur wurde in der Kritischen Theorie immer der
Kapitalismus bzw. sein Hinabsenken in die Hirne begriffen.

Ich würde sagen, wenn Bewußtsein und (gelernte) Handlung mitspielen -
zwei sehr unterschiedliche Kategorien -, dann fängt Kultur an.

Aber Sprache ist
allerseltenst Gegenstand der bewußten Auseinandersetzung, höchstens Mittel.

Aber Sprache ist gelerntes Handeln und unterliegt damit der Kultur.
Lernen heißt nämlich einerseits, daß du auch etwas anderes Lernen
könntest, und andererseits, daß du das Gelernte reflektieren kannst.

Wenn Sprache Natur wäre, dann hätten wir keine Übersetzungsprobleme,
denn es gäbe weltweit nur eine Sprache.

Z.B. die Fortpflanzungseinrichtungen des Menschen sind dagegen Natur,
da alle Menschen des einen Geschlechts potentiell mit allen anderen
Menschen des anderen Geschlechts Kinder zeugen können - um mal den
Unterschied klar zu machen.

der bewußte Umgang MIT Sprache setzt sie als Resultat eines spontanen -
"naturhaften, weil nicht direkt vom Wollen bestimmten" - Prozesses schon
voraus. Daß manche vereinheitlichende, korrigierende und auch
kultivierende Aktivität stattfindet, nimmt den Lautverschiebungen und
ähnlichen Entwicklungen nicht ihren Charakter.

Um es mal zuzuspitzen: Für dich ist nur das, was dem Wollen
unterliegt, keine Natur?

benutzend verändert
....
das wär ja so, als ob eine Pflanze keine "Natur" mehr wäre, bloß weil sie
im Garten steht.

Vielleicht nicht keine Natur, aber nur noch eingeschränkt.

Well, ich habe da vieles auch noch nicht bis ins Detail klar...


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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