Wortbedeutung "Frei" (was: Re: [ox] Berliner Tafel ein Freies Projekt?)
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Fri, 3 Nov 2000 05:01:39 +0100
Hallo Stefan und alle!
On Mit, 01 Nov 2000, Stefan Merten wrote:
Ich habe mich gefragt, ob das eine Form eines Freien Projekts sein
kann oder vielleicht eine Vorform.
Ich habe mal vor einiger Zeit hier eingeführt, entgegen jeglicher
Rechtschreibung "frei" mit einem grossen "F" zu schreiben, wenn "Frei" im
Sinne der Definition der FSF (s. http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html )
zu verstehen ist. Dies hat inzwischen einige Nachahmer gefunden. Man kann
natürlich den Begriff noch ein wenig zerren, z.B. daß ein "Freies Projekt"
nicht etwa ein urheberrechtlich nicht geschütztes oder gecopyleftetes Projekt
ist, sondern ein Projekt, das etwas mit diesen Eigenschaften Behaftetes zum
Gegenstand hat. Das ganze hat aber nur Sinn, wenn wir das einheitlich
handhaben. Wenn du "Frei" als "frei von Verwertungslogik" benutzt und der
nächste wiederum für etwas anderes Freies, dann werde ich "Frei" zukünftig
wieder als "frei i.S.d. FSF" ausschreiben.
Zur ursprünglichen Frage zurück:
Das Projekt ist natürlich sehr sinnvoll, ist aber mit der Entwicklung Freier
Software dahingehend nicht vergleichbar, daß mit der Arbeit nicht
Etappenziele erreicht werden, sondern lediglich ein Mangel vorübergehend
ansatzweise beseitigt wird. Das heißt, wenn die FS-Projekte ihre Tätigkeit
einstellen, bleiben die Ergebnisse dennoch bestehen und werden nicht
schlecht, wenn aber keiner mehr an den Tafeln mithilft, vergammeln die
Lebensmittel wieder massenhaft, und irgendjemand muß hungern.
Solche Projekte, die kontinuierliche Arbeit erfordern und nur zeitlich
begrenzten Nutzen bringen, wird es in der GPL-Gesellschaft natürlich auch
geben. Irgendjemand wird das sicher machen wollen, was man schon daran sieht,
daß selbst heute, unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen, sich jemand
dafür findet.
Dennoch kann man Projekte wie dieses, so sinnvoll sie auch sein mögen, nicht
als Vorboten der GPL-Gesellschaft ansehen, zumal mit diesem Vorgehen nicht
wirklich der Kapitalismus überwunden werden kann -- dafür ist er noch viel zu
mächtig.
<offtopic>
Und nochwas zu den...
Engagement ihrer Mitglieder (ohne Innen ;-) ) getragen als durch
...Mitgliederinnen ;o)
Vor etwa 100 Jahren war die Endung "in" noch mit der Bedeutung "Frau eines"
belegt. Somit war eine "Bäckerin" die Frau eines Bäckers. Dies hat sich
inzwischen geändert, d.h. eine "Bäckerin" ist heute gewöhnlich ein weiblicher
Bäcker. Manche meinen neuerdings, um die Gleichberechtigung hervorzuheben,
männliche und weibliche Form in Backus-Naur-Form zu mischen. Aber ist das
schön so? Haben wir nicht eine Lautschrift?
Als Alternative bietet sich noch eine andere Form einer gleichberechtigten
Sprache an, und zwar wurde in der DDR einheitlich für Frauen und Männer die
vormals männliche Form verwendet. Frauen waren also "Techniker" oder
"Physiker", also stets ohne "in" am Ende. Nur bei Pflegeberufen
(Kindergärtnerin, Krankenschwester usw.) wurde davon abgewichen.
Mir persönlich gefällt letztere Möglichkeit deutlich besser, aber ich will da
auch niemandem etwas vorschreiben.
</offtopic>
Tschüß,
Thomas
}:o{#
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