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[ox] Subsistenz vs. Freie Software, was <Die zwei Pole>



Stefan Merten schreibt:

Freie Software ist aber *nicht* - und das kann ich gar nicht genug
betonen - ein Wirtschaften ausschließlich für die je eigenen Zwecke -
und das ist Subsistenz soweit ich dieses Wort verstanden habe. Zwar
wird Freie Software aufgrund der individuellen Selbstentfaltung
produziert, aber das Bedürfnis nach dem Produkt ist nur ein Aspekt
dabei. Wichtig ist aber, daß dieses Produkt eben nicht anderen
entzogen wird, sondern für die Menschheit zum Abholen bereit liegt -
natürlich auch, weil es durch die Möglichkeiten digitaler Kopie
praktisch unbegrenzt verfügbar, also nicht knapp ist. Das ist aber mit
keiner Definition von Subsistenz vereinbar, die ich mir vorstellen
kann.

Der Witz an Subsistenz ist m.E. die freie Verfügbarkeit lokaler Ressourcen,
das heißt, die Beziehung auf natürliche, sich selbst reproduzierende
Produktionsvoraussetzungen. In gewisser Weise also so etwas
ähnliches wie Freie Software. Ich würde wirklich gerne mal mit
Dir auf den Krametterhof oder zu sonst einem Permakulturprojekt
fahren, da kommst Du aus dem Staunen nicht heraus, wie genau das,
was Dich an Freier Software so fasziniert, auch in unserem
Verhältnis zur Natur realisiert werden soll: Mühelose Reproduktion
durch intelligentes ökologisches Design. insofern stimmt es einfach
nicht, wenn Du schreibst:

Und die beschriebenen Projekte sind ja gerade *kein* Abkoppeln vom
Zwang zum Erwerb. Sie ersetzen lediglich mangels Masse - das ist eben
das Prekäre daran - den Zwang zum Gelderwerb durch einen anderen
Zwang. Oder kannst du mir ein Projekt aus diesem Sektor nennen, bei
dem ich Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr
nichts beitragen kann und trotzdem bekomme was ich brauche? Ich kenne
jedenfalls keins. Bei Freier Software ist das aber so. Bei den o.g.
Projekten muß - da steckt der Zwang - ich mir meine
Bedürfnisbefriedigung ertauschen. Darin unterscheiden sie sich in
keiner Weise von der Arbeitgesellschaft - NewWork hat die Arbeit ja
sogar im Namen.

"Nichts beitragen und trotzdem bekommen was ich brauche" gibts
nicht mal bei freier Software. Installieren und einrichten muß ich mir
mein System nämlich schon, und auch die Arbeit zu wissen welche 
Dinger wie funktionieren muß ich mir antun. Insoferne ist auch die
GPL-Gesellschaft kein reines Schlaraffenland.
Aber erst durch Subsistenz in dem von mir gerade beschriebenen
Sinn wird sie zur lebbaren Alternative.


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http://www.oekonux.de/



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