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[ox] Re: Wortbedeutung "Frei"



Hi Thomas!

Last month (35 days ago) Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
On Mit, 01 Nov 2000, Stefan Merten wrote:
Ich habe mich gefragt, ob das eine Form eines Freien Projekts sein
kann oder vielleicht eine Vorform.

Ich habe mal vor einiger Zeit hier eingeführt, entgegen jeglicher
Rechtschreibung "frei" mit einem grossen "F" zu schreiben, wenn "Frei" im
Sinne der Definition der FSF (s. http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html )
zu verstehen ist.

Ah, du warst das. Hatte ich nicht mehr klar fand ich aber so gut, daß
ich es übernommen habe.

Dies hat inzwischen einige Nachahmer gefunden.

Ja, das ist Klasse, weil es sich so vielfältig einsetzen läßt und
gleichzeitig das eigene Denken schärft ("hier jetzt `f' oder `F'?")

Man kann
natürlich den Begriff noch ein wenig zerren, z.B. daß ein "Freies Projekt"
nicht etwa ein urheberrechtlich nicht geschütztes oder gecopyleftetes Projekt
ist, sondern ein Projekt, das etwas mit diesen Eigenschaften Behaftetes zum
Gegenstand hat. Das ganze hat aber nur Sinn, wenn wir das einheitlich
handhaben. Wenn du "Frei" als "frei von Verwertungslogik" benutzt und der
nächste wiederum für etwas anderes Freies, dann werde ich "Frei" zukünftig
wieder als "frei i.S.d. FSF" ausschreiben.

"Frei von Verwertung" finde ich gut. So versuche ich es wohl zu
verwenden, wenn ich jetzt mal von der Praxis auf die Theorie
zurückschließe ;-) .

Und nochwas zu den...

Engagement ihrer Mitglieder (ohne Innen ;-) ) getragen als durch

...Mitgliederinnen ;o)

Vor etwa 100 Jahren war die Endung "in" noch mit der Bedeutung "Frau eines"
belegt. Somit war eine "Bäckerin" die Frau eines Bäckers. Dies hat sich
inzwischen geändert, d.h. eine "Bäckerin" ist heute gewöhnlich ein weiblicher
Bäcker. Manche meinen neuerdings, um die Gleichberechtigung hervorzuheben,
männliche und weibliche Form in Backus-Naur-Form zu mischen. Aber ist das
schön so? Haben wir nicht eine Lautschrift?

Dazu gibt es einen ausführlichen Diskurs im Feminismus. Mich hat
dieser Diskurs und meine eigene Praxis gelehrt, daß diese Schreibweise
dazu führt, daß Frauen mitgedacht werden. Das finde ich wichtig und
mache es deswegen.

Als Alternative bietet sich noch eine andere Form einer gleichberechtigten
Sprache an, und zwar wurde in der DDR einheitlich für Frauen und Männer die
vormals männliche Form verwendet. Frauen waren also "Techniker" oder
"Physiker", also stets ohne "in" am Ende. Nur bei Pflegeberufen
(Kindergärtnerin, Krankenschwester usw.) wurde davon abgewichen.

Und genau das ist die diskriminierende Praxis: Die "Frauenberufe"
kriegen eben auch weibliche Bezeichnungen. Besonders augenfällig in
der "Sekretärin": Ein "Sekretär" ist nämlich zuerst mal ein
Möbelstück...

Der Lackmustest ist einfach: Wenn ich das Geschlecht umdrehe, ist das
dann irgendwie anders oder macht es keinen Unterschied? Wenn beim
"Krankenbruder" einem das Grinsen nicht aus dem Gesicht geht, dann ist
das z.B. so ein Fall. Oder der alte Witz an der Theke zwischen
männlicher und weiblicher Person:

  "Du bist also Physiker?"

  "Physiker*in*!"

  "Das macht doch keinen Unterschied."

  "Na, du als Germanistin, mußt es ja wissen."


						Mit humorvoll, Freien Grüßen

						Stefan

PS: Ich finde es übrigens enttäuschend, daß keine Frau sich dazu
geäußert hat ;-( ...


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