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Re: [ox] Re: Die zwei Pole



Hi Franz!

Yesterday Franz J Nahrada wrote:
stefan merten schreibt:
Aber es geht *nicht* um Subsistenz. Das ist mir ganz wichtig und
grenzt uns entscheidend gegen die ganzen NewWork-, Tauschring- und
sonstigen Projekte, die lediglich als eine Folge der Prekarisierung
verstanden werden können.

Das versteh ich nicht. Wieso soll es keinen Zusammenschluß
von Open Source mit Möglichkeiten der Senkung der Lebenshaltungs-
kosten und praktischer Abkopplung vom Zwang zum Erwerb gehen?

Langsam. Ich versuch's mal auszubuchstabieren. Freie Software ist ein
Beitrag zur Senkung der (geldförmigen) Lebenshaltungskosten und so
gesehen ein Stückchen praktische Abkopplung vom Zwang zum Erwerb. Ok.

Freie Software ist aber *nicht* - und das kann ich gar nicht genug
betonen - ein Wirtschaften ausschließlich für die je eigenen Zwecke -
und das ist Subsistenz soweit ich dieses Wort verstanden habe. Zwar
wird Freie Software aufgrund der individuellen Selbstentfaltung
produziert, aber das Bedürfnis nach dem Produkt ist nur ein Aspekt
dabei. Wichtig ist aber, daß dieses Produkt eben nicht anderen
entzogen wird, sondern für die Menschheit zum Abholen bereit liegt -
natürlich auch, weil es durch die Möglichkeiten digitaler Kopie
praktisch unbegrenzt verfügbar, also nicht knapp ist. Das ist aber mit
keiner Definition von Subsistenz vereinbar, die ich mir vorstellen
kann.

Und die beschriebenen Projekte sind ja gerade *kein* Abkoppeln vom
Zwang zum Erwerb. Sie ersetzen lediglich mangels Masse - das ist eben
das Prekäre daran - den Zwang zum Gelderwerb durch einen anderen
Zwang. Oder kannst du mir ein Projekt aus diesem Sektor nennen, bei
dem ich Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr
nichts beitragen kann und trotzdem bekomme was ich brauche? Ich kenne
jedenfalls keins. Bei Freier Software ist das aber so. Bei den o.g.
Projekten muß - da steckt der Zwang - ich mir meine
Bedürfnisbefriedigung ertauschen. Darin unterscheiden sie sich in
keiner Weise von der Arbeitgesellschaft - NewWork hat die Arbeit ja
sogar im Namen.

Anders gefragt: ansonsten wäre opensource eine Spaß und Hobbyisten-
gemeinschaft jenseits der materiellen Notwendigkeiten, am besten
mit freier Musik etc.

Wenn wir Software als einen kleinen Teil der materiellen
Notwendigkeiten betrachten, dann kann es schon mal nicht jenseits
sein. Und daß es eine Spaßgemeinschaft - genauer: eine
Selbstentfaltungsgemeinschaft ist -, das ist ja ein wichtiger Punkt in
unserer Debatte.

Das wolltest Du doch nicht sagen, oder?

Ich fürchte, es liegt dazwischen. Was meinst du?


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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http://www.oekonux.de/



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