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Re: [ox] Billige und andere Produktionsmittel



Hallo!

Monatealte Mails aufarbeitend... uff...

On Die, 03 Okt 2000, Stefan Merten wrote:
Traditionelles Handwerkzeug aller Art (Hammer, Zange, Säge,
Schraubenzieher...), motorisiertes Werkzeug (Bohrmaschine, Nähmaschine,
Akkuschrauber, Drehbank...), Elektro- Werkzeug (Lötkolben, Meßgerät,
Oszillograph...)...

"Handwerklich" ist eigentlich eine ganz gute Einordnung.

Die aufgezählten Sachen haben alle gemein, daß sie für berufliche
Anwendung konstruiert wurden (und auch dazu eingesetzt werden), jedoch an
Privatleute zu deren privatem Zeitvertreib verkauft werden.

Das ist nicht ganz richtig. Es gibt da nach meiner Kenntnis schon
erheblich unterschiedliche Modelle für den Hobby- und für den
Profi-Bereich. Die Anforderungen sind ja auch durchaus
unterschiedlich.

Da es eine viele Leute gibt, die wenig zu bezahlen bereit sind und umgekehrt, 
gibt es für erstere nur den veralteten oder abgespeckten Krempel. Man will 
als Hersteller ja möglichst _alle_ abzocken.

An diesen Geräten muß
gewöhnlich immer ein Mensch stehen, d.h. sie tun nichts selbständig. Dies
ist auch der Grund, warum es immernoch keine automatischen Webstühle für
Privatleute zu kaufen gibt. Niemand will sich soetwas ins Wohnzimmer
stellen.

Das ist nicht der Grund. Kein Privatmensch hat einen Nutzen von einem
automatischen Webstuhl und die Selbstentfaltung kann sich an so einem
Teil auch nicht gerade andauernd austoben.

O.g. Werkzeuge sind zwar nützlich, werden aber von Privatleuten oft nicht 
deswegen, sondern nur als Spielzeug gekauft. Das Herumspielen geht an 
Webstühlen nicht so gut. 

Bei Autos - die die Leute sich immerhin in Massen ins Wohnzimmer
stellen -, sieht die Rechnung bzgl. Nutzen und Selbstentfaltung
offenbar anders aus. Deswegen stehen die in (ihren
Privat-)Wohnzimmern.

Meinst du Computer??? 

Das ist ein Sonderfall. Der kann nämlich beides sein, hochgradig 
automatisiertes Produktionsmittel und Spielzeug. Dabei kann man schlecht den 
einen Aspekt einschränken.

Worum es mir geht, ist, daß es nicht eine Frage der Komplexität ist, ob
eine Maschine für 100.-- DM im Baumarkt zu haben ist, sondern, daß es
sich aus der Nachfrage erklärt.

Na, wenn es so einfach wäre, dann fragen wir doch einfach mal ganz
kräftig Industrieroboter für 100DM nach... 

Wenn du noch eine Null dranhängst, dann wird das schon realistischer. Wenn 
eine Massennachfrage nach billigen Robotern für den Heimbereich besteht, wird 
dafür auch produziert. Das Geschäft will sich keiner entgehen lassen. 
Vielleicht werden die Geräte für Profis unbenutzbar sein, damit diese 
weiterhin Unsummen bezahlen, aber trotzdem...

Industrieroboter würde ich so einschätzen wie Computer. Man kann sie 
selbständig sinnvoll arbeiten lassen, aber sich auch ziemlich kreativ daran 
austoben. 

Problematisch ist, daß die Teile gewöhnlich groß, laut und gefährlich sind. 
Das könnte viele Käufer und Hersteller abschrecken. Oder aber die 
Soho-Roboter werden so schlapp, daß sie sogar beim Gartenumgraben überfordert 
aufgeben.

Die Idee war nun wohl, daß diese einfachen Produktionsmittel gepaart
mit dem Gedanken Freier Produktion zu Freien Gütern führen könnten.

Diese manuell zu bedienenden Produktionsmittel eignen sich, wie schon
gesagt, nicht für die Massenproduktion. Dennoch ist, z.B. im Bereich der
Elektronik, die Erstellung von Prototypen mit diesen Werkzeugen möglich.

Das finde ich ein dünnes Argument. Einen Prototypen kann ich auch mit
einer hochuniversellen, aber hochkomplexen Maschine herstellen.

Richtig. Vorausgestzt, man verfügt darüber. Eigentlich wollte ich damit 
sagen, daß eine Bohrmaschine für 20 Mark nicht völliger Müll ist, sondern 
sich, wenn schon nicht mehr zeitgemäß zur Massenproduktion, doch gut zur 
Einzelstückproduktion eignet, z.B. für Prototypen.

Solche, die heute in der produzierenden Industrie eingesetzt werden
- z.B. der Industrieroboter an einem Band zur Autoproduktion. Diese
Produktionsmittel sind irrsinnig teuer - so teuer, daß die
Möglichkeit, sich eine solche Maschine anzuschaffen oder nicht über
die Fortexistenz einer Firma entscheiden kann.

Das Problem an diesen Produktionsmitteln ist, daß sich gar nicht erst
Bedarf nach ihnen entwickeln kann, da sie für die Massenfertigung
proprietärer Produkte gedacht sind.

...denn selbst, wenn jemand solche Maschinen haben wollte, dürfte er sie 
nicht benutzen. 

Na, also ist doch ein Bedarf da.

Nö. Die Roboter, mit denen BMWs zusammenmontiert werden, sind zu nichts zu 
gebrauchen als eben zum Zusammenmontieren von BMWs. Und das darf nur der 
Inhaber des Gebrauchsmusterschutzes dieses Autos. Wer ausser ihm sollte also 
Bedarf nach diesen Robotern haben?

C. Eine Textilmaschine, die (mit freier Software konfiguriert) einen
   Stoff-Rohling gefuettert bekommt und je nach Programmierung ein
   bestimmtes Kleidungsstueck automatisiert schneidet und naeht.
   Geruechte sagen, dass bei Mustang das schon moeglich ist.
   Aber die dortigen SchneideNaehMaschinen sind sicher noch
   sehr teuer und sehr wenig platzsparend, so dass sie schon auf dem
   "Sprung in die Bevoelkerung waeren".

Ist das ein gutes Beispiel? Brauchen wir überhaupt so individuelle Klamotten?

Ich denke, daß der "Sprung in die Bevölkerung" wie bei anderen
Produktionsmitteln hier der falsche Weg ist. Wie gesagt: Der
Abenteuerlust unterwerfen aber (erst mal) in den Fabrikhallen.

Warum kann der "Sprung in die Bevölkerung" nicht darin bestehen, daß
z.B. Pfaff - um mal ein (notleidendes) lokales Unternehmen zu wählen -
kurzerhand der Bevölkerung übereignet wird? In irgendeiner GPLisierten
Form, über die wir noch viel zu wenig reden?

Unter die GPL und ähnliche Lizenzen stellen kann man nur Kopierbares. Soeine 
Firma könnte sich natürlich auf den Entwurf Freier Produkte spezialisieren, 
jedoch kann sie sich dann nicht mehr über den Verkauf dieser Produkte 
finanzieren, da das dann ja bald jeder darf. Sie könnte sich aber für den 
Entwurf neuer Vorlagen bezahlen lassen von interessierten 
Klamotten-Herstellern. 

Interessanter wäre aber die Idee, die Firma in eine Art Verein umzuwandeln, 
welcher die Gerätschaften dafür bereit hält, daß gelangweilte Jungrentner auf 
Bürgergeld, die sich ihres Nichtstuns wegen vielleicht sogar für würdelos 
halten ( Huhu, Hartmut ;o) ), freiwillig einer sinnvollen Beschäftigung 
nachgehen können, nämlich der Forschung an der Freien Idealklamotte. 

Tschüß,
Thomas
 }:o{#

PS: Noch 57 ungelesene Mails :o(

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http://www.oekonux.de/



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